Nun, Faustus, frage sie nach ihren Namen und Eigenschaften.

FAUST. Das will ich gleich. Wer bist du, der Erste?

STOLZ. Ich bin Stolz. Es ist für mich zu gemein, Eltern zu haben. Ich bin wie Ovids Floh: ich krieche in alle Winkel einer Hure, bald sitz' ich ihr als eine Perücke auf der Stirn, bald häng' ich als ein Halsband um ihren Nacken, dann küss' ich sie als ein Fächer oder Fliegenwedel, und dann verwandle ich mich in ein altes Hemde und treibe mit ihr, was mich gelüstet. Aber, pfui, was ist das für ein Geruch hier! Ich spreche kein Wort mehr, und wolltet ihr mir auch so viel dafür geben, wie ein König werth ist, bis ihr nicht diesen Boden parfümirt und mit köstlichen Teppichen belegt.

FAUST. Du bist ein stolzer Bursche, das gesteh' ich. Wer bist du, der Zweite?

HABSUCHT. Ich bin Habsucht. Mich hat ein alter Filz in einem ledernen Sacke zur Welt gebracht. Und könnte ich jetzt meinen Wunsch erfüllt sehn, so müßte dieß Haus, ihr und alles sich in Gold verwandeln, damit ich es in meinen Kasten packen könnte. O mein süßes Gold!

FAUST. Und wer bist du, der Dritte?

NEID. Ich bin Neid. Mein Vater ist ein Schornsteinfeger und meine Mutter ein Austernweib. Ich kann nicht lesen und darum wünsche ich, daß alle Bücher verbrannt würden. Ich bin mager geworden, weil ich andre muß essen sehn. Oh, daß eine Hungersnot über die ganze Welt käme, daß alles sterben müßte und ich allein leben bliebe, da solltest du sehen, wie fett ich werden würde! Aber mußt du sitzen und ich stehen? Steh' auf in's Teufels Namen!

FAUST. Fort, du neidische Bestie! Aber, wer bist du, der Vierte?

ZORN. Ich bin Zorn. Ich habe weder Vater noch Mutter. Ich sprang aus eines Löwen Rachen, als ich kaum eine Stunde alt war, und seitdem laufe ich durch die Welt, auf und nieder, mit diesem Rappierfutteral und wenn ich keinen finde, der mit mir fechten will, so verwund' ich mich selbst. Ich bin geboren in der Hölle, und seht euch vor, denn Einer von euch muß mein Vater seyn.

FAUST. Und wer bist du, der Fünfte?

SCHLEMMEREI. Ich bin Schlemmerei. Meine Eltern sind beide gestorben und die ganze Baarschaft, die sie mir gelassen haben, ist der Teufel; das ist aber ein schlechter Kosthalter. Er gibt mir des Tages nur dreißig Mahlzeiten und zehn kleine Imbisse: ein armes Bagatell für die Bedürfnisse der Natur. Ich bin aus königlichem Stamme. Mein Vater war ein Schinken von Speckland und meine Mutter eine Saukopf von Burgunder; meine Pathen waren Peter Pückelhering und Martin Martinsochs, und meine Pathinn, oh, das war eine alte Edelfrau, die Margaretha Märzbier.