„Sie haben nicht die Absicht, zurückzukehren?“

„Jahre habe ich in die Renovierung investiert, um dieses Gemäuer zu einem modernen Heim umzufunktionieren, das meinen Ansprüchen entspricht.“

„Das war vor Ihrem Unfall. Jetzt ist es höchst unpraktisch für Sie, hier zu leben. Weder Familie noch Freunde können Sie ohne Weiteres besuchen, Sie leben völlig zurückgezogen …“

„So will ich es“, sein Ton wurde schärfer. „Das ist jetzt mein Zuhause.“

„Und was ist mit Ihrem Unternehmen? Mit Ihren Geschäften? Haben Sie die zusammen mit Freunden und Familie aufgegeben?“

„Wenn das Ihre Vorstellung von Krankenpflege ist …“

„Ja, natürlich.“ Sie sah keinen Grund, einen Rückzieher zu machen. „Ich bin nicht hier, um Ihnen nach dem Mund zu reden. Auch nicht, um Sie zu verhätscheln. Sondern um Sie wieder auf die Beine zu bringen.“

„Das ist aussichtslos.“

„Warum? Weil es Ihnen Spaß macht, hilflos zu sein? Oder weil Sie Angst vor den Schmerzen haben?“

Sein Gesicht wurde noch blasser. „Wie können Sie es wagen?“, setzte er an, als er seine Stimme wiedergefunden hatte. „Wie können Sie es wagen, in mein Haus zu rauschen und …“

„Nun, rauschen würde ich das nicht nennen. Es hat mich volle zwei Tage gekostet, überhaupt hier anzukommen.“ Sie lächelte dünn. Dabei war es der letzte Ort auf Erden, an dem sie sein wollte. Und Kristian Koumantaros die letzte Person, um die sie sich kümmern wollte. „Es gibt keine medizinische Rechtfertigung, warum Sie so hilflos sein sollten.“

„Hinaus mit Ihnen!“

„Das geht nicht. Sie werden zugeben müssen, dass es bereits zu dunkel ist, um mit einem Eselskarren den Berg hinunterzufahren.“

„Woher sollte ich das wissen? Ich bin blind.“

Das Blut schoss ihr in die Wangen, aus Unmut und Scham – doch nicht wegen ihr selbst, sondern seinetwegen. Wenn er sich einbildete, sie würde ihn jetzt bemitleiden, täuschte er sich. Und einschüchtern ließ sie sich erst recht nicht. Nur weil er ein millionenschwerer Grieche war, verdiente er nicht automatisch Respekt.

„Es ist nach vier Uhr, Mr. Koumantaros. Diese Seite des Berges liegt bereits in tiefstem Schatten. Selbst wenn ich wollte, ich könnte nicht gehen. Außerdem bin ich beauftragt, mit Ihnen zu arbeiten. Entweder das oder Sie werden in eine Rehaklinik eingewiesen. Es liegt bei Ihnen.“

„Das soll eine Wahl sein?“

„Nein, nicht wirklich.“ Sie nahm ein Pillenfläschchen, öffnete den Deckel, lugte hinein. Drei Tabletten waren noch übrig. Von dreißig. Und das Rezept war erst vor einer Woche ausgestellt worden. „Sie schlafen also immer noch nicht, Mr. Koumantaros?“

„Ich kann nicht schlafen.“

„Wegen der Schmerzen?“ Den Notizblock an die Brust gepresst, starrte sie auf sein dunkles Haar. Wahrscheinlich war er inzwischen von den Schmerzmitteln abhängig. Noch eine Schlacht, die es zu gewinnen galt.

Kristian setzte sich umständlich im Rollstuhl um.