Gesammelte Gedichte
Christian Morgenstern
Werke
• In Phanta's Schloss
Erstdruck: Berlin (Richard Taendler) 1895. Der hier vorliegende Text folgt der Ausgabe letzter Hand.
• Auf vielen Wegen
Erstdruck: Berlin (Schuster & Loeffler) 1897. Der hier vorliegende Text folgt dem Erstdruck, unter Berücksichtigung der Ausgabe von 1911.
• Ich und die Welt
Erstdruck: Berlin (Schuster & Loeffler) 1898. Vorliegender Ausgabe liegt der Erstdruck zugrunde, unter Berücksichtigung der in der Auswahl »Auf vielen Wegen« 1911 von Christian Morgenstern vorgenommenen Änderungen.
• Galgenlieder
Erstdruck: Berlin (B.Cassirer) 1905. Hier nach der 13. Auflage, Berlin 1914. Die Mehrzahl der
Gedichte entstand zwischen 1895 und 1905.
• Palmström
Erstdruck: Berlin (B.Cassirer) 1910. Hier nach der 7. und 8. Auflage, Berlin 1914. Die Mehrzahl der Gedichte entstand zwischen 1905 und 1910.
• Melencolia
Erstdruck unter dem Titel »Melancholie«: Berlin (Cassirer) 1906. Die hier vorliegende Ausgabe folgt dem Erstdruck, unter Berücksichtigung später erschienener, nach Anmerkungen Morgensterns veränderter Wortlaute.
• Wir fanden einen Pfad
Erstdruck (posthum): München (Piper & Co.) 1914. Der hier vorliegende Text folgt dem Erstdruck.
Biographie
Porträt : Christian Morgenstern (Fotografie, 1895)
1871
6. Mai: Christian Otto Josef Wolfgang Morgenstern wird in München als Sohn des Malers Carl Ernst Morgenstern und seiner Frau Charlotte, geb. Schertel, geboren. Er wächst in München auf und erhält Privatunterricht.
1881
Frühjahr: Tod der Mutter.
Morgenstern wird zu einem Onkel nach Hamburg geschickt, während der Vater an den Starnberger See übersiedelt.
1882
Eintritt in ein Landshuter Internat.
1884
Frühjahr: Umzug zum Vater nach Breslau, der seit dem Vorjahr als Professor an der dortigen Königlichen Kunstschule lehrt.
1885
Morgenstern besucht das Gymnasium in Breslau.
Während seiner Gymnasialzeit schreibt er erste Verse und dramatische Texte und liest Schopenhauer.
1889
Beginn der Freundschaft mit dem späteren impressionistischen Dramatiker und Lyriker Friedrich Kayssler.
Herbst: Morgenstern verläßt das Gymnasium und beginnt eine Offiziersausbildung.
1890
Frühjahr: Wechsel von der Militärschule auf das Gymnasium in Sorau.
1892
Frühjahr: Morgenstern besteht das Abitur.
Er immatrikuliert sich an der Universität in Breslau zum Studium der Volkswirtschaft und der Rechte.
In dem von ihm herausgegebenen Blatt »Deutscher Geist« veröffentlicht Morgenstern erste Werke.
1893
Sommer: Studiensemester mit Kayssler in München.
Morgenstern erkrankt an Tuberkulose.
Er fährt zur Kur nach Bad Reinerz.
Herbst: Rückkehr nach Breslau.
Wegen des schlechten Gesundheitszustandes kann Morgenstern sein Studium nicht fortsetzen.
Intensive Lektüre, vor allem der Schriften Nietzsches.
1894
April: Morgenstern siedelt nach Berlin über, wo er als freier Schriftsteller, Redakteur und Journalist für die »Tägliche Rundschau« und die »Freie Bühne« arbeitet.
Bekanntschaft mit den Brüdern Heinrich und Julius Hart.
1895
Morgenstern veröffentlicht den Nietzsche gewidmeten Band »In Phantas Schloß. Ein Zyklus humoristisch-phantastischer Dichtungen«.
Sommer: Reise nach Helgoland und Sylt.
Es entstehen die ersten »Galgenlieder«, die Morgenstern für den Bund der »Galgenbrüder« schreibt.
1896
Sommer: Morgenstern reist nach Österreich und Oberitalien.
1897
Die Parodie »Horatius travestitus« und der Gedichtband »Auf vielen Wegen« erscheinen.
1898
Aufenthalt in Norwegen, wo er Henrik Ibsen kennenlernt.
»Ich und die Welt« (Gedichte).
1899
Morgenstern besucht Edvard Grieg in Troldhaugen.
1900
»Ein Sommer« (Gedichte).
Herbst: Beginn des Kuraufenthalts in Davos.
1901
Frühjahr: Nach seiner Kur fährt Morgenstern an den Vierwaldstätter See.
Im Berliner Kabarett »Überbrettl« werden zum ersten Mal »Galgenlieder« von Morgenstern in der Vertonung von Julius Hirschfeld mit großem Erfolg vorgetragen.
Morgenstern gerät zunehmend unter den Einfluß der Schriften von Paul de Lagarde.
Winter: Aufenthalt in Arosa (bis Anfang 1902).
1902
Frühjahr: Reise über Mailand an die italienische Riviera, nach Florenz und Rom.
Mai: Aufenthalt in Zürich.
Sommer: Reisen nach Wolfenschießen und Heidelberg.
Winter: Morgenstern fährt nach Rom, wo er den Winter verbringt.
»Und aber ründet sich ein Kranz« (Gedichte).
1903
Frühjahr: Rückreise nach Berlin über Fiesole.
In Berlin arbeitet Morgenstern als Dramaturg.
Morgenstern übernimmt die Herausgabe der Zeitschrift »Das Theater«.
Beginn der Lektorentätigkeit beim Bruno Cassirer Verlag, Berlin.
1905
Sommeraufenthalt in Wyk auf Föhr.
Morgenstern publiziert seine seit Mitte der neunziger Jahre geschriebenen »Galgenlieder«.
Winter: Kuraufenthalt in Birkenwerder.
1906
»Melancholie« (Gedichte).
Reise nach Tirol, Meran und Obermais.
Lektüre philosophischer Schriften von Hegel, Spinoza und Tolstoi sowie der Romane von Dostojewski.
1907
Frühjahr: Aufenthalt am Gardasee.
Reise in die Schweiz.
1908
Frühjahr: Nach der Rückkehr nach Berlin befaßt sich Morgenstern mit dem Buddhismus.
Bekanntschaft mit Margareta Gosebruch.
Herbst: Aufenthalt in Meran.
Reisen nach Freiburg und Straßburg.
1909
Morgenstern hört in Berlin Vorträge des Anthroposophen Rudolf Steiner.
Frühjahr: Reisen an den Rhein.
Er tritt Steiners Anthroposophischer Gesellschaft bei.
Sommer: Morgenstern fährt zu Vorträgen Steiners in Kristiana, Kassel und München und lernt Rudolf Steiner persönlich kennen.
1910
März: Heirat mit Margareta Gosebruch.
»Palmström« (Gedichte).
Sommer: Aufenthalte in Bad Dürenstein und Bern.
Herbst: Italienreise über München, Verona und Genua bis nach Palermo.
1911
Frühjahr: Kuraufenthalt in Arosa, wo sich Morgenstern mit seiner Frau niederläßt.
Der Band »Ich und Du« mit zum größten Teil 1908 in Meran entstandenen Gedichten erscheint.
1912
Morgenstern erhält eine Ehrengabe der Schiller-Stiftung.
Sommer: Kuraufenthalt in Davos.
Herbst: Reise nach Zürich, wo er Steiner trifft.
1913
Reisen an die Adria und nach München.
November-Dezember: Morgenstern reist nach Stuttgart und Leipzig, wo Steiner eine Reihe von Vorträgen hält.
1914
Aufenthalt in einem Sanatorium bei Bozen.
Wegen des aussichtslosen Gesundheitszustandes verläßt Morgenstern die Heilstätte und zieht nach Meran.
31. März: Morgenstern stirbt in Meran an Tuberkulose.
Die Rudolf Steiner gewidmete Gedichtsammlung »Wir fanden einen Pfad«, eine Fortsetzung von »Ich und Du«, wird postum gedruckt.
Rezensionen
Kurt Tuchoksy
Palmström der Vermehrte
Daß Morgensterns ›Galgenlieder‹ in achter und sein ›Palmström‹ nun in sechster Auflage vorliegen, freut einen doch. Denn das heißt immerhin, dass es in Deutschland zwanzigtausend Leute gibt – Käufer und Leser – die an derlei Dingen Vergnügen empfinden. Woran?
Sicher nicht nur an der unheimlichen Kunst, so Kompliziertes in fabelhafte Verse zu fassen. Denn das gehört ja doch dazu: es genügt nicht, solche Ideen einmal in einer närrischen Stunde zu haben – dazu gehört nun noch die andre ruhige, seriöse Stunde, den Rauch in Klumpen zu ballen. Krischan kanns.
Und ist es denn wirklich nur Rauch? Nebel? Wolken?
Es ist viel, viel mehr. Mir scheint, abgesehen von den sprachlichen Witzen, von der großen technischen Fähigkeit, Sinnloses in Goetheschem Ton vorzutragen, eine Art Aufhebung der Kausalität das beste an den Bändchen zu sein. Das ist ein schmerzliches Ding: wir wissen doch alle, dass wir darunter stehen, dass nun mal leider ein Federhalter nicht in der Luft hängen bleibt, sondern zu Boden fällt, fallen muß, mag ihn Napoleon oder Bethmann Hollweg loslassen. Vor der Kausalität sind wir alle gleich. Wir wollen aber nicht gleich sein. Nichts ist uns verhaßter, als eingereiht zu werden, nichts widerlicher als der Zustand, das äußere Gebaren, woran der Bürger sehen kann, was wir vorhaben. (Daher unsre Scheu vorm Reisegepäck auf der Straße. »Aha, der verreist auch!«) Aber wir können nicht los.
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