Und glauben Sie mir, Sie kommen wieder auf die Beine, ob Sie es nun wollen oder nicht.“
2. KAPITEL
Kristian umklammerte die Räder mit eisernem Griff. „Wer bezahlt für meine Pflege?“
Elizabeth konnte den Stuhl nicht weiterschieben, weil Kristian ihn abbremste. Sie hasste solche Spiele, dennoch … Sie hatte eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnet, an die sie sich zu halten hatte. „Tut mir leid, Mr. Koumantaros, das darf ich Ihnen nicht sagen.“
Ihre Antwort verstörte und verärgerte ihn. Abrupt warf er den Kopf zurück, die breiten Schultern spannten sich. „Ich werde nicht zulassen, dass ein Unbekannter die Verantwortung für meine Therapiemaßnahmen übernimmt, noch dazu für Maßnahmen von höchst fragwürdiger Qualität.“
Die Kritik nahm sie persönlich. Schließlich hatte sie sämtliche Krankenschwestern von „First Class Reha“ persönlich ausgewählt und eingearbeitet. Das wusste er nicht und brauchte es auch nicht zu wissen. Im Moment war nur wichtig, einen Tagesplan für Mr. Koumantaros zu erstellen, bestehend aus ausgewogener Nahrung, Physiotherapie und ausreichenden Ruhephasen.
„Wir können uns weiter unterhalten, während Sie essen.“ Wieder fasste sie nach den Griffen und wollte ihn auf die Terrasse hinausschieben, wieder bremste er mit den Händen die Räder.
„Ich will nicht geschoben werden.“
Elizabeth trat zurück und schaute auf ihn hinunter. Zum ersten Mal sah sie die lange Narbe, die sich von seinem Ellbogen bis hin zum Handgelenk zog. Ein mehrfacher Bruch, dachte sie, nur einer von vielen. Nach menschlichem Ermessen hätte er den Unfall niemals überleben können. Aber er hatte überlebt. Und deshalb würde sie auch nicht zulassen, dass er hier in seiner Villa saß und sich aufgab.
„Kurze Distanzen schaffe ich aus eigener Kraft.“
„Es ist nicht so anstrengend wie Laufen, nicht wahr?“ Wenn er sich selbst mit dem Stuhl fortbewegen konnte, wenn er laufen konnte … warum tat er es dann nicht? Ornio – stur. Die Schwestern hatten mit ihren Berichten nicht übertrieben. Er war stur wie ein Esel.
Kristian schnaubte. „Ist das Ihre Vorstellung von Aufmunterung?“
Sie presste die Lippen zusammen. Kristian wusste, wie er beide seiner Rollen ausnutzen konnte – die des Angreifers und die des Opfers. Schlimmer noch, er versuchte, sie zu provozieren. Aber Elizabeth hatte sich geschworen, dass ihr niemand mehr zu nahe kommen würde. Nie wieder. „Ich stelle lediglich eine Tatsache fest, Mr. Koumantaros. Sie sind auf den Rollstuhl angewiesen, weil Ihre Muskeln nach dem Unfall verkümmert sind. Die Ärzte gingen davon aus, dass Sie längst wieder laufen können.“ Dass Sie laufen wollen, setzte sie in Gedanken hinzu.
„Es ergab sich aber nicht.“
„Warum? Weil die Schmerzen zu groß sind?“
„Weil die Therapie nichts nützt.“
„Nein. Weil Sie aufgegeben haben.“ Sie fasste die Griffe und versetzte dem Stuhl einen kräftigen Schubs. „Also, wie sieht es nun aus mit Ihrem späten Lunch?“
Er ließ die Räder nicht los.
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