Und
warum? Es seien Ketzereien drin, sagen sie, und Sachen, Gott weiß. Ich
hab' ihrer doch auch gesungen; es ist jetzt was Neues, ich hab' nichts
drin gesehen.
Buyck. Ich wollte sie fragen! In unsrer Provinz singen wir, was wir
wollen. Das macht, daß Graf Egmont unser Statthalter ist; der fragt nach
so etwas nicht.--In Gent, Ypern, durch ganz Flandern singt sie, wer
Belieben hat. (Laut.) Es ist ja wohl nichts unschuldiger, als ein
geistlich Lied? Nicht wahr, Vater?
Ruysum. Ei wohl! Es ist ja ein Gottesdienst, eine Erbauung.
Jetter. Sie sagen aber, es sei nicht auf die rechte Art, nicht auf ihre
Art; und gefährlich ist's doch immer, da läßt man's lieber sein. Die
Inquisitionsdiener schleichen herum und passen auf; mancher ehrliche Mann
ist schon unglücklich geworden! Der Gewissenszwang fehlte noch! Da ich
nicht thun darf, was ich möchte, können sie mich doch denken und singen
lassen, was ich will.
Soest. Die Inquisition kommt nicht auf. Wir sind nicht gemacht, wie die
Spanier, unser Gewissen tyrannisieren zu lassen. Und der Adel muß auch
beizeiten suchen, ihr die Flügel zu beschneiden.
Jetter. Es ist sehr fatal. Wenn's den lieben Leuten einfällt, in mein
Haus zu stürmen, und ich sitz' an meiner Arbeit und summe just einen
französischen Psalm und denke nichts dabei, weder Gutes noch Böses; ich
summe ihn aber, weil er mir in der Kehle ist; gleich bin ich ein Ketzer
und werde eingesteckt. Oder ich gehe über Land, und bleibe bei einem
Haufen Volks stehen, das einem neuen Prediger zuhört, einem von denen,
die aus Deutschland gekommen sind; auf der Stelle heiß' ich ein Rebell
und komme in Gefahr, meinen Kopf zu verlieren. Habt ihr je einen
predigen hören?
Soest. Wackre Leute. Neulich hört' ich einen auf dem Felde vor tausend
und tausend Menschen sprechen. Das war ein ander Geköch, als wenn unsre
auf der Kanzel herumtrommeln und die Leute mit lateinischen Brocken
erwürgen. Der sprach von der Leber weg; sagte, wie sie uns bisher hätten
bei der Nase herumgeführt, uns in der Dummheit erhalten, und wie wir mehr
Erleuchtung haben könnten.--Und das bewies er euch alles aus der Bibel.
Jetter. Da mag doch auch was dran sein. Ich sagt's immer selbst, und
grübelte so über die Sache nach. Mir ist's lang im Kopf herumgegangen.
Buyck. Es läuft ihnen auch alles Volk nach.
Soest. Das glaub' ich, wo man was Gutes hören kann und was Neues.
Jetter. Und was ist's denn nun? Man kann ja einen jeden predigen lassen
nach seiner Weise.
Buyck. Frisch, ihr Herren! Über dem Schwätzen vergeßt ihr den Wein und
Oranien.
Jetter. Den nicht zu vergessen! Das ist ein rechter Wall: wenn man nur
an ihn denkt, meint man gleich, man könne sich hinter ihn verstecken, und
der Teufel brächte einen nicht hervor. Hoch! Wilhelm von Oranien, hoch!
Alle. Hoch! hoch!
Soest. Nun, Alter, bring' auch deine Gesundheit.
Ruysum.
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