Das haben Millionen Weiber. Ich werde vor Langweile dabei verrückt.[31]

VEIT KUNZ. Sie fordern mehr, als was ein Weib an Freuden erleben kann.

FRANZISKA. Ich bin von unbekannten Gewalten dazu gezwungen.

VEIT KUNZ. Sind Sie denn etwa so unvernünftig, ein Mann sein zu wollen?

FRANZISKA. Wenn es mir dabei möglich wäre, nichts zu verlieren, sondern nur zu gewinnen ... Genußfähigkeit, Bewegungsfreiheit ...

VEIT KUNZ. Sie verlieren Ihre Gewalt über Männer.

FRANZISKA. Dafür gewinne ich den Wettkampf mit Männern.

VEIT KUNZ. Dann erlauben Sie, daß ich Ihnen die Hand auf den Bauch lege. Er tut es.

FRANZISKA ohne sich zu wehren. Wozu das?

VEIT KUNZ. Um Ihre Atmung zu prüfen. Gerade für Ihre Ziele finden Sie keinen glatteren Weg als eine künstlerische Laufbahn. Die Kunst, wissen Sie, überspringt jeden Abgrund. Dazu ist sie Kunst. Sonst[32] wäre sie Blödsinn. Was die Beine betrifft, so können Sie es ohnehin mit dem schlanksten Jüngling aufnehmen. Deshalb bin ich Ihnen nämlich nachgereist.

FRANZISKA. Meiner Beine wegen?

VEIT KUNZ. Im vorigen Jahrhundert schätzte man am Weib einen schönen Hals, schöne Schultern, schöne Arme. Ich habe die untrüglichsten Anzeichen, daß der Geschmack ins Gegenteil umschlägt. Unsereiner muß den Wechsel der Mode immer vorauswittern.

FRANZISKA. Antworten Sie mir, ob Sie meine Bedingungen annehmen.

VEIT KUNZ. Vier Bedingungen sind es, die der Kunstgesang erfordert.

FRANZISKA. Sie treiben Schindluder mit mir.

VEIT KUNZ. Erstens gähnende Rachenstellung.

FRANZISKA. Ich schlafe mit Begeisterung und langweile mich nach Noten.

VEIT KUNZ. Zweitens bewegliche Ohren.[33]

FRANZISKA. Meine Zunge falte ich zu einem dreiblättrigen Kleeblatt zusammen.

VEIT KUNZ. Dann sind auch die Ohren beweglich.