So schön, so reich, als ihn der Schnitzer nur machen kann. Es soll in der Galerie aufgestellet werden.--Aber dieses bleibt hier. Mit einem Studio macht man soviel Umstände nicht: auch läßt man das nicht aufhängen, sondern hat es gern bei der Hand.--Ich danke Ihnen, Conti; ich danke Ihnen recht sehr.--Und wie gesagt: in meinem Gebiete soll die Kunst nicht nach Brot gehen--bis ich selbst keines habe. --Schicken Sie, Conti, zu meinem Schatzmeister, und lassen Sie, auf Ihre Quittung, für beide Porträte sich bezahlen--was Sie wollen. Soviel Sie wollen, Conti.

Conti. Sollte ich doch nun bald fürchten, Prinz, daß Sie so noch etwas anders belohnen wollen als die Kunst.

Der Prinz. O des eifersüchtigen Künstlers! Nicht doch!--Hören Sie, Conti; soviel Sie wollen. (Conti geht ab.)

Fünfter Auftritt

Der Prinz. Soviel er will!--(Gegen das Bild.) Dich hab ich für jeden Preis noch zu wohlfeil.--Ah! schönes Werk der Kunst, ist es wahr, daß ich dich besitze?--Wer dich auch besäße, schönres Meisterstück der Natur!--Was Sie dafür wollen, ehrliche Mutter! Was du willst, alter Murrkopf! Fodre nur! Fodert nur!--Am liebsten kauft' ich dich, Zauberin, von dir selbst!--Dieses Auge voll Liebreiz und Bescheidenheit! Dieser Mund!--Und wenn er sich zum Reden öffnet! wenn er lächelt! Dieser Mund!--Ich höre kommen.--Noch bin ich mit dir zu neidisch. (Indem er das Bild gegen die Wand drehet.) Es wird Marinelli sein. Hätt' ich ihn doch nicht rufen lassen! Was für einen Morgen könnt' ich haben!

Sechster Auftritt

Marinelli. Der Prinz.

Marinelli. Gnädiger Herr, Sie werden verzeihen.--Ich war mir eines so frühen Befehls nicht gewärtig.

Der Prinz. Ich bekam Lust, auszufahren. Der Morgen war so schön. --Aber nun ist er ja wohl verstrichen; und die Lust ist mir vergangen. --(Nach einem kurzen Stillschweigen.) Was haben wir Neues, Marinelli?

Marinelli. Nichts von Belang, das ich wüßte.--Die Gräfin Orsina ist gestern zur Stadt gekommen.

Der Prinz. Hier liegt auch schon ihr guter Morgen (auf ihren Brief zeigend) oder was es sonst sein mag! Ich bin gar nicht neugierig darauf.--Sie haben sie gesprochen?

Marinelli. Bin ich, leider, nicht ihr Vertrauter?--Aber, wenn ich es wieder von einer Dame werde, der es einkömmt, Sie in gutem Ernste zu lieben, Prinz: so--Der Prinz. Nichts verschworen, Marinelli!

Marinelli. Ja? In der Tat, Prinz? Könnt' es doch kommen?--Oh! so mag die Gräfin auch so unrecht nicht haben.

Der Prinz. Allerdings, sehr unrecht!--Meine nahe Vermählung mit der Prinzessin von Massa will durchaus, daß ich alle dergleichen Händel fürs erste abbreche.

Marinelli. Wenn es nur das wäre: so müßte freilich Orsina sich in ihr Schicksal ebensowohl zu finden wissen als der Prinz in seines.

Der Prinz. Das unstreitig härter ist als ihres. Mein Herz wird das Opfer eines elenden Staatsinteresse. Ihres darf sie nur zurücknehmen, aber nicht wider Willen verschenken.

Marinelli. Zurücknehmen? Warum zurücknehmen? fragt die Gräfin: wenn es weiter nichts als eine Gemahlin ist, die dem Prinzen nicht die Liebe, sondern die Politik zuführet? Neben so einer Gemahlin sieht die Geliebte noch immer ihren Platz. Nicht so einer Gemahlin fürchtet sie aufgeopfert zu sein, sondern--Der Prinz. Einer neuen Geliebten. --Nun denn? Wollten Sie mir daraus ein Verbrechen machen, Marinelli?

Marinelli. Ich?--Oh! vermengen Sie mich ja nicht, mein Prinz, mit der Närrin, deren Wort ich führe--aus Mitleid führe. Denn gestern, wahrlich, hat sie mich sonderbar gerühret. Sie wollte von ihrer Angelegenheit mit Ihnen gar nicht sprechen. Sie wollte sich ganz gelassen und kalt stellen. Aber mitten in dem gleichgültigsten Gespräche entfuhr ihr eine Wendung, eine Beziehung über die andere, die ihr gefoltertes Herz verriet. Mit dem lustigsten Wesen sagte sie die melancholischsten Dinge: und wiederum die lächerlichsten Possen mit der allertraurigsten Miene.