Mein Prinz, ich hatte nichts dergleichen im Sinne.
HAMLET. Weswegen lachtet ihr denn, als ich sagte: ich habe keine Lust am Manne?
ROSENKRANZ. Ich dachte, wenn dem so ist, welche Fastenbewirtung die Schauspieler bei Euch finden werden. Wir holten sie unterweges ein; sie kommen her, um Euch ihre Künste anzubieten.
HAMLET. Der den König spielt, soll willkommen sein, seine Majestät soll Tribut von mir empfangen; der kühne Ritter soll seine Klinge und seine Tartsche brauchen; der Liebhaber soll nicht unentgeltlich seufzen; der Launige soll seine Rolle in Frieden endigen; der Narr soll den zu lachen machen, der ein kitzliges Zwerchfell hat; und das Fräulein soll ihre Gesinnung frei heraussagen, oder die Verse sollen dafür hinken. – Was für eine Gesellschaft ist es?
ROSENKRANZ. Dieselbe, an der Ihr so viel Vergnügen zu finden pflegtet, die Schauspieler aus der Stadt.
HAMLET. Wie kommt es, daß sie umherstreifen? Ein fester Aufenthalt war vorteilhafter sowohl für ihren Ruf als ihre Einnahme.
ROSENKRANZ. Ich glaube, diese Unterbrechung rührt von der kürzlich aufgekommenen Neuerung her.
HAMLET. Genießen sie noch dieselbe Achtung wie damals, da ich in der Stadt war? Besucht man sie eben so sehr?
ROSENKRANZ. Nein, freilich nicht.
HAMLET. Wie kommt das? werden sie rostig?
ROSENKRANZ. Nein, ihre Bemühungen halten den gewohnten Schritt; aber es hat sich da eine Brut von Kindern angefunden, kleine Nestlinge, die immer über das Gespräch hinausschreien, und höchst grausamlich dafür beklatscht werden. Diese sind jetzt Mode, und beschnattern die gemeinen Theater (so nennen sie's) dergestalt, daß viele, die Degen tragen, sich vor Gänsekielen fürchten und kaum wagen hinzugehn.
HAMLET. Wie, sind es Kinder? Wer unterhält sie? Wie werden sie besoldet? Wollen sie nicht länger bei der Kunst bleiben, als sie den Diskant singen können? Werden sie nicht nachher sagen, wenn sie zu gemeinen Schauspielern heranwachsen (wie sehr zu vermuten ist, wenn sie sich auf nichts Bessers stützen), daß ihre Komödienschreiber unrecht tun, sie gegen ihre eigne Zukunft deklamieren zu lassen?
ROSENKRANZ. Wahrhaftig, es hat an beiden Seiten viel zu tun gegeben, und das Volk macht sich kein Gewissen daraus, sie zum Streit aufzuhetzen. Eine Zeitlang war kein Geld mit einem Stück zu gewinnen, wenn Dichter und Schauspieler sich nicht darin mit ihren Gegnern herumzausten.
HAMLET. Ist es möglich?
GÜLDENSTERN. Oh, sie haben sich gewaltig die Köpfe zerschlagen.
HAMLET. Tragen die Kinder den Sieg davon?
ROSENKRANZ. Allerdings, gnädiger Herr, den Herkules und seine Last obendrein.
HAMLET. Es ist nicht sehr zu verwundern; denn mein Oheim ist König von Dänemark, und eben die, welche ihm Gesichter zogen, solange mein Vater lebte, geben zwanzig, vierzig, funfzig bis hundert Dukaten für sein Porträt in Miniatur. Wetter, es liegt hierin etwas Übernatürliches, wenn die Philosophie es nur ausfindig machen könnte.
Trompetenstoß hinter der Szene.
GÜLDENSTERN. Da sind die Schauspieler.
HAMLET. Liebe Herren, ihr seid willkommen zu Helsingör. Gebt mir eure Hände. Wohlan! Manieren und Komplimente sind das Zubehör der Bewillkommnung. Laßt mich euch auf diese Weise begrüßen, damit nicht mein Benehmen gegen die Schauspieler (das, sag' ich euch, sich äußerlich gut ausnehmen muß) einem Empfang ähnlicher sähe, als der eurige. Ihr seid willkommen, aber mein Oheim- und meine Tante-Mutter irren sich.
GÜLDENSTERN. Worin, mein teurer Prinz?
HAMLET.
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