Meiner Meinung nach hat er da sein Geld gemacht.«
Jiggs lehnte sich über den Tisch und sprach leise: »Kerky, Sie erinnern sich doch noch daran, daß Sam Polini erschossen wurde? Man lauerte ihm auf, als er eines Morgens aus der Messe kam. Der war doch ein Freund von Ihnen?«
Ein harter Ausdruck zeigte sich in Kerkys Blick, aber das Lächeln verschwand nicht aus seinem Gesicht. »Ich kannte den Mann... «
»Er gehörte zu Ihren Leuten. Wer hat ihn denn niedergeknallt?«
»Wenn ich das wüßte, hau' ich's doch der Polizei gemeldet. Polini war ein feiner Kerl. Schade, daß der dran glauben mußte!«
»Hatte Ed etwas mit der Sache zu tun?«
Kerky schüttelte gelangweilt den Kopf. »Ach, welchen Zweck hat es denn, so alberne Fragen zu stellen, Jiggs? Ich hab' Ihnen bereits erklärt, daß ich nichts über ihn weiß. Er scheint ein ganz netter Kerl zu sein, und ich möchte kein Wort gegen ihn sagen - besonders jetzt nicht, da er in Trauer ist.«
Jiggs bemerkte den schnellen Seitenblick, mit dem ihn der andere betrachtete, und deutete ihn auf seine Weise. »An einem der nächsten Tage fahr' ich nach Paris«, fuhr Kerky fort. »Wenn man amerikanische Gangstermethoden in London einführt, möcht' ich lieber nicht hier sein. London ist ja wohl auch der letzte Ort, an dem man so blöde Schießereien erwarten sollte. Stimmt es, daß Sie jetzt bei Scotland Yard angestellt sind?«
»Wer hat Ihnen denn das erzählt?« »Ach, man spricht darüber, daß Sie für einige Zeit ausgeliehen worden seien.« Kerky legte eine Hand auf die Schulter des Detektivs. »Ich mag Sie im Grund sehr gern. Sie sind ein tüchtiger Mann, und an Ihrer Stelle würde ich mich nicht hier herumtreiben. Wissen Sie: Sie könnten tatsächlich Besseres anfangen und ordentlich Geld verdienen! Einer meiner Freunde hat dringend einen Detektiv nötig und zahlt hunderttausend Dollar, wenn ich ihm einen brauchbaren nachweise. Zu tun hätte der nicht weiter viel: braucht nur ruhig dazusitzen und nichts zu merken, wenn was passiert... Wahrscheinlich könnten Sie meinem Freund sehr viel nützen.«
»Will sich Ihr Freund scheiden lassen? Oder will er sich nur vorm Galgen retten?« fragte Jiggs geradezu. »Sagen Sie bitte Ihren Bekannten, mit mir wäre in dieser Hinsicht nichts anzufangen! Teilen Sie ihnen aber auch mit, daß ich mit zwei Pistolen schießen kann, falls sie versuchen sollten, mich auf andere Weise taub und stumm zu machen. Sie müssen verdammt schnell sein, wenn sie mir zuvorkommen wollen!«
Kerky seufzte. »Sie reden wie ein Filmstar aus Hollywood.« Er winkte dem Kellner, zahlte, nickte Jiggs freundlich zu und schlenderte dann zur Bar.
Jiggs machte sich auf den Weg zu seinem Hotel, paßte aber unterwegs genau auf. Nichts entging seiner Aufmerksamkeit. Er wußte, daß es noch vor Ende der Woche allerhand Aufregung in London geben würde...
Im Speisesaal seines Hotels traf er mehrere Bekannte, die über Decadons Ermordung sprachen. Keiner schien jedoch die Tragweite der Ereignisse zu begreifen. Keiner erkannte, wie sehr sie in ihrer eigenen Sicherheit bedroht waren.
Während des Essens wurde Jiggs ans Telefon gerufen.
Terry meldete sich. »Ich komme zu Ihnen ins Hotel! Die Dinge entwickeln sich... Können wir in Ihrem Zimmer miteinander sprechen?«
»Gewiß!«
Jiggs erwartete den Chefinspektor in der Halle und fuhr dann im Lift mit ihm nach oben.
»Hier haben wir einen weiteren Brief!« Terry nahm ein zusammengefaltetes Blatt aus der Brieftasche. Es hatte genau dieselbe Größe wie das an Decadon gerichtete Schreiben, war aber in grüner Farbe gedruckt und hatte einen anderen Wortlaut:
›Sehr verehrter Freund!
Es ist unser Bestreben, Ihnen Sicherheit und Wohlergehen zu garantieren. Wir sind eine Vereinigung entschlossener Männer, die Sie gegen Ihre Feinde und selbst gegen Ihre Freunde schützen will. Sie brauchen sich nicht mehr um Diebe oder andere Verbrecher zu kümmern, wenn Sie uns Ihr Vertrauen schenken.
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