Nicht so dort oben!
Da gilt kein Kunstgriff, da erscheint die Handlung
In ihrer wahren Art, und wir sind selbst
Genötigt, unsern Fehlern in die Zähne
Ein Zeugnis abzulegen. Nun? was bleibt?
Sehn, was die Reue kann: Was kann sie nicht?
Doch wenn man nicht bereuen kann, was kann sie?
O Jammerstand! O Busen, schwarz wie Tod!
O Seele, die, sich frei zu machen ringend,
Noch mehr verstrickt wird! – Engel, helft! versucht!
Beugt euch, ihr starren Knie'! Gestähltes Herz,
Sei weich wie Sehnen neugeborner Kinder!
Vielleicht wird alles gut.
Entfernt sich und kniet nieder.
Hamlet kommt.
HAMLET.
Jetzt könnt' ich's tun, bequem; er ist im Beten,
Jetzt will ich's tun – und so geht er gen Himmel,
Und so bin ich gerächt? Das hieß': ein Bube
Ermordet meinen Vater, und dafür
Send' ich, sein einz'ger Sohn, denselben Buben
Gen Himmel.
Ei, das wär' Sold und Löhnung, Rache nicht.
Er überfiel in Wüstheit meinen Vater,
Voll Speis', in seiner Sünden Maienblüte.
Wie seine Rechnung steht, weiß nur der Himmel,
Allein nach unsrer Denkart und Vermutung
Ergeht's ihm schlimm: und bin ich dann gerächt,
Wenn ich in seiner Heiligung ihn fasse,
Bereitet und geschickt zum Übergang?
Nein.
Hinein, du Schwert! sei schrecklicher gezückt!
Wann er berauscht ist, schlafend, in der Wut,
In seines Betts blutschänderischen Freuden,
Beim Doppeln, Fluchen oder anderm Tun,
Das keine Spur des Heiles an sich hat:
Dann stoß' ihn nieder, daß gen Himmel er
Die Fersen bäumen mag und seine Seele
So schwarz und so verdammt sei wie die Hölle,
Wohin er fährt. Die Mutter wartet mein:
Dies soll nur Frist den siechen Tagen sein.
Ab.
Der König steht auf und tritt vor.
KÖNIG.
Die Worte fliegen auf, der Sinn hat keine Schwingen:
Wort ohne Sinn kann nicht zum Himmel dringen.
Ab.
Vierte Szene.
Zimmer der Königin.
Die Königin und Polonius treten auf.
POLONIUS.
Er kommt sogleich: setzt ihm mit Nachdruck zu,
Sagt ihm, daß er zu wilde Streiche macht,
Um sie zu dulden, und daß Eure Hoheit
Geschirmt, und zwischen großer Hitz' und ihm
Gestanden hat. Ich will hier still mich bergen;
Ich bitt' Euch, schont ihn nicht!
HAMLET hinter der Szene.
Mutter! Mutter! Mutter!
KÖNIGIN.
Verlaßt Euch drauf,
Sorgt meinetwegen nicht! Zieht Euch zurück!
Ich hör' ihn kommen.
Polonius verbirgt sich.
Hamlet kommt.
HAMLET.
Nun, Mutter, sagt: was gibt's?
KÖNIGIN.
Hamlet, dein Vater ist von dir beleidigt.
HAMLET.
Mutter, mein Vater ist von Euch beleidigt.
KÖNIGIN.
Kommt, kommt! Ihr sprecht mit einer losen Zunge.
HAMLET.
Geht, geht! Ihr fragt mit einer bösen Zunge.
KÖNIGIN.
Was soll das, Hamlet?
HAMLET.
Nun, was gibt es hier?
KÖNIGIN.
Habt Ihr mich ganz vergessen?
HAMLET.
Nein, beim Kreuz!
Ihr seid die Königin, Weib Eures Mannes Bruders,
Und – wär' es doch nicht so! – seid meine Mutter.
KÖNIGIN.
Gut, andre sollen zur Vernunft Euch bringen.
HAMLET.
Kommt, setzt Euch nieder; Ihr sollt nicht vom Platz,
Nicht gehn, bis ich Euch einen Spiegel zeige,
Worin Ihr Euer Innerstes erblickt.
KÖNIGIN.
Was willst du tun? Du willst mich nicht ermorden?
He, Hülfe! Hülfe!
POLONIUS hinter der Szene.
Hülfe! He! Herbei!
HAMLET.
Wie? was? eine Ratte?
Er zieht.
Tot! für 'nen Dukaten, tot!
Tut einen Stoß durch die Tapete.
POLONIUS hinter der Tapete.
Oh, ich bin um gebracht!
Fällt und stirbt.
KÖNIGIN.
Weh mir! was tatest du?
HAMLET.
Fürwahr, ich weiß es nicht: ist es der König?
Zieht den Polonius hinter der Tapete hervor.
KÖNIGIN.
Oh, welche rasche blut'ge Tat ist dies!
HAMLET.
Ja, gute Mutter, eine blut'ge Tat,
So schlimm beinah', als einen König töten
Und in die Eh' mit seinem Bruder treten.
KÖNIGIN.
Als einen König töten!
HAMLET.
Ja, so sagt' ich.
Zu Polonius.
Du kläglicher, vorwitz'ger Narr, fahr' wohl!
Ich nahm dich für 'nen Höhern: nimm dein Los,
Du siehst, zu viel Geschäftigkeit ist mißlich. –
Ringt nicht die Hände so! Still! setzt Euch nieder,
Laßt Euer Herz mich ringen, denn das will ich,
Wenn es durchdringlich ist, wenn nicht so ganz
Verdammte Angewöhnung es gestählt,
Daß es verschanzt ist gegen die Vernunft.
KÖNIGIN.
Was tat ich, daß du gegen mich die Zunge
So toben lassen darfst?
HAMLET.
Solch eine Tat,
Die alle Huld der Sittsamkeit entstellt,
Die Tugend Heuchler schilt, die Rose wegnimmt
Von unschuldvoller Liebe schöner Stirn,
Und Beulen hinsetzt; Eh'gelübde falsch
Wie Spielereide macht; oh, eine Tat,
Die aus dem Körper des Vertrages ganz
Die innre Seele reißet, und die süße
Religion zum Wortgepränge macht!
Des Himmels Antlitz glüht, ja diese Feste,
Dies Weltgebäu, mit traurendem Gesicht,
Als nahte sich der Jüngste Tag, gedenkt
Trübsinnig dieser Tat.
KÖNIGIN.
Weh! welche Tat
Brüllt denn so laut und donnert im Verkünden?
HAMLET.
Seht hier, auf dies Gemälde, und auf dies,
Das nachgeahmte Gleichnis zweier Brüder:
Seht, welche Anmut wohnt auf diesen Brau'n!
Apollos Locken, Jovis hohe Stirn,
Ein Aug' wie Mars, zum Drohn und zum Gebieten,
Des Götterherolds Stellung, wann er eben
Sich niederschwingt auf himmelnahe Höh'n;
In Wahrheit, ein Verein und eine Bildung,
Auf die sein Siegel jeder Gott gedrückt,
(Der Welt Gewähr für einen Mann zu leisten:)
Dies war Eu'r Gatte. – Seht nun her, was folgt:
Hier ist Eu'r Gatte, gleich der brand'gen Ähre
Verderblich seinem Bruder. Habt Ihr Augen?
Die Weide dieses schönen Bergs verlaßt Ihr,
Und mästet Euch im Sumpf? Ha, habt Ihr Augen?
Nennt es nicht Liebe! Denn in Eurem Alter
Ist der Tumult im Blute zahm; es schleicht,
Und wartet auf das Urteil: und welch Urteil
Ging' wohl von dem zu dem? Sinn habt Ihr sicher,
Sonst könnte keine Regung in Euch sein:
Doch sicher ist der Sinn vom Schlag gelähmt,
Denn Wahnwitz würde hier nicht irren; nie
Hat so den Sinn Verrücktheit unterjocht,
Daß nicht ein wenig Wahl ihm blieb, genug
Für solchen Unterschied. Was für ein Teufel
Hat bei der Blindekuh Euch so betört?
Sehn ohne Fühlen, Fühlen ohne Sehn,
Ohr ohne Hand und Aug', Geruch ohn' alles,
Ja nur ein Teilchen eines echten Sinns
Tappt nimmermehr so zu.
Scham, wo ist dein Erröten? Wilde Hölle,
Empörst du dich in der Matrone Gliedern,
So sei die Keuschheit der entflammten Jugend
Wie Wachs, und schmelz' in ihrem Feuer hin;
Ruf' keine Schande aus, wenn heißes Blut
Zum Angriff stürmet: da der Frost ja selbst
Nicht minder kräftig brennt, und die Vernunft
Den Willen kuppelt.
KÖNIGIN.
O Hamlet, sprich nicht mehr!
Du kehrst die Augen recht ins Innre mir:
Da seh' ich Flecke, tief und schwarz gefärbt,
Die nicht von Farbe lassen.
HAMLET.
Nein, zu leben
Im Schweiß und Brodem eines eklen Betts,
Gebrüht in Fäulnis; buhlend und sich paarend
Über dem garst'gen Nest –
KÖNIGIN.
Oh, sprich nicht mehr!
Mir dringen diese Wort' ins Ohr wie Dolche.
Nicht weiter, lieber Hamlet!
HAMLET.
Ein Mörder und ein Schalk; ein Knecht, nicht wert
Das Zehntel eines Zwanzigteils von ihm,
Der Eu'r Gemahl war; ein Hanswurst von König,
Ein Beutelschneider von Gewalt und Reich,
Der weg vom Sims die reiche Krone stahl
Und in die Tasche steckte!
KÖNIGIN.
Halt' inne!
Der Geist kommt.
HAMLET.
Ein geflickter Lumpenkönig! –
Schirmt mich und schwingt die Flügel über mir,
Ihr Himmelsscharen! – Was will dein würdig Bild?
KÖNIGIN.
Weh mir! er ist verrückt!
HAMLET.
Kommt Ihr nicht. Euren trägen Sohn zu schelten,
Der Zeit und Leidenschaft versäumt zur großen
Vollführung Eures furchtbaren Gebots?
O sagt!
GEIST.
Vergiß nicht! Diese Heimsuchung
Soll nur den abgestumpften Vorsatz schärfen.
Doch schau'! Entsetzen liegt auf deiner Mutter;
Tritt zwischen sie und ihre Seel' im Kampf:
In Schwachen wirkt die Einbildung am stärksten:
Sprich mit ihr, Hamlet!
HAMLET.
Wie ist Euch, Mutter?
KÖNIGIN.
Ach, wie ist denn Euch,
Daß Ihr die Augen heftet auf das Leere
Und redet mit der körperlosen Luft?
Wild blitzen Eure Geister aus den Augen,
Und wie ein schlafend Heer beim Waffenlärm,
Sträubt Euer liegend Haar sich als lebendig
Empor und steht zu Berg. O lieber Sohn,
Spreng' auf die Hitz' und Flamme deines Übels
Abkühlende Geduld! Wo schaust du hin?
HAMLET.
Auf ihn! Auf ihn! Seht Ihr, wie blaß er starrt?
Sein Anblick, seine Sache würde Steinen
Vernunft einpredigen. – Sieh nicht auf mich,
Damit nicht deine klägliche Gebärde
Mein strenges Tun erweicht; sonst fehlt ihm dann
Die echte Art: vielleicht statt Blutes Tränen.
KÖNIGIN.
Mit wem besprecht Ihr Euch?
HAMLET.
Seht Ihr dort nichts?
KÖNIGIN.
Gar nichts; doch seh' ich alles, was dort ist.
HAMLET.
Und hörtet Ihr auch nichts?
KÖNIGIN.
Nein, nichts als uns.
HAMLET.
Ha, seht nur hin! Seht, wie es weg sich stiehlt!
Mein Vater in leibhaftiger Gestalt!
Seht, wie er eben zu der Tür hinausgeht!
Geist ab.
KÖNIGIN.
Dies ist bloß Eures Hirnes Ausgeburt;
In dieser wesenlosen Schöpfung ist
Verzückung sehr geübt.
HAMLET.
Verzückung?
Mein Puls hält ordentlich wie Eurer Takt,
Spielt eben so gesunde Melodien;
Es ist kein Wahnwitz, was ich vorgebracht.
Bringt mich zur Prüfung, und ich wiederhole
Die Sach' Euch Wort für Wort, wovon der Wahnwitz
Abspringen würde. Mutter, um Eu'r Heil!
Legt nicht die Schmeichelsalb' auf Eure Seele,
Daß nur mein Wahnwitz spricht, nicht Eu'r Vergehn:
Sie wird den bösen Fleck nur leicht verharschen,
Indes Verderbnis, heimlich untergrabend,
Von innen angreift. Beichtet vor dem Himmel,
Bereuet, was geschehn, und meidet Künft'ges,
Düngt nicht das Unkraut, daß es mehr noch wuchre!
Vergebt mir diese meine Tugend; denn
In dieser feisten, engebrüst'gen Zeit
Muß Tugend selbst Verzeihung flehn vom Laster,
Ja kriechen, daß sie nur ihm wohltun dürfe.
KÖNIGIN.
O Hamlet, du zerspaltest mir das Herz!
HAMLET.
Oh, werft den schlechten Teil davon hinweg,
Und lebt so reiner mit der andern Hälfte!
Gute Nacht! Doch meidet meines Oheims Bett,
Nehmt eine Tugend an, die Ihr nicht habt!
Der Teufel Angewöhnung, der des Bösen
Gefühl verschlingt, ist hierin Engel doch:
Er gibt der Übung schöner, guter Taten
Nicht minder eine Kleidung oder Tracht,
Die gut sich anlegt. Seid zu Nacht enthaltsam,
Und das wird eine Art von Leichtigkeit
Der folgenden Enthaltung leihn; die nächste
Wird dann noch leichter: denn die Übung kann
Fast das Gepräge der Natur verändern;
Sie zähmt den Teufel oder stößt ihn aus
Mit wunderbarer Macht. Nochmals, schlaft wohl!
Um Euren Segen bitt' ich, wann Ihr selbst
Nach Segen erst verlangt. – Für diesen Herrn
Tut es mir leid: der Himmel hat gewollt,
Um mich durch dies, und dies durch mich zu strafen,
Daß ich ihm Diener muß und Geißel sein.
Ich will ihn schon besorgen, und den Tod,
Den ich ihm gab, vertreten. Schlaft denn wohl!
Zur Grausamkeit zwingt bloße Liebe mich;
Schlimm fängt es an, und Schlimmres nahet sich.
Ein Wort noch, gute Mutter!
KÖNIGIN.
Was soll ich tun?
HAMLET.
Durchaus nicht das, was ich Euch heiße tun:
Laßt den geduns'nen König Euch ins Bett
Von neuem locken, in die Wangen Euch
Mutwillig kneifen, Euch sein Mäuschen nennen;
Und für ein paar verbuhlte Küss', ein Spielen
In Eurem Nacken mit verdammten Fingern,
Bringt diesen ganzen Handel an den Tag,
Daß ich in keiner wahren Tollheit bin,
Nur toll aus List: Gut wär's, Ihr ließt's ihn wissen!
Denn welche Königin, schön, keusch und klug,
Verhehlte einem Kanker, einem Molch
So teure Dinge wohl? wer täte das?
Nein, trotz Erkenntnis und Verschwiegenheit,
Löst auf dem Dach des Korbes Deckel, laßt
Die Vögel fliegen, und, wie jener Affe,
Kriecht in den Korb, um Proben anzustellen,
Und brecht Euch selbst den Hals!
KÖNIGIN.
Sei du gewiß, wenn Worte Atem sind,
Und Atem Leben ist, hab' ich kein Leben,
Das auszuatmen, was du mir gesagt.
HAMLET.
Ich muß nach England; wißt Ihr's?
KÖNIGIN.
Ach, ich vergaß: es ist so ausgemacht.
HAMLET.
Man siegelt Briefe; meine Schulgesellen,
Die beiden, denen ich wie Nattern traue,
Sie bringen die Bestellung hin; sie müssen
Den Weg mir bahnen, und zur Schurkerei
Herolden gleich mich führen. Sei es drum!
Der Spaß ist, wenn mit seinem eignen Pulver
Der Feuerwerker auffliegt; und mich trügt
Die Rechnung, wenn ich nicht ein Klafter tiefer
Als ihre Minen grab', und sprenge sie
Bis an den Mond. Oh, es ist gar zu schön,
Wenn so zwei Listen sich entgegen gehn!
Der Mann packt mir 'ne Last auf.
Ich will den Wanst ins nächste Zimmer schleppen.
Nun, Mutter, gute Nacht! – Der Ratsherr da
Ist jetzt sehr still, geheim und ernst fürwahr,
Der sonst ein schelm'scher alter Schwätzer war.
Kommt, Herr, ich muß mit Euch ein Ende machen. –
Gute Nacht, Mutter!
Sie gehen von verschiedenen Seiten ab. Hamlet schleift den Polonius heraus.
Vierter Aufzug.
Erste Szene.
Ein Zimmer im Schlosse.
Der König, die Königin, Rosenkranz und Güldenstern.
KÖNIG.
In diesen tiefen Seufzern ist ein Sinn;
Legt sie uns aus: wir müssen sie verstehn.
Wo ist Eu'r Sohn?
KÖNIGIN zu Rosenkranz und Güldenstern.
Räumt diesen Platz uns auf ein Weilchen ein!
Beide ab.
Ah, mein Gemahl! was sah ich diese Nacht!
KÖNIG.
Wie, Gertrud? Was macht Hamlet?
KÖNIGIN.
Er rast wie See und Wind, wenn beide kämpfen,
Wer mächt'ger ist: in seiner wilden Wut,
Da er was hinterm Teppich rauschen hört,
Reißt er die Kling' heraus, schreit: »eine Ratte!«
Und tötet so in seines Wahnes Hitze
Den ungesehnen guten alten Mann.
KÖNIG.
O schwere Tat! So wär' es uns geschehn,
Wenn wir daselbst gestanden: Seine Freiheit
Droht aller Welt, Euch selbst, uns, jedem andern.
Ach! wer steht ein für diese blut'ge Tat?
Uns wird zur Last sie fallen, deren Vorsicht
Den tollen jungen Mann eng eingesperrt
Und fern von Menschen hätte halten sollen.
Doch unsre Liebe war so groß, daß wir
Nicht einsehn wollten, was das Beste war.
Und wie der Eigner eines bösen Schadens,
Den er geheim hält, ließen wir ihn zehren
Recht an des Lebens Mark. Wo ist er hin?
KÖNIGIN.
Er schafft den Leichnam des Erschlagnen weg,
Wobei sein Wahnsinn, wie ein Körnchen Gold
In einem Erz von schlechteren Metallen,
Sich rein beweist: er weint um das Geschehne.
KÖNIG.
O Gertrud, laßt uns gehn!
Sobald die Sonne an die Berge tritt,
Schifft man ihn ein; und diese schnöde Tat
Muß unsre ganze Majestät und Kunst
Vertreten und entschuldigen. – He, Güldenstern!
Rosenkranz und Güldenstern kommen.
Geht, beide Freunde, nehmt euch wen zu Hülfe:
Hamlet hat den Polonius umgebracht
In seinem tollen Mut, und ihn darauf
Aus seiner Mutter Zimmer weggeschleppt.
Geht, sucht ihn, sprecht ihm zu, und bringt den Leichnam
In die Kapell'. Ich bitt' euch, eilt hiebei!
Rosenkranz und Güldenstern ab.
Kommt, Gertrud, rufen wir von unsern Freunden
Die klügsten auf, und machen ihnen kund,
Was wir zu tun gedenken, und was leider
Geschehn: so kann der schlangenart'ge Leumund,
Des Zischeln von dem einen Pol zum andern,
So sicher wie zum Ziele die Kanone,
Den gift'gen Schuß trägt, unsern Namen noch
Verfehlen, und die Luft unschädlich treffen.
O komm hinweg mit mir! Entsetzen ist
In meiner Seel' und innerlicher Zwist.
Beide ab.
Zweite Szene.
Ein andres Zimmer im Schlosse.
Hamlet kommt.
HAMLET.
– Sicher beigepackt. –
ROSENKRANZ UND GÜLDENSTERN hinter der Szene.
Hamlet! Prinz Hamlet!
HAMLET.
Aber still – was für ein Lärm? Wer ruft den Hamlet?
Oh, da kommen sie.
Rosenkranz und Güldenstern kommen.
ROSENKRANZ.
Was habt Ihr mit dem Leichnam, Prinz, gemacht?
HAMLET.
Ihn mit dem Staub gepaart, dem er verwandt.
ROSENKRANZ.
Sagt uns den Ort, daß wir ihn weg von da
In die Kapelle tragen.
HAMLET.
Glaubt es nicht!
ROSENKRANZ.
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