Während du »Wohl dem, der nicht wandelt« rezitierst, werd ich ihn abschneiden.
MARTHA. Um Gottes willen, Wendla! Papa schlägt mich krumm, und Mama sperrt mich drei Nächte ins Kohlenloch.
WENDLA. Womit schlägt er dich, Martha?
MARTHA. Manchmal ist es mir, es müßte ihnen doch etwas abgehen, wenn sie keinen so schlecht gearteten Balg hätten wie ich.
THEA. Aber Mädchen!
MARTHA. Hast du dir nicht auch ein himmelblaues Band durch die Hemdpasse ziehen dürfen?
THEA. Rosa Atlas! Mama behauptet, Rosa stehe mir bei meinen pechschwarzen Augen.
MARTHA. Mir stand Blau reizend! – Mama riß mich am Zopf zum Bett heraus. So – fiel ich mit den Händen vorauf auf die Diele. – Mama betet nämlich Abend für Abend mit uns ...
WENDLA. Ich an deiner Stelle wäre ihnen längst in die Welt hinausgelaufen.
MARTHA. ... Da habe man's, worauf ich ausgehe! – Da habe man's ja! – Aber sie wolle schon sehen – o sie wolle noch sehen! – Meiner Mutter wenigstens solle ich einmal keine Vorwürfe machen können ...
THEA. Hu – Hu –
MARTHA. Kannst du dir denken, Thea, was Mama damit meinte?
THEA. Ich nicht. – Du, Wendla?
WENDLA. Ich hätte sie einfach gefragt.
MARTHA. Ich lag auf der Erde und schrie und heulte. Da kommt Papa. Ritsch – das Hemd herunter. Ich zur Türe hinaus. Da habe man's! Ich wolle nun wohl so auf die Straße hinunter ...
WENDLA. Das ist doch gar nicht wahr, Martha.
MARTHA. Ich fror. Ich schloß auf. Ich habe die ganze Nacht im Sack schlafen müssen.
THEA. Ich könnte meiner Lebtag in keinem Sack schlafen!
WENDLA. Ich möchte ganz gern mal für dich in deinem Sack schlafen.
MARTHA. Wenn man nur nicht geschlagen wird.
THEA.
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