Willst du nackend tanzen, so zieh' nur deine Kleider aus, und ich will dich auf der Stelle beschwören. Oder willst du mit mir in die Kneipe gehn, ich will dir geben lassen Weißwein, Rothwein, Claret, Sekt, Muskat, Malvasier und Tunkwein. – Halt, Schlampampus, halt – und wir wollen keinen Pfennig dafür bezahlen.
DICK. O du Braver! Ich bitte dich, laß uns gleich gehn, denn ich bin durstig wie ein Hund.
RÜPEL. Komm denn, wir wollen fort.
Beide ab.
DER CHOR tritt auf.
Der hochgelehrte Faustus,
Um die Mysterien der Astronomie
In Jovis hohem Himmelsbuch zu lesen,
Stieg zu Olympus steilem Haupt empor,
Und dort in einem Flammenwagen sitzend,
Gezogen von der Kraft gejochter Drachen
Sieht er die Wolken, Sterne und Planeten,
Die Wendekreise, Himmelsgegenden,
Vom hellen Kreise des gehörnten Monds
Bis zu dem Glanz des primum Mobile.
Und also segelnd durch die ewgen Bahnen,
Die um den Pol die lichten Kreise ziehn,
Fährt schnell sein Drachenspann von Ost nach West
Und bringt ihn in acht Tagen wieder heim.
Doch lange hielt er nicht zu Hause Rast,
Den Leib zu pflegen nach der schweren Reise.
Zu neuen Taten treibt es ihn hinaus,
Und so besteigt er eines Drachen Rücken
Deß Flügelpaar die leichte Luft durchschneidet.
Dieß Mal will er Kosmographie studiren,
Der Erde Reich' und Küsten auszumessen,
Und, wie ich glaube, geht er jetzt nach Rom,
Den Pabst und seinen Hofstaat zu besuchen
Und beizuwohnen dem Sanct Petersfest,
Das diesen Tag man feierlich begeht.
Ab.
Faust und Mephostophilis.
FAUST.
Nachdem wir nun, Freund Mephostophilis,
Mit Freuden schon das stolze Trier passirt,
Umgeben rings mit luftgen Felsengipfeln,
Mit Kieselwällen, tiefgezog'nen Gräben,
Unüberwindlich dem Eroberer;
Dann von Paris, beschiffend Frankreichs Küsten,
Sahn wir den Main sich in den Rhein ergießen,
An dessen Strand die Rebenhaine grünen;
Durch Napel dann, Kampanien, das reiche,
Wo der Gebäude Pracht das Auge blendet,
Der graden Straßen seines Ziegelpflaster:
Sahn dort des weisen Maro goldnes Grab,
Den Weg, den er'ne Brittenmeile lang
In einer Nacht durch einen Felsen hieb:
Dann nach Venedig, Padua und gen Osten,
Wo jener wunderreiche Tempel steht,
Der mit dem stolzen Haupt den Sternen droht,
Deß Grund belegt mit vielen bunten Steinen,
Deß Dach ein seltnes Meisterwerk von Gold:
So hat bisher sich Faust die Zeit vertrieben.
Doch sag' mir nun, was liegt da für ein Ort?
Hast du, wie ich dir erst befohlen habe,
Mich in die Mauern Roms hereingeführt?
MEPHOSTOPHILIS.
Ich hab' es, Faust, und zum Beweis dafür,
Dies ist des Pabstes stattlicher Pallast,
Und weil wir ungewohnte Gäste sind,
Wähl' ich sein eignes Zimmer uns zur Wohnung.
FAUST.
Wie wird dich seine Heiligkeit begrüßen!
MEPHOSTOPHILIS.
Mir einerlei: sein Wildpret soll schon schmecken.
Doch nun, mein Faust, damit du auch erkennst,
Was Augenweide Rom für dich enthält,
Wiss' daß die Stadt auf sieben Hügeln steht,
Die ihren Grundbau unterstützen müssen:
Grad' mittendurch zieht sich der Tiberstrom,
Des Schlangengang sie in zwei Theile schneidet,
Darüber sich zwei prächtge Brücken legen,
Die sichren Weg nach jeder Gegend bieten:
Auf einer, Ponte Angelo genannt,
Ist jenes wunderschöne Schloß erbaut,
Darin zu sehn solch Lager von Geschütz,
Daß der Kartaunen Meng', aus Erz geschmiedet,
Gleich kommt der Zahl der Tage, so enthalten
In eines vollen Jahres Kreise sind;
Die Pforten auch und hohen Pyramiden,
Die Julius Cäsar bracht' aus Afrika.
FAUST.
Jetzt bei dem Königreich der Unterwelt,
Beim Styr, beim Acheron, beim Feuersee
Des ewig glüh'nden Phlegeton, beschwör' ich's,
Daß ich verschmachte fast, die Monumente
Und Lage zu besehn des stolzen Roms.
Komm denn und laß uns gehn.
MEPHOSTOPHILIS.
Nein, wart', mein Faust,
Ich weiß, du willst den heilgen Vater sehn
Und Theil auch nehmen am Sanct Peters Fest,
Das diesen Tag man feierlichst begeht:
Der Tag wird hochgeehrt in Rom und Welschland
Zum Angedenken des Triumpfs der Kirche.
FAUST.
Freund Mephostophilis, wie bist du freundlich!
Solang' ich hier auf Erden, laß mich schwelgen
In allem, was des Menschen Herz erfreut,
Die vierundzwanzig Jahre meiner Freiheit
Will ich in Lust und losem Scherz verbringen,
Daß Faustus Ruf, so lang die Erde steht,
Bewundert weit von Land zu Lande geht.
MEPHOSTOPHILIS.
So hab' ich's gern: komm bleibe dicht bei mir,
Du sollst die Herren gleich erscheinen sehn.
FAUST.
Nein, wart', mein lieber Mephostophilis,
Gewähr' mir eine Bitte und dann geh' ich.
Du weißt, daß wir im Zeitraum von acht Tagen
Uns angesehen Himmel, Erd' und Hölle.
Hoch stiegen unsre Drachen in die Lüfte,
Daß, wenn wir niederschauten, uns der Welt
Gestalt nicht dicker schien als meine Hand;
Da sahen wir der Erde Königreiche
Und was das Auge reizt, durft' ich betrachten.
Nun laß mich mit in diesem Schauspiel spielen,
Den stolzen Pabst des Faustus Ankunft fühlen.
MEPHOSTOPHILIS.
So sei es, Faust, doch jetzo bleib' erst stehn,
Laß ihren Siegszug hier vorübergehn,
Und dann bedenk', was deinem Sinn behagt:
Durch deiner Kunst Gewalt den Pabst zu kreuzen,
Und ihm den Glanz der Festlichkeit zu trüben,
Daß seine Mönch' und Abbte affengleich
Nach der dreifalt'gen Krone fratzend gaffen. –
Drisch auf der Mönche Haupt mit Rosenkränzen,
Setz' ein Geweih' den Kardinälen auf,
Und was du sonst Nichtswürdiges ersinnst,
Ich will's vollbringen, Faustus – Horch, sie kommen!
Heut' sei dein Ruhm im ganzen Rom vernommen.
Kardinäle und Bischöfe in großem Ornat, Mönche und Geistliche mit Rauchpfannen und singend. Dann der Pabst und Raimund, König von Ungarn, mit Bruno in Ketten.
PABST.
Setzt meinen Schämel nieder.
RAIMUND.
Bruno von Sachsen, steh,
Bis seine Heiligkeit auf deinem Rücken
Besteigt Sanct Peters hohen Kirchenthron.
BRUNO.
Der Thron ist mein, du stolzer Lucifer,
Sanct Petern beug' ich mich, doch nicht vor dir.
PABST.
Vor mir und Petro lieg' im Staube hier
Und krieche vor des Pabstes Majestät.
Trompeter blast! Sanct Petri Erben reicht
Bruno den Rücken, drauf zum Thron er steigt.
Trompetenstoß, während er auf den Thron steigt.
So wie der Himmel kriecht auf Schneckenfüßen,
Eh' er mit Eisenhand den Menschen straft:
So brech' auch unsre Rach' aus ihrem Schlaf
Und stürz' in Tod dein abscheuvolles Werk.
Ihr Kardinäl' aus Frankreich, Padua,
Geht hin nach unsrem heilgen Konsistorium
Und leset in den Dekretalien,
Was in Trient beim heiligen Koncil
Die hohen Väter dekretirt für den,
Der sich anmaßt der päpstlichen Gewalt
Ohn' rechte Wahl und allgemeine Stimme.
Geht, bringt in Eil' die Antwort mir zurück.
ERSTER KARDINAL.
Wir gehen, Herr.
Kardinäle ab.
PABST.
Herr Raimund!
FAUST.
Geh', spute dich, Freund Mephostophilis,
Folg' ihnen in das Konsistorium,
Und wenn sie gläubig in den Büchern blättern,
Schlag' sie mit Müdigkeit und schwerer Schlafsucht,
Daß sie so fest entschlummern, daß wir beide
In ihres Leibs Gestalt den Pabst berichten,
Der also stolz dem Kaiser trotzen will,
Und daß wir, trotz all seiner Heiligkeit,
Den Bruno wieder in die Freiheit setzen
Und tragen unversehrt in's deutsche Reich.
MEPHOSTOPHILIS.
Faustus, ich gehe.
FAUST.
Mach' es bald ab.
Der Pabst soll fluchen, daß nach Rom ich kam.
Faust und Mephostophilis ab.
BRUNO.
Pabst Adrian, laß nach dem Recht mich richten,
Ich bin erwählet von dem deutschen Kaiser.
PABST.
Die That bringt deinen Kaiser um den Thron
Und seine Völker in der Kirche Bann.
Denn du und er sind exkommunicirt
Und von der Kirche Vorrecht ausgeschlossen,
Sowie aus der Gemeinschaft aller Heilgen.
Er wird zu stolz in seiner Macht Gefühl,
Sein kühnes Haupt über die Wolken hebend,
Und überschaut, gleich einem Thurm, die Kirche.
Doch wolln den frechen Mut wir niederdrücken,
Und wie Pabst Alexander, unser Vorfahr',
Auf Kaiser Friedrichs Nacken einst getreten,
Den goldnen Spruch zu dem Triumpfe fügend:
Auf Kaisern sollen Petri Erben stehn
Und fußen auf der Natter grausen Rücken,
Den Löwen und den Drachen niedertreten
Und kühn den giftgen Basilisken stoßen:
So wolln wir des Empörers Hochmut dämpfen
Und kraft der apostolischen Gewalt
Ihn seines kaiserlichen Throns entsetzen.
BRUNO.
Pabst Julius schwur dem König Sigismund
Für sich und alle Päbste, die ihm folgten,
Den Kaiser als rechtmäßgen Herrn zu ehren.
PABST.
Das war ein Mißbrauch mit der Kirche Rechten
Und darum ist sein Ausspruch null und nichtig.
Ist unser nicht jedwede Macht auf Erden?
Und irren kann kein Pabst, selbst wenn er's wollte.
Sieh diesen Silbergürtel, dran befestigt
Die sieben goldnen Siegel, fest gesiegelt,
Zum Zeichen unsrer siebenfachen Macht,
Zu binden, lösen, schließen, richten, strafen,
Besiegeln und aufheben, wie's uns recht ist.
Drum beugt euch, du und er und alle Welt,
Wo nicht, so fürchtet meines Fluches Donner,
Die schwer euch treffen wie der Hölle Qualen.
Faustus und Mephostophilis, als Kardinäle, treten auf.
MEPHOSTOPHILIS.
Nun sag' mir, Faust, sehn wir nicht trefflich aus?
FAUST.
Ja Freund, und von zwei solchen Kardinälen
Wie wir, ward nie ein heil'ger Pabst bedient.
Doch, während die im Konsistorium schnarchen,
Laß hier uns den ehrwürdgen Vater grüßen.
RAIMUND.
Sieh, Herr, die Kardinäle sind zurück.
PABST.
Willkommen, edle Väter, sagt mir jetzt,
Was hat das heilige Koncil bestimmt,
Hinsichtlich Bruno's und des deutschen Kaisers,
Zur Strafe ihrer letztlichen Verschwörung
Gegen des Pabstes Reich und Heiligkeit?
FAUST.
Viel heiliger Patron der röm'schen Kirche,
Durch des Konciliums ungetheilte Stimme,
Von Priestern und Prälaten, ist bestimmt,
Daß Bruno und des deutschen Reiches Kaiser
Für Ketzer und Abtrünnige zu halten,
Für freche Störer unsres Kirchenfriedens:
Und wenn der Bruno hier, aus eigner Wahl,
Und ohne allen Zwang der deutschen Pärs,
Gegriffen hat nach der dreifaltgen Krone,
Durch deinen Tod auf Petri Stuhl zu steigen,
So sprechen dieß die Dekretalien:
Er werde stracks der Ketzerei verdammt
Und müss' auf einem Scheiterhaufen brennen.
PABST.
Es ist genug, hier, nehmt ihn in Verwahrung,
Und führt ihn gleich nach Ponte Angelo,
Und in den tiefsten Thurm schließt mir ihn ein.
Und Morgen, in dem Konsistorio,
Im Beisitz aller edlen Kardinäle,
Wolln über Tod und Leben wir ihn richten.
Hier, nehmt auch seine Krone mit euch weg
Und legt sie in den Schatz der Kirche nieder.
Beeilt euch, meine lieben Kardinäle,
Und nehmet unsern väterlichen Segen.
MEPHOSTOPHILIS.
So, so: ward schon ein Teufel so gesegnet?
FAUST.
Komm, Mephostophilis, und laß uns gehn.
Hoch kömmt der Spaß den Schläfern noch zu stehn.
Faust und Mephostophilis ab.
PABST.
Geht jetzt und bringt ein Gastmahl mir heraus,
Daß feierlich wir Petri Fest begehn,
Und mit Herrn Raimund, Ungarns Könige,
Trinken auf unsres letzten Sieges Glück.
Ab.
Musik, während dessen das Gastmahl bereitet wird. Dann Faust und Mephostophilis in ihrer eigenen Gestalt.
MEPHOSTOPHILIS.
Jetzt, Faustus, komm, bereite dich zum Lachen,
Die faulen Kardinäle sind dabei schon,
Bruno zu richten, den wir fortspedirt,
Der auf dem kühnsten Roß, gedankenschnell,
Über die Alpen schon nach Deutschland fliegt,
Dort den betrübten Kaiser zu begrüßen.
FAUST.
Der Pabst wird heute ihren Schlaf verfluchen,
Der Bruno ihm verschlief sammt seiner Krone.
Doch jetzo laß den Faust sein Herz erfreun
Und einen Spaß aus ihrer Thorheit machen:
Freund Mephostophilis, bezaubre mich,
Daß unsichtbar ich unter Allen wandle
Und unsichtbar, was mir behagt, vollbringe.
MEPHOSTOPHILIS.
Faustus, du sollst: so knie jetzo nieder.
Beschwörend.
Dein Haupt mit meiner Hand berührt,
Der Zauberstab ringsum geführt,
Nimm diesen Gürtel und erschein'
Unsichtbar jedem Blick zu seyn;
Die sieben Planeten, die Nebelluft,
Der Furien Haar, die Höllenkluft,
Des Pluto blauer Feuersee,
Der Baum der bleichen Hekate,
Sie hüllen dich in Zauber ein,
Daß dringt kein Blick zu dir herein.
So, Faust, vor aller seiner Heiligkeit
Thu' was du willst jetzt: Keiner wird dich merken.
FAUST.
Dank dir, mein Freund. Nun Fratres, habet Acht,
Daß Faust die Glatzen euch nicht blutig macht!
MEPHOSTOPHILIS.
Still, Faustus. Sieh, die Kardinäle kommen.
Der Pabst und die Herren seines Gefolges.
Dann die Kardinäle.
PABST.
Willkommen, Kardinäle, setzt euch nieder;
Herr Raimund, nehmet Platz; ihr Fratres, sorgt,
Und seht, daß alles in Bereitschaft sei,
Wie es dem feierlichen Tage ziemt.
ERSTER KARDINAL.
Laßt erst es Eurer Heiligkeit gefallen
Zu hören des ehrwürdgen Sends Beschluß,
Hinsichtlich Bruno's und des deutschen Kaisers.
PABST.
Was soll die Rede? Sagt ich euch nicht eben,
Im Konsistorio wolln wir morgen sitzen
Und dort entscheiden über ihre Strafe?
Ihr brachtet ja das Wort, es sei beschlossen,
Daß Bruno und der fluchbelad'ne Kaiser
Verdammt vom heiligen Koncile wären,
Als faule Ketzer und Abtrünnige:
Was soll ich selbst noch in die Bücher gucken?
ERSTER KARDINAL.
Eur Gnaden irrt: Ihr gabt nicht den Bescheid.
RAIMUND.
Leugnet es nicht, wir Alle sind ja Zeugen,
Daß Bruno hier euch übergeben ward,
Sammt seiner reichen Krone zur Verwahrung
Und Niederlegung in der Kirche Schatz.
BEIDE KARDINÄLE.
Beim heilgen Paul, wir haben nichts gesehn.
PABST.
Beim heilgen Peter, ihr sollt Beide sterben,
Schafft ihr nicht ihn und sie alsbald zurück.
Schlagt sie in Fesseln, werft sie ins Gefängniß!
Falsche Prälaten, dieser Hochverrath
Stürz' eure Seelen in die Höllenqual!
FAUST.
So, die sind fort. Nun, Faustus, auf zum Feste!
Was hat der Pabst doch heut für lustge Gäste!
PABST.
Herr Erzbischoff von Rheims, setzt Euch zu Tische.
ERZBISCHOF.
Ich dank' Eur' Heiligkeit.
FAUST.
Allons, in's Teufels Namen, macht ein Ende!
PABST.
Wer spricht da? Fratres schauet wohl umher!
Herr Raimund, greifet zu: dem Bischof Mailands
Dank' ich für dieses köstliche Geschenk.
Reicht dem Raimund eine Schüssel. Faust reißt sie weg.
FAUST.
Ich dank' Euch, Herr.
PABST.
Was! wie? wer riß mir meine Schüssel weg?
Schurken, antwortet mir!
Mein guter Erzbischof, die leckre Schüssel
Ward mir von Frankreichs Kardinal gesandt.
Wie oben.
FAUST wie oben.
Die will ich auch.
PABST.
Stehn Ketzer neben unsrer Heiligkeit,
Daß wir so große Schmach erleiden müssen?
Holt mir den Wein.
FAUST.
Ich bitte drum, denn ich verdürste fast.
Schenken bringen Wein.
PABST.
Herr Raimund, auf eur Wohlsein dieses Glas!
FAUST wie oben.
Ich trink auf eures, Herr.
PABST.
Mein Wein auch fort? Ihr Schlingel seht euch um,
Und sucht den Kerl, der mir den Schimpf gethan,
Bei unsrer Heiligkeit, es gilt eur Leben.
Ich bitt' euch, meine Herr'n, laßt euch nicht stören.
BISCHOF. Belieb' es Eur Heiligkeit, mich anzuhören. Ich glaube, es ist ein Geist, der sich aus dem Fegefeuer geschlichen hat und nun um seine Erlösung zu Eur Heiligkeit gekommen ist.
PABST.
Das kann wohl seyn.
Geht, laßt die Priester Seelenmessen singen,
Daß sich die Wut des irren Geistes lege.
Sie bekreuzen sich und die Speisen.
FAUST.
Was, müßt ihr jeden Bissen denn bekreuzen?
Nehmt das dafür.
Faust giebt dem Pabst eine Ohrfeige.
PABST.
O weh, ein Schlag! O helft mir, meine Herr'n!
O kommt und helft, tragt meinen Leib von hinnen!
Fluch ewig seiner Seel' um diese That!
Pabst und Gefolge ab.
MEPHOSTOPHILIS.
Nun, Faust, was nun zu thun? Denn du mußt wissen,
Verflucht wirst du mit Schelle, Buch und Kerze.
FAUST.
Ja, Schelle, Buch und Kerz', und Kerze, Buch und Schelle
Von hinten und von vorn flucht meinen Geist zur Hölle!
Die Priester mit einer Schelle, einem Buch und einer Kerze kommen.
ERSTER PRIESTER. Kommt, Fratres, laßt uns unser heiliges Amt mit guter Andacht beginnen.
Verflucht sei, wer seiner Heiligkeit die Schüsseln von der Tafel gestohlen hat. Maledicat Dominus!
Verflucht sei, wer seiner Heiligkeit eine Maulschelle gegeben hat. Maledicat Dominus!
Faust und Mephostophilis schlagen auf sie.
Verflucht sei, wer dem Frater Sandelo einen Schlag auf die Glatze gegeben hat. Maledicat Dominus!
Verflucht sei, wer unsre heilige Seelenmesse stört. Maledicat Dominus!
Verflucht sei, wer seiner Heiligkeit den Wein ausgetrunken hat. Maledicat Dominus!
Faust und Mephostophilis werfen Feuerwerk unter sie. Die Priester laufen davon.
Rüpel und Dick treten auf. Einer hält einen Becher.
DICK. Kerl! Rüpel! wir thäten am besten, uns nach deinem Teufel umzusehn, daß der sich für unsern gestohlenen Becher verantwortete, denn des Schenkwirths Junge folgt uns hart auf den Fersen.
RÜPEL. Hat nichts zu sagen, laß ihn kommen. Wenn er uns folgt, so will ich ihn beschwören, wie er in seinem Leben noch nimmermehr beschworen worden ist, dafür steh' ich. Gieb mir den Becher.
Der Schenkwirth kömmt.
DICK giebt den Becher an Rüpel. Hier hast du ihn. Da kommt er. Jetzt, Rüpel, jetzt oder nimmermehr zeige deine Wissenschaft.
SCHENKWIRTH. Ah, seid ihr hier? Ich freue mich, daß ich euch gefunden habe.
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