„Wie sieht es aus damit, dass Sie mir erst sagen, wer Sie bezahlt?“
Ein Teil von ihr bewunderte ihn. Er war ganz sicher ein autoritärer Mensch und daran gewöhnt, die Kontrolle über die Situation zu behalten. Aber das war sie auch. „Das darf ich Ihnen nicht sagen. Nicht, bevor Sie nicht wieder laufen.“
Er wandte ihr das Gesicht zu, auch wenn er sie nicht sehen konnte. „Also könnten Sie es mir sagen.“
„Erst wenn Sie laufen.“
„Warum nicht vorher?“
Sie zuckte nur die Schultern. „Das ist eine der Vertragsbedingungen.“
„Sie kennen die Person?“
„Wir haben miteinander telefoniert.“
Er hüllte sich in Schweigen, seine Miene änderte sich, so als würde er nachdenken. „Wie lange wird es dauern, bis ich wieder laufe?“
„Das hängt von Ihnen ab. Sehnen und Muskeln haben sich zusammengezogen und verkürzt, doch mit der entsprechenden ausdauernden Therapie lässt sich das beheben.“
„Aber selbst mit Therapie werde ich immer eine Gehhilfe benutzen müssen.“
Sie hörte die Verbitterung, ging aber nicht darauf ein. „Eine Gehhilfe oder einen Stock, ja. Ist das nicht besser als ein Rollstuhl?“
„Es wird nie wieder so sein wie vorher …“
„Alle Menschen müssen jeden Tag mit Veränderungen fertig werden, Mr. Koumantaros.“
„Seien Sie nicht so herablassend“, er sprach leise, gepresst, voller Rage.
„Das bin ich nicht, ich versuche zu verstehen. Ist es, weil die anderen gestorben sind und Sie …“
„Kein Wort mehr!“, knurrte er. „Kein einziges Wort!“
„Mr. Koumantaros, Sie sind kein wertloser Mensch, weil die anderen gestorben sind und Sie nicht.“
„Dann verstehen Sie nicht das Geringste. Der beste Teil von mir, das Gute, ist an jenem Tag auf dem Berg gestorben. Als ich jemanden rettete, den ich nicht einmal mag.“ Er lachte voller Selbstverachtung. „Ich bin kein Held, ich bin ein Monster.“ Abrupt riss er sich den Verband vom Kopf und rollte zurück, sodass die Sonne auf sein Gesicht fiel. „Sehen Sie das Monster?“
Elizabeth schnappte unhörbar nach Luft. Die Mittelmeersonne machte eine lange Narbe auf der rechten Gesichtshälfte sichtbar, die gefährlich nahe unter dem rechten Auge endete. Noch war diese Narbe hellrosa, doch eines Tages würde sie verblassen und kaum zu sehen sein.
Doch die Narbe war nicht der Grund, warum Elizabeth ihn nur anstarren konnte. War auch nicht die Ursache für den jähen Druck auf ihrer Brust und das zärtliche Gefühl, das ihr den Atem raubte.
Kristian Koumantaros war ein schöner Mann. Ein faszinierend schöner Mann. Selbst mit der hässlichen Narbe, die im Zickzack über seine Wange lief.
„Gott hat mir ein Gesicht gegeben, das zu meinem Herzen passt. Endlich passen Inneres und Äußeres zusammen.“
„Sie irren sich.“ Sie konnte kaum atmen. „Wenn Ihr Gesicht zu Ihrem Herzen passt, müssen Sie ein selten großes Herz haben. Eine Narbe kann ein Herz nicht verunstalten. Sie beweist nur, dass Sie gelebt haben – und geliebt.“ Als er beharrlich schwieg, fuhr sie fort: „Außerdem passt die Narbe zu Ihnen. Vorher haben Sie zu gut ausgesehen.“
Sein Lachen klang hart und kehlig. „Na endlich jemand, der mir die Wahrheit sagt.
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