Schwerdt, triff den Fleck,
Er gab mir Hörner, ich will seinen Kopf.
Faustus mit einem falschen Kopfe tritt auf.
MARTIN.
Sieh, sieh, er kömmt.
BENVOLIO.
Kein Wort mehr: Alles endet dieses Schwerdt.
Er trifft den Faust, dieser sinkt.
Da liegt sein Leib, der Geist zur Hölle fährt.
FAUST.
Oh!
FRIEDRICH.
Was stöhnt Ihr so, Herr Doktor?
BENVOLIO.
Brech' ihm das Herz mit Stöhnen! Seht einmal,
So end' ich schnell ihm seine Todesqual.
MARTIN.
Das Schwerdt meint's gut, der Kopf ist ihm herunter.
BENVOLIO.
Todt ist der Teufel, Furien, triumphirt!
FRIEDRICH.
War dieß der ernste Blick, die stolze Stirn,
Vor der der grimme Herr der Höllengeister
Zittert' und bebte, wenn sein Machtruf scholl?
MARTIN.
Dieß das verfluchte Haupt, deß Hirn ersann
Benvolio's Schmach im Angesicht des Kaisers?
BENVOLIO.
Ja, dieses ist das Haupt und hier der Leib,
Gerecht belohnt für seine Büberei.
FRIEDRICH.
Kommt, laßt uns sinnen, größre Schmach zu laden
Noch auf das schwarze Scheusal seines Namens.
BENVOLIO.
Erst nagl' ich, zum Ersatz für meine Schmach,
An seinen Kopf ein groß Geweih und häng' ihn
So auf im Fenster, wo er mich verspottet,
Daß alle Welt die rechte Rache sehe.
MARTIN. Aber, was sollen wir mit seinem Bart machen?
BENVOLIO. Den wollen wir an einen Schornsteinfeger verkaufen; er wird zehn birkene Besen aushalten, dafür steh' ich.
FRIEDRICH. Was fangen wir mit seinen Augen an?
BENVOLIO. Wir wollen ihm die Augen ausreißen und sie ihm als Knöpfe an die Lippen setzen, damit seine Zunge sich nicht erkälte.
MARTIN. Ein excellenter Einfall! Und jetzt, meine Herren, da wir mit dem Kopfe fertig sind, was sollen wir mit dem Leibe machen?
BENVOLIO. Wetter, der Teufel wird wieder lebendig!
FRIEDRICH. Gebt ihm seinen Kopf, um Gottes willen!
FAUST.
Behaltet ihn. Faust hat noch Köpf' und Hände,
Eur Herz zum Lohn für diese That zu fordern.
Wißt, ihr Verräther, daß mir ward verschrieben.
Ein vier und zwanzigjährig Erdenleben.
Und hätt' eur Schwerdt auch meinen Leib zerhauen,
Mein Fleisch und Bein gehackt zu dünnem Staub,
Doch wär' alsbald mein Geist zurückgekehrt
Und vor euch ständ' ein frischer, freier Mann.
Doch warum zögr' ich noch mit meiner Rache?
Astaroth, Belimoth, Mephostophilis!
Mephostophilis und andere Teufel treten auf.
FAUST.
Geht, nehmt die Buben auf die Feuerrücken
Und steigt mit ihnen hoch zum Himmel auf,
Dann stürzt sie häuptlings in die tiefste Hölle!
Doch, halt, die Welt soll ihren Jammer sehn,
Eh' ihre Hinterlist die Hölle straft.
Geh, Belimoth, nimm diesen Lump von hier,
Wirf ihn in einen See voll Schlamm und Koth;
Nimm du den Andern, schleif' ihn durch die Wälder
In scharfen Dornen, stechenden Gesträuchen;
Und du, mein lieber Mephostophilis,
Flieg' mit dem Schuft nach einem schroffen Felsen,
Daß niederrollend sein Gebein zerbreche;
Wie er mich zu zergliedern hat gedacht,
Fort, schnell, so wird es jetzt an ihm vollbracht.
FRIEDRICH.
Gnad', edler Faustus, schenk' uns unser Leben.
FAUST.
Fort!
FRIEDRICH.
Kommt, kommt, beim Teufel hilft kein Widerstreben.
Die Teufel mit den Rittern ab.
Die Soldaten kommen aus dem Versteck hervor.
ERSTER SOLDAT.
Kommt, meine Herr'n, und setzt euch in Bereitschaft,
Eilt euch, den edlen Rittern beizustehn,
Ich hörte sie mit dem Beschwörer sprechen.
ZWEITER SOLDAT.
Seht, seht, er kömmt. Schnell schlagt den Buben nieder.
FAUST.
Was? Ein Versteck, mein Leben drinn zu fangen?
Nun, Faust, die Kunst versucht! Halt, niedre Knechte!
Seht, diese Bäume folgen meinem Wink
Und stehn als Vollwerk zwischen euch und mir,
Vor schändlichem Verrat mich zu bedecken.
Doch, eurem armen Angriff zu begegnen,
Sollt ihr ein Heer sogleich erscheinen sehn.
Faust schlägt an den Boden, ein Teufel als Trommelschläger tritt auf, hinter ihm ein anderer als Fahnenträger und mehrere mit Schwerdtern. Mephostophilis wirft Feuerwerk unter die Soldaten, diese laufen davon.
Benvolio, Friedrich und Martin, treten zu verschiedenen Thüren ein, Haupt und Gesicht blutig und mit Schlamm und Koth beschmiert. Alle haben Hörner am Kopfe.
MARTIN.
Was? He, Benvolio!
BENVOLIO.
Hier. Was giebts, Friedrich, he?
FRIEDRICH.
O hilf mir, lieber Freund! Wo ist Martino?
MARTIN.
Hier, theurer Friedrich,
Erstickt fast in dem See voll Schlamm und Koth,
Wodurch die Furien mich kopfunter zogen.
FRIEDRICH.
Martino, sieh,
Benvolio hat wieder Hörner.
MARTIN.
O Jammer, was nunmehr, Benvolio?
BENVOLIO.
Hilf Himmel, bin ich stets ein Unglückskind!
MARTIN.
Nein, fürchte nichts, wir können nicht mehr tödten.
BENVOLIO.
So meine Freund' entstellt! O Höllentücke!
Mit Hörnern ist eur beider Haupt besetzt.
FRIEDRICH.
Du hast's getroffen!
Du meinst dein eignes: fühl' an deinen Kopf!
BENVOLIO.
Was Wetter! Wieder Hörner!
MARTIN.
Nun, fluche nicht! Wir alle sind versehn.
BENVOLIO.
Was für ein Teufel dient dem großen Zaubrer,
Daß trotz dem Trotz sich unsre Schmach verdoppelt?
FRIEDRICH.
Was solln wir thun, um unsre Scham zu bergen?
BENVOLIO.
Wenn wir ihm folgten, Rache auszuüben,
Setzt' er noch Eselsohren aufs Geweih
Und machte aller Welt uns zu Hanswürsten.
MARTIN.
Was thun wir also, Freund Benvolio?
BENVOLIO.
Ich hab' ein Schloß nicht fern von diesen Wäldern,
Dahin laß fliehn uns und im Dunkel leben,
Bis uns die Zeit die Thiergestalten nimmt.
Wenn unsren Ruf solch schwarz Geschick befleckt,
So sei mit unsrem Tod die Schmach bedeckt.
Ab.
Faustus, der Pferdephilister und Mephostophilis.
PFERDEPHILISTER. Ich bitte Eur Gnaden, nehmt diese vierzig Thaler.
FAUST. Mein Freund, so ein gutes Pferd kauft man nicht für einen so schlechten Preis. Ich habe eben nicht nöthig, es zu verkaufen, aber wenn es dir für zehn Thaler mehr gefällig ist, so nimm es, denn ich sehe, du meinst es gut mit dem Thiere.
PFERDEPHILISTER. Ich bitt' euch, Herr, nehmt das Geld. Ich bin ein sehr armer Mann und habe kürzlich viel an den Pferden eingebüßt. Der Kauf könnte mich wieder in die Höhe bringen.
FAUST. Nun gut, ich will nicht lange mit dir handeln. Gieb nur das Geld. Nun, Freund, muß ich dir sagen, reite mit dem Thiere über Hecken und Graben und schon' es nicht, aber, das merke dir, um keinen Preis reite es ins Wasser.
PFERDEPHILISTER. Wie so, Herr, nicht in's Wasser? Wie, trinkt es nicht von jedem Wasser?
FAUST. O ja, es trinkt von jedem Wasser, aber, reite es nicht in's Wasser: über Hecken und Graben, und wohin du willst, aber nicht in's Wasser. Geh, laß dir den Stallknecht das Pferd überliefern und vergiß nicht, was ich dir gesagt habe.
PFERDEPHILISTER. Verlaßt euch darauf, Herr. O freudenvoller Tag! Nun bin ich für ewig ein gemachter Mann!
Ab.
FAUST.
So bist du, Faust, zum Tode denn verdammt!
Zum Ende neigt sich deines Lebens Zeit.
Verzweiflung treibt mein Denken auf und ab. –
Komm, stiller Schlaf, und wiege meine Leiden.
Still! Christus rief den Schächer an dem Kreutze:
So schlaf' denn, Faust, in dem Gedanken ein.
Er setzt sich nieder und entschläft.
Der Pferdephilister in nassen Kleidern tritt auf.
PFERDEPHILISTER. Oh, was war das für ein spitzbübischer Doktor! Ich reite mein Pferd in's Wasser, denke, es steckt da irgendein geheimes Mysterium in dem Thiere, und sieh da, da hab' ich nichts zwischen den Beinen als ein Bündchen Stroh und habe noch Noth vollauf, daß ich nicht ertrinke. Gut, ich will ihn wecken, er soll mir meine vierzig Thaler wieder herausgeben.
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