Wo ist Macht?
Wes Hand, wes Art, o welche Göttlichkeit
Schafft diesen Aufruhr in den Elementen,
Indes ich tatlos hier an Ufern lausche,
Unwissend, furchtlos, dennoch schmerzbewegt?
Einsame Göttin, sprich, bei deiner Harfe,
Die jeden Morgen, jeden Abend klagt,
Weshalb durchirr ich fassungslos die Haine?
Stumm bleibst du – stumm! Doch kann aus deinem Blick,
So stumm er ist, seltsame Lehr ich lesen.
Unendlich Wissen weckt in mir den Gott.
Namen, Ereignisse, Legenden, Taten,
Rebellen, Herrscher, Götterstimmen, Kampf,
Erweckung und Zerstörung, alles dies
Stürzt in die weiten Höhlen meines Hirns,
Macht einen Gott aus mir, als hätt' ich Wein,
Hätt' Trank getrunken, der unsterblich macht.«
So sprach der Gott, und seine Augen strahlten
Ihr zitternd Licht auf Mnemosyne hin.
Bald faßte ihn ein Beben, und Erröten
Durchglühte seinen himmlisch schönen Leib.
Es schien wie Kampf am schweren Tor des Todes,
Nein, mehr noch, als ob einer Abschied nehme
Von ewigem Tod und mit lebendigem Schmerz –
So heiß, wie Todesschmerzen eisig sind –
In wildem Krampf ins Leben sterbe. So
Durchbebte jung Apollo heiße Qual.
Sein Haar, die so berühmten goldnen Locken,
Umwogten seinen ungestümen Hals.
Und über seinen Kampf hielt Mnemosyne
Die Arme aufgereckt wie Seherin.
Da schrie Apollo auf – und seht, von seinen
Himmlischen Gliedern ...
(unvollendet)
Des Dichters letztes Sonett
Strahlstern! könnt ich gleich dir beständig sein!
Nicht einsam prangend in der nächtigen Herde,
Nicht offnen Lides wandern im Verein
Mit dem geduldigen Eremit der Erde,
Dem Strom des Wassers, der mit Priesterhand
Der Menschen Lande wäscht in ewigem Wachen,
Nicht starrend auf der Berge Schneegewand
Und dunkler Moore grün verschlossne Rachen –
Nein – doch beständig: immerdar gebettet
Auf der Geliebten reifend wache Brust,
Wie Schwellen sich mit Sinken zart verkettet,
Sanft fühlend, süßer Unruh stets bewußt,
Noch hörend, noch, des Atems lindes Wehen –
So ewig leben – oder tot vergehen!
- Ende -
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