Da, nimm indessen die sechs Taler, die ich bei mir habe; wenn dein Plan gelingt, so wirst du reichlich belohnt.
EULENSPIEGEL. Ha! Wie diese Laschi mich begeistert! Noch eh' der Kukuruz verblüht – was sag' ich – noch eh' die heurigen Maikäfer hinwerden – was sag' ich – noch eh' die morgige Sonne sich in die Abendwolken verhaspelt und ins Meer hineinplumpst – eher noch ist die Müllnerische als Gattin in Ihren Armen. Hören Sie, das is ein Schwur, der sich g'waschen hat.
HEINRICH. Wohlan, ans Werk! Auf dich bau' ich mein Glück!
EULENSPIEGEL. Jetzt wär's ganz am Platz, wenn wir zwei das Duett singeten aus 'n »Barbier von Sevilla«, ich den Figaro und Sie den Almaviva. Aber nein, tun wir's lieber nicht, wir könnten ein Malheur haben, und es laßt überhaupt viel bescheidener, wenn wir uns ganz in der Still' empfehlen; es muß ja nicht allweil gesungen sein. Geht mit Heinrich im Hintergrunde ab.
Die folgende Dekoration fällt vor.
Verwandlung
Zimmer im Hause des Müllners mit Mittel- und Seitentüren.
Elfter Auftritt
Natzi allein.
Mit der Verwandlung beginnt das Ritornell des folgenden Liedes, Natzi tritt zur Mitte auf.
NATZI.
Lied
1.
Ein Umgang und Einzug, das is halt eine Freud',
Da produzier'n ihre schön' Kinder die Leut',
Ein neu's G'wandl hat mir d' Frau Mutter gekauft,
Das alte war z'rissen, ich hab' mit d' Bub'n g'rauft.
Jetzt heißt es halt acht geb'n aufs neue Gewand,
Denn wenn man nicht sauber ist, ist es a Schand.
2.
Der gnädige Herr wird zu schauen was hab'n,
Z'erst kommen die Mädln, dann ich unter d' Knab'n,
Bleibt er hier, hab' ich Aussichten, das is a Pracht,
Vor drei Jahr'n hat er's g'sehn, wie ich Prüfung hab' g'macht;
Können hab' ich zwar nichts, doch hat er g'sagt: Aus mir,
Da wird ohne Zweifel ein recht großes Tier.
Nach dem Liede.
Ich werd' wieder unter die Umgangskinder das allerschönste sein. Ich bin in meinem Alltagsanzug schon ein liebes Bubi, hat die Frau Mutter gesagt, jetzt erst, wenn ich mit Blumen geschmückt bin, da is es gar nicht zum Aushalten. Schad', und an so ein' Festtag muß wieder ein Verdruß im Haus sein. Der Lenerl ihre Jagdgeschichte wirkt störend auf den müllnerischen Frieden unsers Hauses. Das Madl soll froh sein, daß sie der Vetter heiraten will, für was braucht sie den Jäger? Ich wollt' nix sagen, wenn sie schlechte Augen hätt', denn da soll es sehr gesund sein für ein Mädl, wenn sie eine Amour mit ein' Jäger hat, weil sie allweil ins Grüne schaut. Aber eine mit fünf ganze Sinn', die soll doch einsehen, daß es nicht leicht eine reizendere Naturerscheinung gibt als einen Müllner, alleweil voll Mehl, schneeweiß; es is kein Wunder, wenn ein Madl völlig verblendet wird, wenn's a Weil' auf ein' Müllner schaut. Ich sage – Man hört zanken. mir scheint, der Familienzwist zieht sich in diese Gegend.
Zwölfter Auftritt
Mehlwurm, Cordula, Lenchen; Der Vorige.
CORDULA. Da her, du ungeratenes Mädel! Du kommst mir jetzt nicht mehr aus den Augen.
LENCHEN. Aber was hab' ich denn Unrechtes getan?
MEHLWURM. Du kannst noch fragen? Verstockte Sünderin! Verraten, verkauft, betrogen hast du mich, deinen Vormund und Bräutigam.
CORDULA. Aber weh dir, wenn ich dir noch auf das Geringste komme!
MEHLWURM. Weh dir! Da wirst du eingesperrt auf vier Wochen, vierzehn Tag' bei Wasser und vierzehn Tag' bei Brot.
NATZI. Vetter, das geht nicht. Wasser und Brot muß sie allweil zugleich kriegen, sonst wird s' hin.
MEHLWURM. Halt's Maul, Dummkopf!
LEHNCHEN. Ach, wie unglücklich ist doch ein Mädchen, wenn es so früh seine Eltern verliert! Weint.
MEHLWURM sanfter. Schau', Lenerl – weinen mußt nicht – aber schau', ich mein's so gut mit dir, ich werd' der zärtlichste Eh'mann sein – weinen mußt nicht – ich werd' dich auf den Händen tragen – weinen mußt nicht – wir werden leben wie die Turteltauben – wennst nicht aufhörst zum Weinen, so wein' ich auch.
CORDULA. Bruder, du bist zu weich; sie verdient deine Nachsicht nicht.
MEHLWURM zu Cordula. Laß gut sein, wenn ich auch wein', wenn ich auch zerfließ' vor Rührung, auslassen tu' ich s' deswegen doch nicht; heiraten darf sie doch kein' andern als mich.
LENCHEN. Für mich gibt's kein Glück mehr auf der Welt!
MEHLWURM. Kein Glück? So sei nur g'scheit! Wenn einer ein Mädel sitzen laßt, so sagt man, er hat's unglücklich gemacht; wenn einer ein Mädel heiratet, so sagt man, er hat's glücklich g'macht; ich will dich heiraten, du mußt mich heiraten, also –
LENCHEN. Also bin ich erst ganz unglücklich; denn mein Herz gehört meinem Heinrich, nur ihn kann ich lieben.
MEHLWURM erzürnt. Untersteh dich!
CORDULA.
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