Vielleicht gespielt und verspielt? Nun, der Schade wird so groß nicht sein. Ich habe mir vorgenommen, dir jetzt deine treuen Dienste zu lohnen; bei dem räuberischen Überfall, als wir vergangenen Herbst von Neapel zurückkehrten, dankte ich nur deiner Unerschrockenheit mein Leben. Ich entlasse dich daher deines bisherigen Dienstes und gebe dir die schöne Försterei hier in der Nähe meines Stammschlosses.
HEINRICH. Bester gnädiger Herr! So viele Güte – ach! –
NELKENSTEIN. Was? Auf diesen Antrag erwiderst du noch mit »Ach«? – Halt! Jetzt hab' ich's – du bist verliebt?
HEINRICH. Euer Gnaden haben's erraten.
NELKENSTEIN. Nun, ein Förster braucht eine Försterin, nimm sie, ich halte die Hochzeit glänzend aus.
HEINRICH. Ich bekomm' sie nicht, ihr Vormund, der reiche Mehlwurm, will sie selbst heiraten; das ist ja mein Unglück.
NELKENSTEIN. Der soll vernünftig sein.
HEINRICH. Er glaubt, das ist vernünftig, wenn er heiratet.
NELKENSTEIN. Der alte Narr! – Liebt dich das Mädchen?
HEINRICH. Unendlich.
NELKENSTEIN. Und du liebst sie auch unendlich, treu seid ihr einander auch unendlich, das versteht sich alles von selbst; aber was ist mit dem Müller anzufangen?
HEINRICH. Das ist der eigensinnigste, wachsamste, boshafteste und verliebteste Vormund, den ich je gesehn.
NELKENSTEIN. Gewalt läßt sich da nicht anwenden.
HEINRICH. Ich baue nur noch auf die Verschlagenheit eines Menschen, den mir das Glück zuführte.
NELKENSTEIN. Und der ist?
HEINRICH. Ein gewisser Eulenspiegel.
NELKENSTEIN. Was? Der ist hier? Den wünschte ich schon lange kennen zu lernen.
Dritter Auftritt
Friedrich; die Vorigen.
FRIEDRICH. Ein Knecht aus der Mühle des Meister Mehlwurm verlangt durchaus bei Euer Gnaden vorgelassen zu werden.
NELKENSTEIN. Was will er?
HEINRICH leise zu Nelkenstein. Er ist es ohne Zweifel.
NELKENSTEIN zu Friedrich. Laß ihn kommen! Friedrich ab.
HEINRICH. Eulenspiegel sagte mir, er wolle in der Mühle Dienste nehmen, um dort zu meinem Besten zu handeln.
NELKENSTEIN. Was kann er aber von mir wollen, der sonderbare Kauz?
Vierter Auftritt
Eulenspiegel; die Vorigen.
EULENSPIEGEL im Eintreten. Na, das g'freut mich unendlich, daß ich Euer Gnaden einmal wieder seh'! Was treiben S' denn allweil? Wo waren S' denn die ganze Zeit?
NELKENSTEIN. Woher kennst du mich denn? Ich habe wohl viel von deinen Streichen gehört, aber zu Gesicht gekommen bist du mir noch nie.
EULENSPIEGEL. Ah, das is stark! Wir waren so genau miteinander bekannt, es war in Dings da – vor zwölf Jahren –
NELKENSTEIN. Vor zwölf Jahren? Da lebte meine Gemahlin noch –
EULENSPIEGEL. Die hat noch g'lebt, richtig!
NELKENSTEIN.
1 comment