Er ist zu jung, und da sind so viele Menschen, die ihn lieben und ihn vermissen.“

Das Argument schien Pano zu verstehen. Er deutete eine knappe Verbeugung an. „Es wird gleich serviert.“ Damit stellte er die Wasserflasche auf den Tisch und zog sich zurück.

Als eines der jüngeren Hausmädchen das Essen brachte, wartete Elizabeth, um Kristian die Chance zu geben, seine Meinung zu ändern. Doch als er nach zehn Minuten noch immer nicht auf die Terrasse hinausgekommen war, beschloss sie, das Mahl zu genießen, bevor sie es wieder mit ihrem störrischen Patienten aufnehmen musste.

„Hat es Ihnen geschmeckt?“, fragte Kristian beißend, als sie zurück in die Bibliothek kam.

„Ja, danke. Ihre Köchin ist hervorragend.“

„Haben Sie den Ausblick genossen?“

„Er ist atemberaubend“, bestätigte sie. Obwohl ihre Gedanken sich die meiste Zeit mit ihrem Patienten beschäftigt hatten, weniger mit der Aussicht. Seit Jahren war sie persönlich nicht mehr so engagiert gewesen. Allerdings hatte sie auch seit Jahren keine Pflege mehr übernommen.

Nachdem sie die Ausbildung zur Krankenschwester abgeschlossen und drei Jahre in einem Krankenhaus gearbeitet hatte, war sie noch einmal zur Universität gegangen und hatte ihren MBA nachgeholt, mit dem Schwerpunkt in Klinikadministration. Sie hatte sofort eine Arbeit gefunden. Und zwar so viel Arbeit, dass sie beschloss, ihren eigenen Pflegedienst zu gründen, „First Class Reha.“

Kristian Koumantaros war allerdings ein besonderer Fall. Sein Zustand hatte sich während der Betreuung nicht verbessert, sondern verschlechtert. Und das konnte Elizabeth nicht auf sich sitzen lassen.

„Ich weiß, Sie wollten kein medizinisches Personal um sich haben. Tatsache allerdings ist, dass Sie sogar mehrere Leute brauchen.“ Sie klappte die Aktenmappe auf und machte sich weitere Notizen. „Vor allem einen Pfleger, der im Haus wohnt und Ihnen bei der Körperpflege behilflich ist. Der Sie zum Beispiel aus dem Rollstuhl und in die Badewanne heben kann, da Sie selbst sich ja weigern, Ihre Beine zu benutzen.“

„Ich kann sie nicht benutzen, Mrs. …“

„Miss Hatchet“, verbesserte sie und fuhr ungerührt fort. „Des Weiteren wird ein Beschäftigungstherapeut hinzugezogen werden, der Ihnen Ratschläge für Ihr neues Leben geben kann. Wenn Sie nicht gesund werden wollen, müssen Ihr Haus und Ihre Gewohnheiten sich ändern. Rampen für den Rollstuhl, Treppenaufzüge, ein entsprechend Ihren Bedürfnissen ausgestattetes Bad, Griffe im Pool …“

„Nein!“ Sein Gesicht lief dunkel an. „Es wird keine verfluchten Rampen und Haltegriffe in meinem Haus geben!“

Sie spielte mit ihrem Kugelschreiber. „Vielleicht sollte auch ein Psychiater zurate gezogen werden. Jemand, der qualifiziert ist, eine Therapie für Ihre Depression zu bestimmen. Entweder medikamentös oder als Gesprächstherapie …“

„Ich werde diesen Quacksalbern gar nichts erzählen.“

„Nun, jetzt reden Sie doch auch.“ Unter halb gesenkten Lidern betrachtete sie ihn. Seine Wangenmuskeln arbeiteten, er saß steif und mit geballten Fäusten in seinem Stuhl. Gut. Sie tippte mit dem Kuli auf den Block. Das Leben hatte er also nicht aufgegeben, nur gegen die Behinderung wollte er nichts tun. Es gab noch Hoffnung. „Eine Gesprächstherapie wird Ihnen helfen, über die Depression hinwegzukommen. Denn es ist die Depression, die den Heilungsprozess verhindert.“

„Ich bin nicht depressiv.“

„Dann eben wütend.