Sich durchs Joch zu bücken,

Krümmt jetzt das erste Römerpaar den Rücken

Und gellend lacht das Alpenkind.

 

Mit starren Zügen blickt, als ob er spotte,

Ein Felsenblock, der eigen ist dem Gotte,

Drauf hoch des Landes Priesterinnen stehn:

Ein hell Geschöpf in sonnenlichten Flechten,

Und eine Drude mit geballter Rechten,

Und rabenschwarzer Haare Wehn.

 

Die Dunkle höhnt: »Geht, Römer! Schneidet Stecken!

Mit Lumpen gürtet euch und Bettelsäcken!

Euch peitsch ein wildes Wetter durch die Schlucht!

Verflucht der Steg, darüber ihr gekommen,

Und wen ihr euch zum Führer habt genommen,

Er sei am ganzen Leib verflucht!«

 

Die Lichte fleht: »Du blitzest in den Lüften,

Umschwebst die Spitzen, hausest in den Klüften!

Behüte, Geist der Firn, uns lange noch!«

Die beiden singen starke Zauberlieder –

Ein Geier hangt im Blau und stößt danieder,

Und setzt sich schreiend auf das Joch.[131]

 

Das Geisterroß

Durch den dreigeteilten Bogen,

Des Triumphes prangend Tor,

Durch die lauten Menschenwogen

Dort zum Kapitol empor

Lenkt den Tanz der weißen Pferde

Cäsars lässige Gebärde.

 

Hinter des Triumphes Wagen

Duldend oder grollend gehn

Überwundne. Ketten tragen

Cäsars lebende Trophän.

»Dieser!« höhnt es im Gedränge,

»Dieser Trotz'ge!« zischt die Menge.[131]

 

Unberührt vom Hohn der Stunde,

Starren, traumgefüllten Blicks,

Geht, ein Singen auf dem Munde,

Ruhig Vercingetorix –

Fremde Weise, fremde Worte,

Mit dem Geist an fremdem Orte:

 

»Cäsar, blendend weiße Rosse

Hat Hispanien dir gebracht!

Ellid, edler Ahnen Sprosse,

Dunkel ist er wie die Nacht –

Deine Schimmel, deine viere,

Tauscht ich nicht mit meinem Tiere...

 

Ellid heißt der wackre Jager

Stark von Wuchs und fest im Bug

Welcher mich ins Römerlager

Mit gewalt'gen Sprüngen trug...

Der zum Opfer ich gegeben

Mich für meines Volkes Leben!

 

Dreimal flog ich um im Kreise,

In der Faust des Schwertes Blitz,

Noch im Lauf, nach Gallier Weise,

Sprang ich ab vor Cäsars Sitz...

Schwarzer Ellid, zu den Toten

Send ich dich als meinen Boten!

 

Wie er mir ins Antlitz schnaubte,

Stieß ich, Blick versenkt in Blick,

Hinter seinem mächt'gen Haupte

Stracks das Schwert ihm durchs Genick...

Daß mir eines Rosses Ehre

Mangle nicht im Geisterheere.

 

Ellid sprengt seit langen Jahren

Mitten in der bleichen Jagd,

Wann daheim die Toten fahren

Durch die Wälder, bis es tagt...

Sehn sie meinen led'gen Renner,

Wundern sich die stillen Männer...[132]

 

Lange Jahre lag gebunden

Ich in feuchter Kerkergruft –

Kettenschwere, dumpfe Stunden –

Endlich wieder Tag und Luft –

Ellid, schwarzer Ellid, spute

Dich! Du witterst, wo ich blute!

 

Heute endlich! Endlich heute!

Wann der Kahle schwelgt am Mahl,

Würgt er seine Siegesbeute.

Mit dem letzten müden Strahl,

Wann die Sonne niedergleitet,

Wird mir Block und Beil bereitet.

 

Henker, nimm das Beil zu Händen!

Nicht das Beil?... So nimm den Strang!

Droßle mich! Nur enden, enden!

Letzte Schmach! Sie währt nicht lang...

Ellids kurzes Hufgestampfe

Dröhnt in meinem Todeskampfe!

 

Sterbend pack ich Ellids Haare,

Ein Befreiter spring ich auf,

Fahre, schwarzer Ellid, fahre!

Nach der Heimat nimm den Lauf!

Wogen tosen! Rhodans Stimme!

In den Strom, mein Tier, und schwimme!«

 

Cäsars Schimmel blähn die Nüstern.

»Ave Triumphator!« schallt.

Des Gebundnen Lippen flüstern:

»In der Heimat bin ich bald!

Ellid mit gestrecktem Jagen

Wird mich nach der Heimat tragen!«[133]

 

Das verlorene Schwert

Der Gallier letzte Burg und Stadt erlag

Nach einem letzten durchgekämpften Tag

Und Julius Cäsar tritt in ihren Hain,

In ihren stillen Göttertempel ein.[133]

Die Weihgeschenke sieht gehäuft er dort,

Von Gold und Silber manchen lichten Hort

Und edeln Raub. Doch über Hort und Schatz

Hangt ein erbeutet Schwert am Ehrenplatz.

Es ist die Römerklinge kurz und schlicht –

Des Juliers scharfer Blick verläßt sie nicht,

Er haftet auf der Waffe wie gebannt,

Sie deucht dem Sieger wunderlich bekannt!

Mit einem Lächeln deutet er empor:

»Ein armer Fechter, der sein Schwert verlor!«

Da ruft ein junger Gallier aufgebracht:

»Du selbst verlorest's im Gedräng der Schlacht!«

Mit zorn'ger Faust ergreift's ein Legionar –

»Nein, tapfrer Strabo, laß es dem Altar!

Verloren ging's in steilem Siegeslauf

Und heißem Ringen. Götter hoben's auf.«[134]

 

Das Heiligtum

Waldnacht. Urmächt'ge Eichen, unter die

Des Blitzes greller Strahl geleuchtet nie!

Dämmernde Wölbung, Ast in Ast verwebt,

Von keines Vogels Lustgeschrei belebt!

Ein brütend Schweigen, nie vom Sturm gestört,

Ein heilig Dunkel, das dem Gott gehört,

Darin, umblinkt von Schädel und Gebein,

Sich ungewiß erhebt ein Opferstein...

Es rauscht. Es raschelt. Schritte durch den Wald!

Das kurze römische Kommando schallt.

Geleucht von Helmen! Eine Kriegerschar!

Vorauf ein Gallier und ein Legionar:

»Die Stämme können dienen. Beil in Schwung!

Cäsar braucht Widder zur Belagerung!«1

Erbleichend spricht der Gallier ein Gebet,

Den Römer selbst ergreift die Majestät

Des Orts, doch hebt gehorchend er die Axt –

Der Gallier flüstert: »Weißt du, was du wagst?

Die Stämme – diese Riesen – sind gefeit,[134]

Hier wohnt ein mächt'ger Gott seit alter Zeit,

In dessen Nähe nur der Priester tritt,

Ein totenblasses Opfer schleppt er mit.

Versehrtest nur ein Blatt du freventlich,

Stracks kehrte sich die Waffe wider dich!«...

Die heil'gen Eichen drohen Baum an Baum,

Die Römer lauschen bang und atmen kaum,

Schwer, schwerer wird der Hand des Beiles Wucht

Und ihr entsinkt's. Sie stürzen auf die Flucht.

»Steht!« und sie stehn. Denn es ist Cäsars Ruf,

Der ihre Seelen sich zu Willen schuf!

Er ist bei seiner Schar. Er deutet hin

Auf eine Eiche. Sie umschlingen ihn,

Sie decken ihn wie im Gedräng der Schlacht,

Sie flehn. Er ringt. Er hat sich losgemacht,

Er schreitet vor. Sie folgen. Er ergreift

Ein Beil, hebt's, führt den Schlag, der saust und pfeift...

Sank er verwundet von dem frevlen Beil?

Er lächelt: »Schauet, Kinder, ich bin heil!«

Erstaunen: Jubel! Hohngelächter! Spott!

Soldatenwitz: »Verendet hat der Gott!«

Die Rinde fliegt! Des Stammes Stärke kracht!

Vom Laub zu dunklerm Laube flieht die Nacht.

Die Beile tun ihr Werk. Die Wölbung bricht

Und Riesentrümmer überströmt das Licht.[135]

 

Fußnoten

 

1 Von Massilia.

 

Die wunderbare Rede

Auf der Appierstraße zieht ein Heer

Schnellen Schrittes, weit umwölkt von Staub.

Weiß am Horizont das Häusermeer –

»Rom ist morgen euer!« zeigt Sever.

»Flieget, Adler! Stoßt auf euren Raub!«

 

Morgen? Rom sorgt sich um morgen nicht.

»Die Gladiatoren spielen heut!«

Weiber schmücken sich. Orestes ficht!

Manch unheimlich brennend Augenlicht

Blitzt im Spiegel, den die Sklavin beut.[135]

 

Sänften hasten zum Theater schon,

Von Gewitterwolken überjagt,

Schwüle Blicke, die wie Fackeln lohn!

Ungeduldig finstre Brauen drohn:

»Eilet, Sklaven!« Spiel ist angesagt!

 

Über Dach und Zinne ragt empor

Himmelhoch ein riesenstarker Bau,

Der ein Volk empfängt durch manches Tor.

Hinter seinem Mauerkranz hervor

Steigt es schwarz und schwärzer auf im Blau.

 

Drinnen drängen sie sich Sitz an Sitz,

Jede Stufe strotzt und wogt und schwillt.

Auf der Bühne züngeln hell und spitz

Kurze Schwerter. Schimmernd flirrt ein Blitz

Und ein erster Sprudel Blutes quillt.

 

Starren Blickes, blaß vor Leidenschaft,

Lauert vorgeneigt die Römerin

Auf die Sterbewunde – eine gafft

Lüstern, eine sinnt dämonenhaft,

Eine lauscht mit hartem Mördersinn.

 

An der rasch gedrehten Klingen Spiel

Haften Seelen gierig, ohne Zahl –

Traf der Stoß? Er saß. Ein Fechter fiel,

Wälzt sich um im Sand und ist am Ziel

Nach der kurz empfundnen Sterbequal.

 

Mark und Herz erschütternd gellt ein Schrei!

Dort auf dem Balkon ein Weib im Traum:

Um die Schultern wehn die Haare frei

Und als ob sie die Sibylle sei,

Ruft sie ehern durch den vollen Raum:

 

»Wehe morgen! Fechter, du bist tot!

Gute Fahrt! Dir tun sie nichts zuleid!

Morgen wehe! Horch! Die Tuba droht!

Eine weite Flamme weht und loht!

Wehe! Sie zerreißen mir das Kleid!«[136]

 

In das Morgen blickt sie voller Graun,

Schaudernd wie vor Blutes tiefem Strom,

Denn ihr Auge kann das Künft'ge schaun –

Es ist keine von den ird'schen Fraun!

Es ist Rom! Es ist die Göttin Rom!

 

Vor dem Volk auf hoher Stufe ragt

Rom die Herrin in versteintem Schmerz,

Rom, vor welcher einst die Welt gezagt,

Jetzt die wunde, die geschlagne Magd!

Leid und Mitleid füllen jedes Herz.

 

Durch die Menge geht ein Flüstern leis,

Eine Rede schwirrt und irrt und rauscht,

Flutet höher, höher stufenweis,

Braust wie Meeresbrandung, füllt den Kreis,

Jeder spricht sie mit und jeder lauscht:

 

»Schande! Brandmal! Striemen! Sklavenjoch!

Wehe! Sie zerreißen dir das Kleid!

Ach wie lange noch, wie lange noch?

Stürbest, Göttin Roma, stürbst du doch!

Aber du bist voll Unsterblichkeit!«[137]

 

In einer Sturmnacht

Es fährt der Wind gewaltig durch die Nacht,

In seine gellen Pfeifen bläst der Föhn.

Prophetisch kämpft am Himmel eine Schlacht

Und überschreit ein wimmernd Sterbgestöhn.

 

Was jetzt dämonenhaft in Lüften zieht,

Eh das Jahrhundert schließt, erfüllt's die Zeit –

In Sturmespausen klingt das Friedelied

Aus einer fernen, fernen Seligkeit.

 

Die Ampel, die in leichten Ketten hangt,

Hellt meiner Kammer weite Dämmerung.

Und wann die Decke bebt, die Diele bangt,

Bewegt sie leise sich in sachtem Schwung.[137]

 

Mir redet diese Flamme wunderbar

Von einer windbewegten Ampel Licht,

Die einst geglommen für ein nächtlich Paar,

Ein greises und ein göttlich Angesicht.

 

Es sprach der Friedestifter, den du weißt,

In einer solchen wilden Nacht wie heut:

»Hörst, Nikodeme, du den Schöpfer Geist,

Der mächtig weht und seine Welt erneut?«[138]

 

Alle

Es sprach der Geist: Sieh auf! Es war im Traume.

Ich hob den Blick. In lichtem Wolkenraume

Sah ich den Herrn das Brot den Zwölfen brechen

Und ahnungsvolle Liebesworte sprechen.

Weit über ihre Häupter lud die Erde

Er ein mit allumarmender Gebärde.

 

Es sprach der Geist: Sieh auf! Ein Linnen schweben

Sah ich und vielen schon das Mahl gegeben,

Da breiteten sich unter tausend Händen

Die Tische, doch verdämmerten die Enden

In grauen Nebel, drin auf bleichen Stufen

Kummergestalten saßen ungerufen.

 

Es sprach der Geist: Sieh auf! Die Luft umblaute

Ein unermeßlich Mahl, so weit ich schaute,

Da sprangen reich die Brunnen auf des Lebens,

Da streckte keine Schale sich vergebens,

Da lag das ganze Volk auf vollen Garben,

Kein Platz war leer und keiner durfte darben.[138]

 

7. Frech und Fromm

Friede auf Erden

Da die Hirten ihre Herde

Ließen und des Engels Worte

Trugen durch die niedre Pforte

Zu der Mutter und dem Kind,

Fuhr das himmlische Gesind

Fort im Sternenraum zu singen,

Fuhr der Himmel fort zu klingen:

»Friede, Friede! auf der Erde!«

 

Seit die Engel so geraten,

O wie viele blut'ge Taten

Hat der Streit auf wildem Pferde,

Der geharnischte, vollbracht!

In wie mancher heil'gen Nacht

Sang der Chor der Geister zagend,

Dringlich flehend, leis verklagend:

»Friede, Friede... auf der Erde!«

 

Doch es ist ein ew'ger Glaube,

Daß der Schwache nicht zum Raube

Jeder frechen Mordgebärde

Werde fallen allezeit:

Etwas wie Gerechtigkeit

Webt und wirkt in Mord und Grauen

Und ein Reich will sich erbauen,

Das den Frieden sucht der Erde.

 

Mählich wird es sich gestalten,

Seines heil'gen Amtes walten,

Waffen schmieden ohne Fährde,

Flammenschwerter für das Recht,

Und ein königlich Geschlecht[139]

Wird erblühn mit starken Söhnen,

Dessen helle Tuben dröhnen:

Friede, Friede auf der Erde![140]

 

König Etzels Schwert

Der Kaiser spricht zu Ritter Hug:

»Du hast für mich dein Schwert verspellt,

Des Eisens ist bei mir genug,

Geh, wähl dir eins, das dir gefällt!«

 

Hug schreitet durch den Waffensaal,

Wo stets der graue Schaffner sitzt.

»Der Kaiser gibt mir freie Wahl

Aus allem, was da hangt und blitzt!«

 

Er prüft und wägt. Von ihrem Ort

Langt er die Schwerter mannigfalt –

»Sprich, wessen ist das große dort,

Gewaltig, heidnisch, ungestalt?«

 

»Des Würgers Etzel!« flüstert scheu

Der Graue, der es hält in Hut.

»Des Hunnenkönigs! Meiner Treu,

So lechzt und dürstet es nach Blut!«

 

»Laß ruhn. Es hat genug gewürgt!

Die tote Wut erwecke nicht!«

»Gib her! Dem ist der Sieg verbürgt,

Der mit dem Schwert des Hunnen ficht!«

 

Und wieder sprengt er in den Kampf.

»Du hast dich lange nicht geletzt,

Schwert Etzels, an des Blutes Dampf!

Drum freue dich und trinke jetzt!«

 

Er schwingt es weit, er mäht und mäht

Und Etzels Schwert, es schwelgt und trinkt,

Bis müd die Sonne niedergeht

Und hinter rote Wolken sinkt.[140]

 

Als längst er schon im Mondlicht braust,

Wird ihm der Arm vom Schlagen matt,

Er frägt das Schwert in seiner Faust:

»Schwert Etzels, bist noch nicht du satt?

 

Laß ab! Heut ist genug getan!«

Doch weh, es weiß von keiner Rast,

Es hebt ein neues Morden an

Und trifft und frißt, was es erfaßt.

 

»Laß ab!« Es zuckt in grauser Lust,

Der Ritter stürzt mit seinem Pferd

Und jubelnd sticht ihn durch die Brust

Des Hunnen unersättlich Schwert.[141]

 

Galaswinte

Im Saale jubelt Hochzeit –

Die Arme vor dem Busen

Kreuzt Fredegund in Demut,

Des Königs list'ge Buhlin:

»Ich bin die Magd und leuchte

Dem Bräutchen auf die Kammer!«

Die Alabasterampel

Mit römischen Skulpturen,

Die schwebend einst geschimmert

In stillem Grabesdunkel,

Trägt Fredegund in Demut

Und hellt die Hochzeitskammer,

Sie setzt die Ampel nieder

Und geht und lächelt tückisch.

Die zarte Galaswinte

Blickt in die wehnde Flamme,

Die Flamme loht und flackert,

Die Ampel springt in Scherben,

Die Fürstin weint im Dunkel:

»Die mich gebracht aus Spanien,

Dein Kind dem Frankenkönig,

Jetzt drehst du auf dem Rosse[141]

Im Schein der Wanderfackel

Noch einmal dich und breitest

Nach mir die Arme, Mutter!«[142]

 

Bettlerballade

Prinz Bertarit bewirtet Veronas Bettlerschaft

Mit Weizenbrot und Kuchen und edlem Traubensaft.

Gebeten ist ein jeder, der sich mit Lumpen deckt,

Der, heischend auf den Brücken der Etsch, die Rechte reckt.

 

Auf edlen Marmorsesseln im Saale thronen sie,

Durch Riss' und Löcher gucken Ellbogen, Zeh und Knie.

Nicht nach Geburt und Würden, sie sitzen grell gemischt,

Jetzt werden noch die Hasen und Hühner aufgetischt.

 

Der tastet nach dem Becher. Er durstet und ist blind.

Den Krüppel ohne Arme bedient ein frommes Kind.

Ein reizend stumpfes Näschen geckt unter strupp'gem Schopf,

Mit wildem Mosesbarte prahlt ein Charakterkopf.

 

Die Herzen sind gesättigt. Beginne, Musika!

Ein Dudelsack, ein Hackbrett und Geig und Harf ist da.

Der Prinz, noch schier ein Knabe, wie Gottes Engel schön,

Erhebt den vollen Becher und singt durch das Getön:

 

»Mit frisch gepflückten Rosen bekrön ich mir das Haupt,

Des Reiches ehrne Krone hat mir der Ohm geraubt.

Er ließ mir Tag und Sonne! Mein übrig Gut ist klein!

So will ich mit den Armen als Armer fröhlich sein!«

 

Ein Bettler stürzt ins Zimmer. »Grumell, wo kommst du her?«

Der Schreckensbleiche stammelt: »Ich lauscht von ungefähr,

Gebettet an der Hofburg... dein Ohm schickt Mörder aus,

Nimm meinen braunen Mantel!« Erzschritt umdröhnt das Haus.

 

»Drück in die Stirn den Hut dir! Er schattet tief! Geschwind!

Da hast du meinen Stecken! Entspring, geliebtes Kind!«

Die Mörder nahen klirrend.