Nein, das sollen Sie nicht ... Ich – ich – werde – zu ihr gehn.

SCHWARTZE. Sie? Pfarrer, Sie?

PFARRER. Ich habe heute nachmittag vor ihrem Hotel gewartet, um mich zu überzeugen, ob sich Fräulein Franziska nicht geirrt habe. Um dreiviertel vier ist sie aus dem Tor getreten und in den Wagen gestiegen.

MARIE. Sie haben sie gesehn?

FRAU SCHWARTZE. Wie hat sie ausgesehn? Was hat sie angehabt?

PFARRER. Die Aufführung hat um vier Uhr begonnen und muß nächstens zu Ende sein. Ich werde sie also im Hotel erwarten und werde ihr sagen, daß sie hier – daß sie hier offene Arme findet ... Das darf ich doch?

MARIE. Ja, ja, nicht wahr, Papa, ja?

FRAU SCHWARTZE. Bedenke doch, wer deine Tochter –

SCHWARTZE. Können Sie mir schwören, daß sich kein schwächlicher und eitler Gedanke in Ihr Handeln einmischt? ... Daß Sie, was Sie thun, im Namen unseres Herrn und Heilandes thun?

PFARRER. Das kann ich, so wahr er mir helfe.

SCHWARTZE. Dann geschehe Gottes Wille! Marie stößt einen Freudenschrei aus.

PFARRER streckt ihm die Hand entgegen.

SCHWARTZE ihn festhaltend, leiser. Der Gang wird Ihnen schwer. – Ich weiß! Ihre verlorene Jugend – Ihr Stolz –

PFARRER. Ach, lieber Herr Oberstlieutenant, ich hab so die Idee: der Stolz ist ein recht armseliges Ding. Es lohnt wirklich nicht, ihn immerzu im Munde zu führen. Da ist ein alter Vater, dem bring ich seine Tochter – und da ist eine irrende Seele – na, der bring ich eben die Heimat. Ich denke, das ist ganz genug. – Adieu so lang. Ab.

MARIE will sich jubelnd und weinend dem Vater an die Brust werfen.

 

Der Vorhang fällt.

 

 

Zweiter Akt

 

Dieselbe Scenerie. Es ist dunkel, nur ein leises Abendrot schimmert noch durchs Fenster.

 

Erste Scene

Marie. Therese.

 

THERESE trägt eine brennende Lampe herein. Gnädiges Fräuleinchen! ... Was hat sie bloß immer zu kucken? – Gnädiges Fräuleinchen?

MARIE die am Fenster gestanden hat, auffahrend. Was wollen Sie?

THERESE. Soll ich zu Abendbrot decken?

MARIE.