Das ist alles. Schließlich liegt es ja auch nah, daß ein alter Soldat das bißchen Mark, das ihm der Thron übriggelassen hat, dem Altar zur Verfügung stellt. – Denn – e – das gehört doch zusammen – nicht wahr?
KELLER. Das nenn' ich groß gedacht!
SCHWARTZE. Bitte, bitte, bitte, aber – ich will mich doch hier nicht aufspielen! – Würde mir recht – e – ja, vor jenen zehn Jahren, als sie mir den Abschied gaben, da war ich noch ein Kerl! Hä! Max, Max – ich glaube, mein altes Bataillon zittert heute noch vor mir – Max – was?
MAX. Zu Befehl, lieber Onkel –
SCHWARTZE. Ja, das passiert Euch vom Zivildienst nicht, eure Kräfte vor der Zeit brach gelegt zu sehn ohne – Verschulden. – Brütend. Ohne eine Ahnung von Verschulden! – Dann kam auch noch ein kleines Schlaganfallchen! Gucken Sie mal, wie das noch zittert. Hebt die rechte Hand hoch. Und was da noch übrigblieb, – – – ja – was kann da wohl viel übrigbleiben? Da war es mein verehrter junger Freund Heffterdingk, der hat mir durch Arbeit und Gebet den Weg zu einer neuen Jugend gewiesen. Denn allein hätt' ich ihn nicht gefunden.
FRAU SCHWARTZE. Glauben Sie ihm nicht, Herr von Keller. Wenn er sich nicht immer verkleinern wollte, er wäre ganz anders anerkannt bis in die höchsten Kreise.
KELLER. O, meine Gnädigste! Hoch und niedrig kennt und verehrt Ihren Herrn Gemahl.
SCHWARTZE aufleuchtend. So? Ja? – Keine Eitelkeit! Nee, nee, pfui, keine Eitelkeit – die frißt uns ratzenkahl.
FRAU SCHWARTZE. Ist es denn wirklich so sündhaft, ein bißchen geachtet sein zu wollen?
KELLER. O!
SCHWARTZE. Was ist geachtet? – Für dich zum Beispiel ist es, vom Oberpräsidenten durch den Saal geführt zu werden. Oder, wenn die Majestäten hier sind, aufs Schloß zum Thee befohlen zu sein.
FRAU SCHWARTZE. Du weißt sehr wohl, daß mir das letztere Glück noch nie zu teil geworden ist.
SCHWARTZE. Na, na, verzeih. Ich kenne ja deinen Schmerz. Ich hätt' ihn schonen sollen.
FRAU SCHWARTZE. Ja, denken Sie, Herr Regierungsrat, Frau Fanny Hirschfeld, die von den Kinderheilstätten, wurde zu Ihrer Majestät befohlen – und ich wurde nicht befohlen.
KELLER bedauernd. Ah!
SCHWARTZE streichelt ihr lachend den Kopf. Wie gesagt, Mutterchen, ratzenkahl!
Fünfte Scene
Die Vorigen. Marie, ein Theebrett mit Kaffeetassen tragend, verneigt sich freundlich vor dem aufstehenden Keller.
SCHWARTZE. Herr von Keller – meine Tochter – meine einzige Tochter!
KELLER. Ich hatte bereits das Glück!
MARIE.
1 comment