Was spricht man vom Türkenzug,
Ihro Fürstliche Gnaden?
Bischof. Der Kaiser hat nichts Angelegners, als vorerst das Reich zu beruhigen, die Fehden abzuschaffen und das Ansehn der Gerichte zu befestigen. Dann, sagt man, wird er persönlich gegen die Feinde des Reichs und der Christenheit ziehen. Jetzt machen ihm seine Privathändel noch zu tun, und das Reich ist, trotz ein vierzig Landfrieden, noch immer eine Mördergrube. Franken, Schwaben, der Oberrhein und die angrenzenden Länder werden von übermütigen und kühnen Rittern verheeret. Sickingen, Selbitz mit einem Fuß, Berlichingen mit der eisernen Hand spotten in diesen Gegenden des kaiserlichen Ansehens-Abt. Ja, wenn Ihro Majestät nicht bald dazu tun, so stecken einen die Kerl am End in Sack.
Liebetraut. Das müßt ein Kerl sein, der das Weinfaß von Fuld in den
Sack schieben wollte.
Bischof. Besonders ist der letzte seit vielen Jahren mein unversöhnlicher Feind, und molestiert mich unsäglich; aber es soll nicht lang mehr währen, hoff ich. Der Kaiser hält jetzt seinen Hof zu Augsburg. Wir haben unsere Maßregeln genommen, es kann uns nicht fehlen.—Herr Doktor, kennt Ihr Adelberten von Weislingen?
Olearius. Nein, Ihro Eminenz.
Bischof. Wenn Ihr die Ankunft dieses Mannes erwartet, werdet Ihr Euch freuen, den edelsten, verständigsten und angenehmsten Ritter in einer Person zu sehen.
Olearius. Es muß ein vortrefflicher Mann sein, der solche
Lobeserhebungen aus solch einem Munde verdient.
Liebetraut. Er ist auf keiner Akademie gewesen.
Bischof. Das wissen wir. (Die Bedienten laufen ans Fenster.) Was gibt's?
Ein Bedienter. Eben reit Färber, Weislingens Knecht, zum Schloßtor herein.
Bischof. Seht, was er bringt, er wird ihn melden.
(Liebetraut geht. Sie stehn auf und trinken noch eins.—Liebetraut kommt zurück.)
Bischof. Was für Nachrichten?
Liebetraut. Ich wollt, es müßt sie Euch ein andrer sagen. Weislingen ist gefangen.
Bischof. Oh!
Liebetraut. Berlichingen hat ihn und drei Knechte bei Haslach weggenommen. Einer ist entronnen, Euch's anzusagen.
Abt. Eine Hiobspost.
Olearius. Es tut mir von Herzen leid.
Bischof. Ich will den Knecht sehn, bringt ihn herauf—Ich will ihn selbst sprechen. Bringt ihn in mein Kabinett.
1 comment