Fühlen Sie die leichte Brise? Riechen Sie den Duft der Tannen?“

„Ich rieche nichts.“

„Dann kommen Sie hierher, wo ich stehe. Von hier aus kann man sogar die Kräuter im Garten unterscheiden. Rosmarin und Zitronenmelisse.“

Doch anstatt vorzurollen, zog er sich tiefer zurück in den dämmrigen Raum. „Es ist zu hell. Meine Augen schmerzen.“

„Und wenn ich Ihnen einen neuen Verband anlege?“

„Auch mit dem Verband ist es zu hell“, die Worte wurden härter, schärfer. „Und ich will nichts essen. Das habe ich Ihnen schon gesagt, aber Sie hören ja nicht zu.“

„Wir können auch drinnen essen …“

„Ich will nichts essen!“ Abrupt setzte er den Rollstuhl in Bewegung, noch weiter zurück in den Raum, und stieß einen Tisch um. Auf das Gepolter folgte eine Reihe derber Flüche.

Elizabeth unterdrückte den Reflex, ihm zu Hilfe zu kommen. Wenn sie jetzt an seine Seite eilte, so würde ihn das nur in seiner Hilflosigkeit bestärken. So riss sie sich zusammen und ließ ihn, wo er war, fluchend und immer wieder an den umgefallenen Tisch tretend. Sie ging hinaus auf die Terrasse zu dem hübsch gedeckten Tisch mit der hellblauen Leinentischdecke und den wilden Blumen in der Vase. Doch nur kurz genoss sie den Anblick, dann kehrten ihre Gedanken zu Kristian Koumantaros zurück.

Es hatte sie Mühe gekostet, so unverblümt mit ihm zu reden. Konfrontationen mit den Patienten waren nicht ihre Art. Bisher war das auch nie nötig gewesen. Doch sie wusste nicht, wie sie in diesem Stadium sonst mit ihm umgehen könnte. Die anderen Schwestern hatten wirklich alles versucht. Ohne Erfolg.

Müde ließ Elizabeth sich auf einen der Stühle sinken. Diese Erschöpfung wurde nicht nur durch Kristians Verbohrtheit verursacht, sondern durch Kristian selbst.

Er ging ihr unter die Haut.

Was nichts mit seiner rauen Schönheit zu tun hatte, wie sie sich selbst sagte. Sie war nicht so oberflächlich, dass sie sich von Äußerlichkeiten beeinflussen ließe. Also woran lag es dann? Wieso fühlte sie sich den Tränen nahe? Das Flattern in ihrem Magen ignorierend, breitete sie die Serviette über dem Schoß aus.

Pano tauchte neben ihr auf, eine Flasche Mineralwasser in der Hand. „Ein Glas Wasser, Ma’am?“

„Ja bitte, Pano. Danke.“

„Wird Mr. Koumantaros sich zu Ihnen gesellen?“

Sie sah zu den Flügeltüren der Bibliothek hinüber. Sie waren jetzt wieder geschlossen. „Nein, heute wohl nicht, Pano.“

Er goss ihr Wasser ein. „Soll ich ihm seinen Teller hineinbringen?“

Sie zögerte einen Moment. „Nein. Wir warten bis zum Dinner.“

„Auch nicht, wenn er darum bittet?“ Pano war anzumerken, wie sehr ihn die neue Situation quälte.

„Ich weiß, wie hart das scheint. Aber irgendwie muss ich an ihn herankommen. Er darf sich nicht für den Rest seines Lebens hier verstecken.