Ein Schrei nach Rache erscholl. Bevor man aber die Todten rächen konnte, mußte man die Lebenden retten. Drei Abtheilungen waren am Lande, und Tausende vom Blut erhitzter Wilder, Cannibalen, welche Appetit bekommen hatten, umringten diese.

In Abwesenheit des Kapitän Crozet, der die Nacht auf dem Zimmerplatze zugebracht hatte, ordnete Duclesmer, der erste Schiffsofficier, die dringendsten Maßregeln an. Die Schaluppe des Mascarin wurde mit einem Officier und einer Abtheilung Soldaten abgesendet. Dieser Officier sollte vor Allem den Zimmerleuten zu Hilfe eilen. Er fuhr ab, längs der Küste hin, sah das auf den Strand getriebene Boot des Kapitän Marion und schiffte sich aus.

Kapitän Crozet, der, wie erwähnt, nicht an Bord gewesen war, wußte noch nichts von der Blutthat, als er gegen zwei Uhr Nachmittags das Detachement anrücken sah. Er witterte Unheil, ging ihm entgegen und hörte das Vorgefallene. Er verbot es, seinen Leuten hier davon Mittheilung zu machen, um diese nicht entarten zu lassen.

Die Wilden hatten, zu einzelnen Trupps vereinigt, alle Höhen besetzt. Kapitän Crozet ließ die nöthigsten Werkzeuge mitnehmen, die anderen vergraben, zündete die Schuppen an und begab sich mit ungefähr sechzig Mann auf den Rückzug.

Die Eingeborenen folgten ihm unter dem Rufe: »Takouri mate Marion!« [Fußnote: Takouri hat Marion getödtet.] Sie hofften die Matrosen zu erschrecken, wenn sie ihnen den Tod ihres Führers kund machten. Diese wollten sich in der Wuth auf jene Bösewichte stürzen, so daß sie Kapitän Crozet kaum zurückhalten konnte.

Zwei Stunden wurden zurückgelegt. Das Detachement erreichte das Ufer und schiffte sich mit den Leuten von der zweiten Abtheilung in den Schaluppen ein. Während dieser ganzen Zeit rührte sich wohl ein Tausend Eingeborener, die sich zur Erde gesetzt hatten, nicht von der Stelle. Sobald aber die Schaluppen in See stachen, begannen die Steine zu fliegen. Sofort schossen vier Matrosen, die gute Schützen waren, nach einander alle Häuptlinge nieder, zur größten Bestürzung der Eingeborenen, welche die Wirkung der Feuerwaffen noch nicht kannten.

Kapitän Crozet ging nach dem Mascarin und sandte sogleich die Schaluppe nach der Insel Motou-Aro. Eine Abtheilung Soldaten richtete sich auf der Insel ein, um die Nacht dort zuzubringen, und die Kranken wurden wieder an Bord geschafft. Andern Tags kam eine zweite Abtheilung, um den Posten zu verstärken. Es galt, die Insel von Wilden, welche sie unsicher machten, zu säubern und die Füllung der Wasserbehälter zu vollenden. Auf Motou-Aro war ein Dorf mit dreihundert Einwohnern. Die Franzosen griffen es an. Sechs Häuptlinge wurden getödtet, der Nest der Eingeborenen mit dem Bajonnette niedergemacht und das Dorf verbrannt.

Indessen konnte der Castries nicht ohne Bemastung in's Meer gehen, und da Crozet auf die Bäume aus dem Cedernwalde verzichten mußte, begnügte er sich mit zusammengesetzten Masten. Die Wassereinnahme wurde indessen fortgesetzt. Ein Monat verstrich. Die Einwohner machten mehrere erfolglose Versuche, die Insel Motou-Aro wieder zu gewinnen. Wenn ihre Piroguen in die Schußweite der Schiffe kamen, trieb man sie mit Kanonen wieder davon.

Endlich waren die Arbeiten beendet. Es handelte sich nun darum, zu wissen, ob nicht eines der sechzehn Opfer dem Blutbade entronnen wäre, und die Uebrigen zu rächen. Die Schaluppe begab sich mit einer starken Abtheilung Officiere und Soldaten nach dem Dorfe Takouri's. Bei ihrer Annäherung entfloh der verrätherische, feige Häuptling, der den Mantel des Kapitän Marion auf den Schultern trug. Die Hütten seines Dorfes wurden sorgfältig durchsucht. In seiner eigenen fand man einen Menschenschädel, der erst kürzlich gekocht worden war und der noch den Eindruck der Zähne des Kannibalen zeigte. Ein menschlicher Schenkel war von einem hölzernen Stocke durchbohrt.