Drittens im Kopf ein gleichschenkliges Dreieck, bestehend aus Mundöffnung, Nasenwurzel und weichem Gaumen.

FRANZISKA. Das verstehe ich nicht.

VEIT KUNZ. Danken Sie ihrem Schöpfer. Viertens aber dürfen Sie beileibe nicht glauben, Sie hätten die Nase mitten im Gesicht. Sie müssen felsenfest davon überzeugt sein, daß sich Ihr Mund oberhalb der Nase befindet. Singen Sie!

FRANZISKA stößt einen krächzenden Ton aus.

VEIT KUNZ. In drei Monaten machen Sie eine Tournée durch Amerika.

FRANZISKA. Nehmen Sie nicht endlich die Hand weg?

VEIT KUNZ. Ausgeschlossen! Solange ich Ihre Stimme ausbilde, liegt meine Hand hier. Sie spüren das gar nicht mehr, wenn Sie meine Geliebte sind.[34]

FRANZISKA. Ihre Geliebte? – Ich denke, Sie machen einen Mann aus mir?

VEIT KUNZ. Sobald Sie singen können. Der Gesangsunterricht notzüchtigt Lehrer und Schülerin. Wir sind Märtyrer. Sie fühlen sich mißhandelt und lechzen nach Ihrem Peiniger. Mich peitscht die Nervenanspannung auf, die ich in Ihnen hervorrufen muß. Jede Übungsstunde endet mit einem Liebesfest.

FRANZISKA. Ließe sich das nicht umgehen? – Wenn Sie mich unmusikalisches Ding zur Sängerin ausbilden wollen, dann können Sie mich sicherlich ebenso rasch gleich zum Sänger ausbilden.

VEIT KUNZ. Ihr Wunsch ist mir Befehl. Aber es kommt Sie heillos teuer zu stehen.

FRANZISKA. Mehr als ich jetzt bin, kann mich die Verwandlung unmöglich kosten.

VEIT KUNZ. Überlegen Sie sich's, mein Kind. Ich lasse Sie zwei Jahre hindurch das Leben eines Mannes führen, mit aller Genußfähigkeit, aller Bewegungsfreiheit des Mannes ...[35]

FRANZISKA. Gott sei Dank!

VEIT KUNZ. Dafür sind Sie nach Ablauf der zwei Jahre bis an Ihr seliges Ende mein Weib, meine Leibeigene, meine Sklavin.

FRANZISKA. Wenn ich will!

VEIT KUNZ. So befiehlt das Naturgesetz. Ich kann's nicht ändern. Sie brauchen das Abenteuer nicht zu wagen.

FRANZISKA. Ich kann Sie töten, bevor meine Männlichkeit endet.

VEIT KUNZ.