Und du hattest bei unserer Verheiratung doch sicherlich auch ein wenig darauf gerechnet, eine Millionärstochter zur Frau zu bekommen.
FRANZISKA. Aber Sophie, ich liebe deinen Vater! Außerdem ist er der Eisen- und Kohlenkönig von Magdeburg-Buckau. Einmal kommt uns der Ertrag seiner Arbeit ja doch zugut.
SOPHIE. Ich hätte nie geglaubt, daß man sich auch gegen Konventionalstrafen versichern kann.[54]
FRANZISKA. Versichern kann man sich gegen jedes Unheil.
SOPHIE schüchtern. Auch gegen Untreue?
FRANZISKA. Liebe Sophie! Zwischen Untreue und Untreue ist ein großer Unterschied. Wir Männer tragen unsere Natur nicht zu Markte, wir sind Käufer. Das Bezahlen allein macht uns schon Vergnügen. Für uns ist die Natur ein Genuß, für euch ist sie das Geschäft. Bei uns ist Untreue Luxus, bei euch ist sie Betrug. Der Markt, auf dem wir Männer unsere Person versteigern, ist der Weltmarkt. Je höhere Preise die Welt für uns bezahlt, desto mehr können wir verschwenden, um uns einen möglichst reichen Naturgenuß dafür zu kaufen.
SOPHIE. Lieber Franz! Wenn ich mir einen Hausfreund halte und du findest uns in Zärtlichkeiten beisammen, dann schießt du den Menschen über den Haufen. Ich sehe nicht ein, warum ich mit deiner Geliebten nicht das gleiche tun soll. Die Pistole habe ich bereit.
FRANZISKA. Liebe Sophie! Hättest du mir gesagt, du wolltest dir einen Hausfreund nehmen, dann wären wir nicht verheiratet. Ich wollte dich nur zur Geliebten haben.[55]
SOPHIE. Ich hegte überhaupt keine besonderen Wünsche.
FRANZISKA. Nur mich wolltest du?!
SOPHIE. Jedes junge Mädchen will sich verheiraten.
FRANZISKA. Ich dachte aber im Traum nicht ans Heiraten. Du hast mich aufs höchste überrascht. Mich beschäftigen wichtigere Dinge. Ich frage mich, ob auf meinen Kopf nicht vielleicht eine Krone gehört.
SOPHIE. Für solchen Mumpitz hat ein Mädchen keine Zeit. Wir sind mit dreiundzwanzig verblüht.
FRANZISKA. Ein Schulfreund von mir hatte sich in deiner Art verliebt. Er wollte sich eine Kugel vor den Kopf schießen, wenn ihn irgendein Mädchen nicht nahm. Jetzt sind sie glücklich verheiratet. Ich glaube aber nicht, daß je noch etwas Welterschütterndes aus ihm wird.
SOPHIE.
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