Geistliche Lieder

Fischart, Johann

Geistliche Lieder

 

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Johann Fischart

Geistliche Lieder

 

Ein neu Trostlid zu der Begräbnüs

 

Prudentii, nach der meinung vbersehen.

 

1.

Laßt euer klage sein vnd sehnen,

jr Christen, wischt ab euer tränen!

Was dörfft jr euch lang vbel heben?

im tod sind man ein neues leben.

 

2.

Warumm zirt man die gräber herlich,

begrabt den todten leib auch ehrlich,

On das bedent das die hie ligen

nur schlaffen vnn noch auffstehn mügen.

 

3.

Es scheint wol, obs alls dahin seie,

weil er da ligt on sinn vnd scheue,

Aber der aus nichts etwas schafft

lebt noch vnd übt sein alte krafft.

 

4.

Es ist eine kleine zeit dahinden,

dz wir vns wider zsammen finden

Vnnd eben mit der haut bekleidet,

doch mit vnsterblicheit bereitet.

 

5.

Bald kommt die zeit, dz die kalt glider

welche hie schwach erligen nider

Ir rechte wärm bekommen wider,

wan Gots Posann wird hören jder.

 

6.

Als dan wird in den dörren beinen

Gots Geist vnd macht kräfftig erscheinen,

Alsdan wird sinn, vernunfft vnd gmüt

sich thun ins lebendige blüt.

 

7.

Als dann wird das längst verwäsen

ins vorig wesen wider gnesen,

Auch von der Erden verzuckt werden

der leib zu seiner sel on bschwerden.

 

8.

Das körnlin gesät gegen winter,

wiwols erstickt, richts nicht dest minder

Sich auf im Sommer von der Sonnen

vnd grünt, weil es den sig hat gwonnen:

 

9.

Also der leib so hie verscharret

im grab zu aschenstaub zerfaret

Wird, wan die ewig Sonn scheint eben,

erstehn zum ewigen sommerleben.

 

10.

Darnmm, o Erd, magst wol hinnemmen

den körper in dein schos beklemmen,

Wir wöllen dir den gern vertrauen,

mit haut vnnd har jhn zu verdauen.

 

11.

Aber in jenen letzten tagen

wird er dich nagen in dem mage,

Das du jn wider aus must speien,

auf das jn Got klar mög verneue.

 

12.

Mach jm nur lind genug das betlein,

das er ausrhu auf disem stätlein,

Aber wie weich dus machest immer

wil er bei dir doch bleiben nimmer.

 

13.

Dan er ein andre rustat weis,

Abrahams schos vnd paradeis,

Alda sein sel dan auff jn harret,

das sie sich wider zu jm paret.

 

14.

Bewar dz pfand des leibs nur ebe

welchs dir vertraut wird vbergebe,

Weil Got sein ebenbild wird bald

von dir erfordern jn sein gwalt.

 

15.

Dan wie wolt Got sein gschöpff verliren

welchs er that nach seim bild formire?

Wie wolt er nicht des gschöpfs gedencken

dem er auch seinen son dorft schencken?

 

16.

Hierumm seh vnd stell jhn bald wider

in gstalt wie man dir gibt die glider:

Ach das die selbig zeit bald käme,

dz was du haltst Got zu jm näme!

 

17.

Aber, Got lob, die zeit ist da,

dan was der glaub faßt, das ist nah,

Drumm must du, Erd, auch bald erbeben

vnd dise leich vns wider geben.

 

18.

Vnd du, Tod, must sammt allen Teufflen

an deiner todten macht verzweifflen,

Weil jr vns ruen lasen müsen,

ewig mit Got der freud zugnisen.

 

19.

Seh, solchen trost der seln bescheide,

das sie vom leib dest liber scheide,

Weil dis zu jrer freiheit frommt

vnd wider zu jrm leib doch kommt.

 

20.

Der leib, weil er hie hat sein mütlin,

war er d'sele herberghüttlin,

Die Got ein zeitlang drein losiret,

bis er sie wider daraus füret,

 

21.

Ir das eng häuslin zu bereiten

zum ewigen Palast vol frenden,

Der jr nicht meh beschwärlich sei,

sond' zu seim lob ewig frej.

 

22.

Den selben gast der Edlen selen

jr jrdisch gäst solt für hoch zelen

Vnnd zeitlich die hie weyhen gern

zur wonung enerm Got vnd Herrn.

 

23.

Das namlich jr allein jm trauen

vnnd nicht auff eigen kräfften bauen,

Das jr an zeitlichem nicht hencken,

sonder nach himlischem gedencken,

 

24.

Nach vnserm rechten Vatterlande,

dahin all wol vnd walfart stande,

Welchs vns dan hat HERR Jesus Christ

vor längst durch sein tod zugerüst.

 

25.

Der wöll vns auch vorthin erfüllen

mit seinem Geist, zu thun sein willen,

Das wir, man er kommt zu gericht,

mit jm eingehn ins ewig licht.

 

 

Der 54. Psalm

 

Deus in nomine tuo saluum.

 

Ein Bittpsalm vmm erlösung von den Feinden der Kirchen, vnd verfolgern der frommen.

 

1.

Got, hilff mir vmm deins namens ehr,

schaff mir recht durch dein gwalt, vnn hör

mein stehen vnd mein betten,

Vernimm die red meins munds, je mehr

mein feind mich wil zertretten!

 

2.

Dan stolze setzen hart an mich,

der starck sucht mein Sel trotziglich,

weil sie nach dir nicht fragen,

Drumm steht mir Got bei gnädiglich,

enthält mein Sel vor zagen.

 

3.

Bezal die bosheit meinen Feindnn

vmm dein treu die thust an dein Freundn,

durch dein warheit thus zwinge,

So wil ich dir mit mein vereinten

gern freudenopfer bringe.

 

4.

So wil ich deim nam dancken gern,

weil tröstlich ist der nam des Herrn

vnn hilft aus not vnd grauen,

Das ich mein lust von nah vnd fern

mag an mein Feinden schauen.

 

 

Der 134. Psalme

 

Ecce nuc benedicite Domio.

 

Ein anmanung, beide der Kirchendiener, vnd zuhörer, zu eiferiger vnd andächtiger volstreckung jres Ampts.

 

1.

Wolan, nun preißt den Herren recht,

die jr wolt sein des Herren knecht!

Preißt jn, jr die jm dient vnnd wacht

zu ehren in seim haus bej nacht!

 

2.

Erhebet mit eim hertzen frumm

euere händ zum heiligthumm,

Danckt jm vmm sein vorgangne that,

bettet das er euch ferner rhat,

 

3.

Das er euch, die sein wort hie lehrt,

beistand das sein wort fruchtbar werd,

Das er euch, die sein wort auch hört,

durch sein Geist segne, der es mehrt.

 

4.

Der Herr, so Erd vnd Himel helt,

wöll dich auß Sion, da er stelt,

Segnen vom Himmel vnd der Erd,

das jm dienst hie vnd dort vnbschwert.

 

 

Der 148. Psalme

 

Laudate Dominu de cœlis.

 

Ein DanckPsalm, darinnen alle geschöpff des Herren zu seinem lob werden ermanet: vnd sonderlich die Christlich gemeinde, in deren er das horn, das ist, das Reich Messie, hat angericht.

 

1.

Lobet den Herrn, jhr himlisch Trön,

die er geschaffen hat so schön,

Ja lobet jhn auch in der höh,

das jm sein schuldig Ehr gescheh.

 

2.

Ihr Engel, preißt sein herrlicheit,

dan jhr jm seit zu dienst bereit,

Nun lobe jn sein gantzes heer,

welches außrichtet sein beger.

 

3.

Lobet den Herren, der die son

zum tag gab vnn zur nacht den Mon,

Ja jr beid liechter vnd all stern,

lobet vnnd preiset euern HERRN.

 

4.

Ihr himmel all, sein lob erhebt,

jhr wasser, so darob auch schwebt,

Dis alls sei jhn zu loben fro,

dan sagt er ja, so ists gleich do:

 

5.

Was er gebeut ist gschaffen gleich,

vnd was er schafft erhält er leicht,

Des himmels feste schön vnn rund

erhalt er nu vnn alle stund.

 

6.

Er gibt jhn ordnung vnd gesetz,

darnach sie vmmgehn müssen stäts,

Deßgleichen lobt jn von der Erd

jr wallesisch mit grosser herd.

 

7.

Ihr tieffe vnd abgrund darbei,

der Trach aus seiner höle schrei,

Lufft, hagel, eis, schuee, dampff vnd feur

komm alles am lob Gots zu steur.

 

8.

Auch darmit Ost, West, Sud vu Nord

welche verrichte seine wort,

Jr sturmwind die im luft hersaußt,

jtzud zu ere Gottes braußt.

 

9.

Ir berg vnn wilde felsen all,

die stein bringt vermengt mit metall,

Ir fruchtbar hügel, feld vnd thal,

jr fruchtbar vnn wild bäum zumal,

 

10.

Ir wald gezir, jr Cederbäum,

jr bäum die man erbaut daheim,

Erhebt des Herren macht vnn krafft,

der euch zu gut dem Menschen schafft.

 

11.

Du zames viech, du scheues wild,

was lufft vnn Erden hie erfült,

Ir Vögel so am höchste fleücht,

jr würm so am vndersten kreicht,

 

12.

Erschwinget vnd erhebet euch,

dan Got versicht euch all zugleich,

Ir König, Fürsten in der welt,

jr Richter dem volck fürgestelt:

 

13.

Alles was jhn ist vnderthon

vnd jede freie Nation,

Vo alter auch die schöne blüh,

die Jüngling vnd Jungfrauen hie,

 

14.

Der jugend freudig alter nun

wöll seine freud an tag auch thun,

Aber jhr Alte sollet jhn

vorgehn zu eim Exempel drinn.

 

15.

So lobet nun sein Namen all

einhälliglich mit gleichem schall,

Dieweil sein Namen vnd sein wort

erhöcht bleibt ewig hie vnd dort.

 

16.

Sein lob vnnd Ehr bleibt nicht gedeckt,

geht weiter dan die Welt sich streckt,

Der Herr das horn seins Volcks erhöcht,

derhalben, all jhr heilgen, möcht

 

17.

Sein lob verkünde, dan solch gnad

euch gnug zu singen weißt vnd rhat:

O Israel, dein lust vnd freud

sei zu loben sein gütigkeit.

 

18.

Du weist sein Gotsdienst, der jm liebt,

weil er sich dir zu kennen gibt

Vnd hat dich jm zum Volck bereit,

das du jhn lobst in ewigkeit.

 

 

Das Symolum S. Athanasij

 

zur erläuterung des Apostolischen, der person Christi halben, wider etliche besonder Ketzer, gestelt: jtzund zu nutz der jugend, den leichtlicher zu begreiffen, lehrnen, betten vnd zusingen, fast von wort zu wort in Reimen gefasset.

 

1.

Wer da selig werden wil

mus haben vor all dingen

Des recht Christlichen glaubens zil,

so wird jm nicht mislingen.

 

2.

Welcher den nicht hält gantz vnnd rein

wird on zweiffel verloren,

Dis aber ist der recht allein

vnnd Christlich Glaub erkoren,

 

3.

Das namlich wir ein einigen Got

in drei personen ehren,

Vnd drei personen vnzerrot

in einiger Gotheit lehren,

 

4.

Vnd in einander zweifelhafft

nicht die personen mängen

Noch Göttlichs wesens eigenschafft

zertrennen noch beträngen.

 

5.

Es ist ein andere person

der Vatter dan sein gsanter

Der ewig eingeboren son,

der heilig Geist ein ander.

 

6.

Aber der Vatter, Son vnd Geist

ist ein einiger Gotte,

In herlicheit gleich allermeist

vnd ewiger Maiestate.

 

7.

Vnd welcherlei der Vatter ist,

solcherlei ist der Sone,

Vnd solcherlei ist auch zur frist

der heilig Geist so frone.

 

8.

Der Vatter ist geschaffen nit,

desgleichen nit der Sone,

Der heilig Geist zugleich darmit

ist kein geschöpff noch wone.

 

9.

Der Vatter ist onmäslich gar,

der Son ist auch onmäslich,

Der heilig Geist onmäslich zwar;

vnd ist ein Got doch wäslich.

 

10.

Der Vatter ewig, ewig der Son,

der heilig Geist dermossen,

Doch nicht drei ewig zu verstohn,

ein ewiger ist bschlossen.

 

11.

Gleich wie auch nit ongschaffen drei

noch drei onmäslich leben,

Sonder nur ein ongschaffner sei

vnn ein onmäslicher eben.

 

12.

Der Vatter ist allmächtig gar,

der Son ist gar allmächtig,

Der heilig Geist allmächtig zwar,

vnd seind doch gar einträchtig.

 

13.

Dan nit drei d' almächtig seind,

sonder ein almächtiger,

Weil dan die allmacht ist verfreund,

so red man bedächtiger.

 

14.

Der Vatter ist Got, d' Son ist Got,

auch Got der heilig Geist,

Doch nit drei Got, der Heidnisch spot,

sond' ein Got, den preist.

 

15.

Also der Vatter ist der Herr,

der Son ist auch der Herre,

Der heilig Geist der ist auch der,

doch ist ein Herr, nicht mehre.

 

16.

Dan wie wir müsen eigentlich

nach Christlicher warheit nennen

Ein jgliche person für sich

Herrn vnd Got bekennen,

 

17.

Also können wir on gespöt

nit im Christlichen glauben

Nennen drei Herrn vnd drei Göt,

sonst wurd man Gots ehr raube.

 

18.

Der Vatter kan vo nimand sein

gmacht, gborn noch geschaffen,

Der Son ist vom Vater allein,

nicht gemacht noch beschaffen,

 

19.

Sonder geborn von Ewigkeit,

der Geist vo Son vnd Vatter,

Ist nit geborn, geschaft, bereit,

sonder aus beiden gaht er.

 

20.

So ist also ein Vatter nun,

mit drei Vätter auffs neue,

Nicht drei Sön, sonder nur ein Sun,

ein heilger Geist, nicht dreie.

 

21.

Vnd vnder den personen drei

ist kein die letzst noch erste,

Auch, das man solches mercke frei,

ist kein die kleinst noch gröste,

 

22.

Sond' all drei personen sind

gleich ewig vnd gleich grose,

Auff das sich hidurch klar besind

wie man vnd welcher mose

 

23.

Drei personen in einer Gotheit,

ein Got in drei persoe

Hie sol ehren recht on bosheit,

das er bei vns recht wone.

 

24.

Wer nun selig werden wil

mus von den drei personen

In Got zwar halten dises zil

vnd diser red gewonen.

 

25.

Zvr seligkeit noch weiter ist

not dz man glaub standhafftig

Das vnser Herre Jesus Christ

ein mensch auch sei warhafftig.

 

26.

So ist der rechte glaub nun der,

das du glaubst vnd bekenst

Das Jesus Christus, vnser Herr,

Gots Son, ist Got vnd mensch.

 

27.

Aus Vatters natur ist er pur

Got vor der welt geboren,

Aber aus der Muter natur

mensch in der welt erboren.

 

28.

Ein volkommener Got on fehl,

volkomner mensch vom weibe,

Mit einer vernünfftigen sel

vnd eim menschlichen leibe.

 

29.

Dem vatter nach der Gotheit gleich,

nach d' Menscheit kleiner,

Vnd wiewol GOT, Mensch zugleich,

doch nicht zwen, sonder einer.

 

30.

Einer: nit das die Gotheit gar

ind menscheit verwandlet kame,

Sondern das die Gotheit klar

die menscheit an sich name.

 

31.

Ja, einer ist er, nur ein Christ,

nit das die zwo Natur

Vermengt seind, sonder das er ist

ein einig person nur.

 

32.

Dan wie sel vnn leib ein Mensch ist,

wie wols seind vngleich sachen,

Also ist Got vnd Mensch ein Christ,

die nicht zwen Christus machen.

 

33.

Welcher vmm vnser seligkeit

starb vnd fuhr zu d' Höllen,

Am dritten tag mit herligkeit

auffstund von Todtes quelen.

 

34.

Ja fuhr gen Himel auff darnoch,

sitzet zur Gottes rechte

Des allmächtigen Vatters hoch,

da er vertrit vns knechte.

 

35.

Von dannen er auch kommen wird,

das jüngst gericht zu treiben:

Als dan müssen all Menschen fürt

erstehn mit eigne leiben,

 

36.

Vnd müsen geben Rechenschafft

was sie haben gethan,

Dan werden die guts haben gschafft

ins ewig leben gahn,

 

37.

Die aber bös, ins ewig feur:

secht, der glaub ist recht Christlich,

Wer den nicht fest glaubt vnd hält theur,

der wird nicht selig gwislich.

 

 

Der Text der Einsatzung des H. Abendmals

 

wie jhn die Evangelisten Matth. 24., Marc. 14., Luc. 22. vnd S. Paul

1. Cor. 11. beschrieben, sammt der prüfung vnd vorbereitung darzu, kurtz in Reimen begriffen.

 

1.

Hört jr, die Christ einn heiland schätzt,

wie er sein letzsten will einsetzt:

In d' nacht, da Christ vnser Herr

verraten ward, da nam auch er

Das brot vnd dancket eh ers brach,

gabs seinen Jüngern drauff vnnd sprach

›Nemmt hin, esset; mein leib ist dis,

der fur euch wird gegebe gwis,

Solches zu meiner gdächtnus thut

vnn dem das ich euch that zu gut.‹

 

2.

Desgleichen nach dem Abendmal

nam er den kelch, danckt abermal,

Vnn gab jhn den, vnd sprach darbei

›nemmt hin, trinckt all daraus auffs neu:

Der kelch ist das neu Testament,

in meinem blut allein vollendt

Welches fur euch vergossen wurd

zu vergebung der sünden burd,

Vnd solches thut, so offt jrs trinckt,

zur gdächtnuß mein, draus glaub entspringt.‹

 

3.

Dan so offt jr eßt von dem brot

vnn trinckt von disem kelch zur not

Solt jr verkünden des HERRN tod,

bis er kommt zu gericht vnd gnod.

Wer nun vnwirdig vom brot isst

oder vom kelch des HERREN guißt

Ist schuldig ans HERRN leib vnd blut,

darumm notwendig ist vnd gut

Das sich der mensch vor prüf, ermeß

vnd dan von disem brot erst eß.

 

4.

Vnd so er wol sein hertz erfärt,

trinck dan vom Kelch, den er begert,

Dan wers vnwirdig trinckt vnn ißt

jm zum gericht selbs solchs genißt,

Damit das er nit vnderscheid

den leib des Herrn aus sicherheit,

Vnd drumm strafft Got offt die gemeind,

wan sie darin farlässig seind:

Derhalb thut bus vnd glaubt Gots wort,

tödt den neid, dann der ist ein mord.

 

5.

Wer aber wirdig solchs genis

vnd wie mans gwissen prüfen müs,

Der merck, ob er fül ein recht bus,

sein sünd erkenn, hab drab verdrus

Vnd heiliglich vorthin beger

zu leben nach Gots willen, er

Leg ab all neid vnd widerwill,

leb mit seim Nechsten einig still,

Da heuchlisch vnbusfärtig leut

seind Got ein greuel jder zeit.

 

6.

Vor allem aber er bedenck,

ob recht all sein vertrauen henck

Allein in Gots barmhertzigkeit,

vnd nirgend such sein seligkeit

Als nur in Jesu Christ allein,

in seiner Marter, Tod vnd pein,

Glaub dem wort welchs man jm verkünd

›für euch zu vergebung d' sünd‹,

Dan dis wort, welches laut ›für euch‹,

erfordert gläubig hertzen gleich.

 

 

Der 52. Psalm

 

Quid gloriaris in malicia.

 

Ein herlicher Trostpsalm, wider das vnkräftig wüten der Tyrannen vnd Verfolger der Kirchen vnd aller Gläubigen, gestelt.

Im ton, Der Thorecht spricht.

 

1.

Was trotzestu dan, du Tyrann,

mit deim greulichen wüten,

Freust dich, das du hast schaden thau,

so doch als Gottes güte

Täglich noch wärt, über vns hält

vnd jden solchen Wütrich fält

der mit der zungen darfe

Trachte, nur schaden zufügen,

schneiden mit trigen vnd lügen

wie mit Schärmessern scharffe.

 

2.

Du redest lieber bös dan gut

vnd lieber falsch dann rechte,

Du redst was zu verderbe thut,

dein zung gern vil vmmbrächte:

Drumm wird dich Got auch gantz vnd gar

zerstöre vnd zerschlagen zwar

vnd aus der Hütten reissen,

Dein Stammen vnd Gschlecht vnd dein haus

wirt er aus dem Land rotten aus,

dein nam wirt nichts mehr heissen.

 

3.

Solchs werden die gerechten sehn,

jhn draus ein Gotsforcht machen,

Weils so bald ist mit den geschehn

vnd werden jren lachen,

Vnd erst zusammen sprechen dan

›sih zu, das ist eben der Alan

der GOT so gar vernichtet,

Wolt jhn für seinen trost nicht han,

thet sich auf sein reichtumm verlau,

nach seinem gwalt als richtet.‹

 

4.

Ich aber, der ich mich allein

verlas auff Gottes güte,

Werd bleiben in Gottes Gemein,

darbej mich Got behüte,

Werd wie ein Oelbäumlein allzeit

grünen in widerwertigtikeit,

wie gros die jmmer seie,

Dan was Got pflantzet in sein haus,

dasselb rottet kein gwalt nit aus,

derhalb ich mich nicht scheue.

 

5.

Vnd danck dir, mein Got, ewiglich,

dan du kanst es wol machen,

Erlegst was sich regt wider dich

vnd fürest meine sachen.

Ich wil dich loben in der gmein,

vnn harren auff den name dein,

der dan nit macht zuschande,

Sonder dein Heilige die han

jr freud vnd trost alzeit daran,

sos darbej sind bestande.

 

 

Der 129. Psalm

 

Sæpe expugnauerunt me.

 

Ein Tröstlicher Danckpsalm, für die stäte beschützung vnd erlösung der Kirchen, vnd verhönung jrer Feind.

 

In der weis des 15. Psalmens O Herr wer wird, etc. Oder des 14. Es spricht der vnweisen, etc.

 

1.

Israel billich sag also,

auch die Christlich gemeinde,

Sej lustig, freudig vnd ser fro,

sing also von sein Feinden

'Sie haben vns nun oft getreugt,

von kind auf vns seer nachgeheuckt,

gäntzlich zu untertrucken.

 

2.

Sie haben vns jtzt lang getrengt

von vnser jugend here,

Aber vns doch noch nicht gesenckt,

wiewols dran waren seere,

Sie haben vnns nicht vbermocht,

wiewol sie haben vil erdocht,

es mochte jhn nit glücken.

 

3.

Sie han vns in den Pflug gespant,

das sie vns untertrucken,

Haben die Furchen in dem Land

gzogen aus vnsern rucken:

Wir haben jhu die Furchen lang

müsen machen mit grosem trang,

jr Menschengsatz zu schmucken.

 

4.

Sie schlugen mich, das ich mich bigt,

das es nit anders sahe

Als ob mein rucken wer gepflügt,

welchs mir zu trotz geschahe.

Aber der HERR, so gerecht ist,

hat jre Seil vnd strick erwischt

vnd sie ghauen zu stücken.

 

5.

Der HERR hat mich aus dinstbarkeit,

dem schweren Joch, gerissen,

Drumm wird sein nam vor grosser freud

billich von mir geprisen.

Ach, das zu schanden müßten gou

all die Feind so gramm sind Sion

vnd sich vor jr nicht tucken!

 

6.

Die Sions Kirch anschauen schlimm

vnn lans jhn nit gefallen,

Ach, das jhn kein heil nie gezimm

vnd kein trost haben alle!

Ach, das sie müßten eben sein

gleich wie das gras auff Tächern gmein,

welchs bald wirt dürr vnd trucken,

 

7.

Vnd müßten wie dasselbig gras

verdorren vor der zeite,

Das es ein jder wind hinblas,

eh man es je abschneide,

Das nit dem Schnitter komm zu nutz,

wan er es fleissig schon abstutzt,

nichts in sein hand doch trucke.

 

8.

Vnd so der Schnitter nit sein hand

hat darvon fullen mögen,

Dieweil es nur klebt an der wand

vnd mag kein grund nicht legen,

So wünsch ich, das noch minder sind

der welcher darvon garben bind,

weil er zum schein sich bucket,

 

9.

Das keiner der für über geht

vnd sihet dise mähen

Zu ihnen disen segen red,

wie sonst pflegt zu geschehen,

'Des Herren segen vber euch,

wir wünschen zumal alle gleich

vons Hertzen Namen glücke.

 

 

Der 131. Psalme

 

Domine no est exaltatu, etc.

 

Ein Lehr Psalm, allein auff Gottes barmhertzige gnad, nicht auff eigene angemaßte kräffte zubauen.

 

1.

Herr, mein hertz ist hochfahrend nicht,

hab kein stoltz aug noch hoch gesicht,

Hab nicht nach wunderding getracht

noch höherm dan auß trägt mein macht.

 

2.

Vnnd wan ich etwan schweifft zu weit

vnd nicht bei dir blieb jderzeit,

War mir wie eim kind welchs entwänt

von seiner muter würd verlänt.

 

3.

Ja wan ich meine sel nicht stillt

vnd im zaum mein gedancken hielt,

War meiner selen wie eim kind

welchs nicht sein gwont Milchbrüstlin sind.

 

4.

Derhalben, wa ich, lieber Herr,

offt von dir bin verirret ferr,

So bit ich, verzeih mir die sünd,

ich flich zu dir wie ein liebs kind.

 

5.

O Gottes völcklin Israel,

setz in deim Got zu rhu die sel,

Bau auff sein gnad, nit auff dein that,

so schaffst dir gnad vnn ewig rhat.

 

 

Der 143. Psalme

 

Domine exaudi oratio. mea.

 

Ein schöner Betpsalm, vmb verzeihung der Sünd auß Gottes einiger gnad vnd that, on vnser gerechtigkeit herrurend.

 

1.

O Herr, erhöre mein gebette!

mein Gott, mein flehen doch vernim!

Nicht das ich solchs verdieuet hette,

dan ich mich dessen gar nicht rüm,

 

2.

Sonder vmm deiner warheit willen

vnd deiner grossen grechtigkeit

Wölst mir dein angsicht nit verhüllen,

weil dein gnad wärt in Ewigkeit.

 

3.

Geh ins gericht nicht mit deim knechte,

dan kein lebendiger sonst nit

Vor dir wird werden je gerechte,

der halben nur genad ich bitt.

 

4.

Der feind mein leben schlägt zu boden

vnn verfolget sehr meine sel,

Legt mich ins finster wie die Todten,

vor schreck der sünden ich mich queel.

 

5.

Vnd mein Geist ist in mir geängstigt,

mein hertz ist mir im leib verzeert,

In meim sinn ist alls widerspenstig,

mein gdancken seind mir vil beschwert.

 

6.

Aber in solchem meinem kummer

gedacht ich an die vorig zeit,

Wie das du hast verlassen nimmer

die deine hilff haben erbeit.

 

7.

Mich trösteten all deine thaten

vnd redt von deinen wercken nur,

Die alle sammt seind voll genaden,

drumb ich mit mein händen auffuhr,

 

8.

Vnn thete sie zu dir außbreite,

mein sele die dürstet nach dir

Wie ein dürr land vnn dürre weiden

nach langem Regen mit begir.

 

9.

O, Herr, ich bit, mich bald erhöre,

mein geiste mir schier gar vergeht,

Verbirg dein andlitz nimmermehre,

eil, weil auff dich mein hoffnung steht.

 

10.

Auff das ich nicht gleich werde denen

die in die gruben faren hie,

Bey den verloren ist das sehnen,

las mich dein gnade hören frü.

 

11.

Dan ich auff dich hoffe vnd traue,

thu mir den weg kund drauff ich gang,

Das ich nur deinen wille schaue,

dan ich nach dir gäntzlich verlang.

 

12.

Erret mich von mein feinden allen,

zu dir hab ich meine zuflucht,

Lehr mich thun nach deim wolgefallen,

dan du bist mein Got, den ich sucht.

 

13.

Auff ebner ban für mich dein geiste,

erquick mich wiederumm, o Got,

Deins namens halben allermeiste

führ meine sel hie aus der Not.

 

14.

Von deiner gerechtigkeit wege,

nit meins verdienst, der ist vmmsunst,

Wolst mein feind stören vnd erlegen

deiner güte halben vnd gunst.

 

15.

Verderb vnd bring vmm alle dise

so ängsten meine sel vnd sinn,

Auff das ich deinen beistand wisse,

dan ich dein knecht ja alzeit binn.

 

 

Der 144. Psalme

 

Benedictus Dnns Deus meus.

 

Ein Dancksagung, eines Regenten oder Obern in seim Ampt, wie er alles von oben empfang, vnd GOT für ein lehenherrn hab zu erkennen.

 

1.

Gelobet sei der HERR mein Got,

der mir verleihet kräfft vnd Rhot,

Der meine hände streiten lehrt

vnd weißt mein faust, das sie sich wehrt.

 

2.

Der mich aus krigsgefar erret,

beschützet mir land, leut vnd stätt,

Mein güte, burg, mein schirm vnnd schutz,

mein trost vnd schilt, auff den ich trutz.

 

3.

Der mein Volck vnder mich bezwingt,

vnder mein scepter fridlich bringt,

Dan ich die krafft nit bei mir sind,

das ich es von mir selber künd.

 

4.

Ach Herr, was ist doch nur der Mensch,

das du dich sein annimmst, jhn kennst?

Wz sind des Armen Menschen kind,

das sie geacht so bej dir sind?

 

5.

Ist doch d' Mensch schir gleich wie nichts,

verschwindet wie ein schein des lichts,

Sein zeit färt hin gleich wie ein schat,

noch wirt dein gnad nicht an jm mat.

 

6.

Herr, neig den Himmel, fahr herab,

das meine feind erschrecken drab,

Tast an die berg, so rauchen sie,

dan schlag ich meine feind on müh.

 

7.

Las blitzen vnd den Tonner gehn,

so mag dan nichts vor dir bestehn,

Zerstreue sie, schieß deine stral,

das sie erschrecken vberal.

 

8.

Dan deine hand mir helffen mus,

sonst werd ich nicht lang halten fus,

Send von der höh mir deine hand,

dz ich mög thun ein widerstand.

 

9.

Erlös mich vnd errette mich

von grossen wassern gnädiglich!

Die angst mich vberlauffen thut

gleich wie ein grosse wasserflut,

 

10.

Von frembder kinder hand vnnd macht,

die ich nicht für dein kinder acht,

Dieweil jhr Mund nichts nutzlichs lehrt

vnd jhre werck sind falsch verkehrt,

 

11.

Ihr zung vergifftet vnd ihr wort,

jhr händ nur trachten list vnn Mord:

Vor den erret mich, lieber Herr,

das ich nicht folg jhr werck vnd lehr.

 

12.

So wil ich dan nicht werden müd

zu singen dir ein Neues lied,

Wil auff dem Psalter spilen dir

wie deine macht wärt für vnd für,

 

13.

Vnd sagen 'GOT der König recht,

du namlich, des ich bin ein knecht,

Gibst den Königen hie den sig,

du führest vnd regierst jhr krig,

 

14.

Erlöst David, dein knecht vnn freund,

vom mördischen schwerd vnd seim feind:

Erlöß mich, bit ich aber noch,

von diser fremmder kinder Joch,

 

15.

Die jr werck fälschlich mutzen auff

gleich wie ein krämer auff den kauff,

Dere Mund nur ist lugenhafft

vnd dere hand nur mord verschafft,

 

16.

Die gleich sammt der gotlosen Rott

verachten mit der that nur Got,

Vnnd wünschen jhn vergeblich ding

die vor Got seind geacht gering.

 

17.

Wünschen vnd sprechen in dem sinn

›ei, das auffwüchsen vnser sün

In jhrer jugend in der blüh

gleich wie die grünen pflänzlein hie,

 

18.

Vnd vnser Töchter treten her

geschmucket: das wer vns ein ehr,

Wan sie geziert wie ein Pallast

prangten, das solt vns freuen fast,

 

19.

Man allzeit sie gesund vnd frisch

erfreuten vnsern vollen tisch,

Das wer zuschauen lieblich an,

wie ein Ercker gehaue schon.

 

20.

O weren vnsre Kammern voll,

vnser Kasten gespeiset wol,

Darauß man aufftrüg hauffen weiß

zu täglichem pracht, schlamp vnd speiß,

 

21.

Das vnser Schaf auch auff der weid

in ställen neben dem getreid

Mit tausenden vil trügen offt

on vnser müh, auch vnverhofft,

 

22.

Das vnsre glatte Ochsen fett

hetten vil felds zu ackern stät,

Das kein verlust wir litten nit

von Regen, wind, feldzug vnnd trit,

 

23.

Hörten kein klagen auff der gaß,

kein feldgeschrei nicht auff der straß,

In summa hetten gar kein leid,

sonder lebten in sicherheit.‹

 

24.

Vmm ein solch volck, dems also geht,

meinen sie, das es sehr wol steht,

Vnd setzen in so schlechten werd

die seligkeit auff diser Erd,

 

25.

Meinen, der gröste segen sej,

wan sie in wollust leben frej

Vnd allhie büsen jhr gelüst

in der welt pracht, so nur ist mist.

 

26.

Aber ich sag, dem volck ist wol

dessen der HERR ist jdermol

Ein gnädig vnd gütiger GOT,

dem schad kein angst, forcht oder spot.

 

 

Der 145. Psalme

 

Exaltabo te Deus Rex, etc.

 

Ein herlicher DanckPsalm, in Namen der gantzen gläubigen gemeind, für das reich Christi.

 

In der weis des Magnificat, Mein sel erhebt den Herrn, etc.

 

1.

Mein Got, ich will erhöhen dich,

dich, könig, wil ich preisen

Vnd loben dein Nam ewiglich,

all tag dein lob erweisen,

Dein nam will ich

rümen täglich,

dan Got d' Herr ist grose

Vnd mächtig sehr,

löblich von ehr

on end vber die mose.

 

2.

Dein grösse, HERR, nicht greifflich ist,

desgleich dein macht vnd stärcke,

Drumm sind beid jung vnd alt gerüst

zupreisen deine wercke:

Kinds kind werden

hie auff Erden

von deim gwalt allzeit sagen

Den du beweist

vnd täglich leist

den die nach dir nur fragen.

 

3.

Ich will von deim herlichen pracht

vnd schöner zier nur reden,

Von dein wundern vnd grosser macht,

darvon will ich nur betten,

Auff das dein gnad

vnd wunderthat,

ja deine grosse herligkeit,

Dein grechtigkeit

vnnd güte weit

lehr rümen jderman allzeit.

 

4.

Gnädig, Barmherzig ist der HERR,

dultig, von grosser güte,

Willig auff eins jden beger,

das er sein hülff darbiete,

Erbarmet sich

genädiglich

vber all seine wercke,

Dan er wol weis

mit sonderm fleiß

jhr schwäche vnd jhr stärcke.

 

5.

Drumb sollen dir dancken, o Herr,

all dein geschöpff vnnd wercke,

Darzu auch loben noch vil mehr

dein Heilige dein stärcke,

Die herligkeit

ehr vnnd hocheit

deins königsreichs stäts rümen,

Von deiner gwalt

sehr manigfalt

erheben jhre stimmen.

 

6.

Auff das den Menschen kindern so

durch jhre lob vnn predig

Dein gwalt kund werd vnnd alle fro

das du sie hast erledigt,

Das sie die macht

vnd ehrlich pracht

deins königreichs erkennen,

Dem nicht ist gleich

allhie kein reich,

mags zeit noch ort nicht trennen.

 

7.

Dein herschafft wäret für vnd für,

des krafft besteht von junen,

Die macht deins Reichs, sein sterck vnd zier

ist das sich trösten künnen

Deines gewalts,

man du erhaltst

so jmandts fält vnd sincket,

Vnnd tröstest die

zerschlagnen hie,

das keiner nit ertrincket.

 

8.

Aller augen warten auff dich

vnd du gibst jn jhr speise

Zu seiner zeit genädiglich,

auff das dich alles preise:

Dein Milte hand

thust auff im land,

erfülst mit wolgefallen

Alles was lebt

hie, regt vnd schwebt,

dz jhn genüget allen.

 

9.

Den HERRN in allem das er thut

befind man gut vnd Rechte,

Der HERR ist heilig, gnädig, gut

alln seiner merck geschlechten.

Der Herr ist da

vnd allen nah

die jhn ernstlich anruffen,

Die in dem geist

vnn allermeist

in warheit auff jn hoffen.

 

10.

Der HERR thut gwißlich alles dis

was Gotsförchtige wöllen,

Ihr schrenen erhört er gewiß

die auff jhn trauen stellen:

Diß ist der kern

dem er hilfft gern,

behüt all die jhn lieben

Vnd tilget aus

das Gotlos haus,

das bös gschlecht wird vertriben.

 

11.

Drumb soll mein Mund des HERREN lob

alzeit singen vnd sagen,

Vnd alles fleisch vnd GRTTES gob

sein preis vnnd rum hoch tragen.

Sein heilig Nam

solln allesam

preisen vnd stäts erhöhen,

Hie billiglich,

dort williglich,

dan er will vns versehen.

 

 

Der 147. Psalme

 

Laudate Dom. qnia bonum.

 

Ein schöner Danckpsalm, für beid Geist vnd zeitliche wolthaten des Herrn.

 

1.

Nvn preißt vnd lobt den Herren,

alles dien zu sein Ehren,

dan es ist zwar das best,

Das lieblichst schönste dinge,

das man dem Herren singe,

darmit sich also tröst.

 

2.

Jerusalem er bauet,

vnd alles was jm trauet

erlöset er on fehl,

Samlet wider mit scharen

die so veriaget waren

aus seim volck Israel.

 

3.

Er thut den sehr vil gutes

die eins zerschlagnen Mutes

seind, in dem Geist betrübt,

Heilt die zerbrochen hertzen,

verbindet jhren schmertzen,

wan ers durchs kreutz lang übt.

 

4.

Sein macht ist nit zurlernen,

dan er auch zalt die sternen,

weil er hat sie bereit,

Er nennet sie mit namen,

das sie thun allesammen

was er jhn aufferleit.

 

5.

Gros ist der Herr von kraffte:

wie er alls macht vnd schaffte

vnd noch erhalte frisch,

Wie er alles regiret

zusprechen nicht gebüret,

weils vnbegreifflich ist.

 

6.

Die ellenden er löset,

die gotlosen verstöset

die da seind hochmütig,

Das demütig erhöhet,

richt auff was sich nicht blehet,

ist gdultig vnd gütig.

 

7.

Singet jm vmb einander,

ein lied vmbs ander wander,

dancks weis so singt dem Herrn,

Preißt jhn mit lobgesange,

mit süssem harpffenklange,

solch opffer hat er gern.

 

8.

Der dlufft mit wolcken decket,

den Regen draus erwecket

der vns hie kommt zu nutz,

Laßt wachsen auff mit freuden

das gras auff berg vnd weiden,

welchs man zu nutz abstutz.

 

9.

Des HERREN hand vnd güte

ersättigt leib vnnd gmüte,

ja vergißt nit die thier:

Er gibt dem viech sein futer,

vnd solches alles thut er

das man sein gros lieb spür.

 

10.

Ja auch den jungen Raben

die jhn angruffet haben

versagt er nit die speis,

An Rossen vnd den Wagen,

wie starck die immer trage,

kein lust noch krafft er weis.

 

11.

Trägt kein gfallen an beinen,

wie jung vnnd starck die scheinen,

acht nichts gros Volck vnd heer,

Doch an den trägt er gfallen

die jhn förchten ob allen,

auff sein güt hoffen sehr.

 

12.

Wolan, vmm solche gobe,

Jerusalem, jhn lobe

vnd du, heilig Zion,

Lob deinen GOT mit freuden,

der von dir nicht will scheiden,

auff das er gern da won.

 

13.

Dan er hüt dein auffs beste,

macht Rigel am thor feste,

segnet dein kinder drinn,

Den burgern gibt er segen,

das sie jhn loben mögen

bej jhrem glück vnd gwinn.

 

14.

Er schafft dein gräntzen friden,

das sie kein schad erlitten

von feinden hin vnd her,

Speißt dich mit bestem Weitzen,

dardurch dein gmüt zureitzen,

das es jhm danckbar wer.

 

15.

Vnnd solchs er alls vollendet,

wan er sein wort nur sendet

auff die Erd vnnd es heißt,

Da sein red ist so schnelle,

drauß wie auß einer quelle

wird alles hie gespeißt.

 

16.

Dem Winter er auch locket,

das Schnee heraber flocket,

deckt berg vnnd tieffe Thal

Mit Schnee gleich wie mit wollen,

das sich alls viech mus trollen

in sein höl vberal.

 

17.

Wie aschen streut er Reiffe,

den Nebel mit vmmschweiffe

er auff vnnd abe fürt,

Wie bissen wirfft er schlossen,

macht Eyß alls wers gegossen,

das es zu stein auch wird.

 

18.

Wer blieb vor seinem froste,

wan er nit schafft ein troste

an kleidern, holtz vnd feur,

Darmit der Kält zuwehren,

das vns nichts thu verseren,

sonder alls komm zu steur.

 

19.

Noch wan der HERR aussendet

sein wort, die kält gleich wendet

vnd kommt der Sommer für:

Er redt, so schmeltzs auff Erden,

muß Eyß wie wasser werden

vnd das feld wider dürr.

 

20.

Er laßt ein wind nur wehen,

so kan man lauffen sehen

den fluß nach seinem brauch,

Auffdawen die Eisschollen,

dan er hats so befohlen,

drumm mus es gschehen auch.

 

21.

Der Herr zeigt Jacobs gschlechte

sein sitten vnnd sein Rechte,

ein heiland er jhn setzt,

Welchs dan erfordert billich

das sie jm dacke willig,

weil er sies wirdig schätzt.

 

22.

Dan er nie keinem volcke

vnder des Himels wolcke

war also gheim vnnd nah,

Das er es sein recht weiset:

drumm wol sein volck jhn preiset

vnd singt Halleluia.

 

 

Ein trostreich Lid, aus dem 9. cap. des

Pro. Zacha. gezoge, auch auff die zukunfft des Herrn Christi zusingen, vnd derhalben daroben zu den Advent Lidern zusetzen vnd zubrauchen

 

[Erste Version]

In der weis, Nun welche je, etc.