Ich lasse mich nicht mit achtzehn Jahren gleich wieder einzwängen.

DR. HOFMILLER. Einzwängen? Gerade das Gegenteil mute ich dir zu. Du bist so überreich an Anlagen. Du sollst dich entwickeln, du sollst glücklich werden.[21]

FRANZISKA. Kann dann nicht alles bleiben, wie es ist?

DR. HOFMILLER. Unmöglich, Franziska! Ich habe meinen Beruf, der meine ganze geistige Arbeit in Anspruch nimmt. Mir bleibt für meinen Beruf nichts übrig, wenn ich Tag und Nacht nur an dich denken muß. Ich brauche gesicherte Zustände. Du bindest dich dadurch nicht im geringsten mehr, als ich mich dir gegenüber binde. Ich bin der Mensch, der seinen Vorsätzen treu bleibt.

FRANZISKA. Es gibt doch aber wirklich genug achtzehnjährige hübsche Mädchen, die nichts Besseres mit sich anzufangen wissen, als sich zu verheiraten. Ich werde mich ja sicherlich auch einmal verheiraten. – Aber jetzt möchte ich doch erst meines eigenen Daseins ein wenig froh werden. Begreifst du das denn nicht?

DR. HOFMILLER. Nein, Franziska. Gerade an dir ist mir das unverständlich. Ich glaube auch nicht, daß du dich bei diesen Äußerungen selber richtig beurteilst.

FRANZISKA. Was weiß ich auch über mich! Vielleicht hast du recht. Aber ich möchte doch gerne erfahren, wer ich denn eigentlich bin. Wenn wir uns heute heiraten,[22] dann erfahre ich in den nächsten zehn Jahren nur, wer du bist.

DR. HOFMILLER. Und wer unsere Kinder sind.

FRANZISKA. Und ich selber bleibe mir ewig fremd.

DR. HOFMILLER. Wenn du wirklich nicht mehr für mich empfindest, dann war es einfach unsittlich von dir, dich mir hinzugeben.

FRANZISKA. Du scheinst dich ja recht gut bei mir unterhalten zu haben.

DR. HOFMILLER verblüfft. Franziska! – Ruhiger. Halte mich deshalb meinetwegen für anmaßend, für selbstgefällig, aber ich bildete mir ein, dir nicht gleichgültig zu sein.