Wie der Wind hätte ich ins Haus fahren sollen und sie herumwirbeln, daß ihr die Puste ausgegangen wäre. So wird's gemacht, Andrej. Aber ich – siehst du, es ging nicht: erschrocken ist sie, als wär' ich ein Gespenst. Und Hafia ist auch irgendwie erschrocken. Du auch, Pjosa. Nun, da habt ihr mich, was kann ich tun? Wenn das Eis nicht birst, so schmilzt es langsam. Dein Wohl, Andrej!

Andrej Pjosa, genannt der Husar, steht auf und geht zur Tür, als hätte er nichts gesehen; in der Tür dreht er sich um, schießt einen Blick zurück und stottert: »Willkommen daheim, Juraj!« Was bist du für ein Sonderling, Husar; als wenn du dich nicht zu mir setzen könntest – sollst nicht meinen, daß ich als Bettler heimgekehrt bin: ich hab' gute paar hundert Dollar – nicht einmal Polana weiß es noch. Sieh mal, Pjosa hat mich erkannt; nun denn, von selbst ist's gekommen, von selbst wird auch das übrige kommen, freut sich Hordubal; Jude, schenk mir noch eins ein!

Die Tür fliegt auf und ein Kerl kommt hereingestürmt wie Hochwasser – aber das ist ja Wasil Geritsch Wasilu, der beste Kamerad; ein Blick nur und schon auf den Tisch zu. Wasil! Juraj! Kratzen tut so ein Männerkuß und nach Tabak stinken, aber gut ist er, ech, du, Wasil!

»Willkommen, Juraj«, sagt er irgendwie besorgt, »und sag, wieso bist du gekommen?« »Und sag, du Esel, hätte ich dort sterben sollen?« lacht Hordubal. »Je nun«, sagt Geritsch ausweichend, »den Bauern geht's jetzt nicht gut. Gesund, was? Gott sei bedankt, wenigstens für das.« Wunderlich bist du, Wasil, sitzt nur auf dem halben Hintern und schüttest das Gläschen ritsch ratsch in dich hinein. Was gibt's Neues? Nun, der alte Kekertschuk ist gestorben, in der Karwoche, Gott schenk' ihm die ewige Ruhe, und am Sonntag hat der junge Horolenko die Tochter vom Michaltschuk geheiratet; im vorigen Jahr hat uns der Teufel die Klauenseuche beschert ja, Juraj, mich hat man hier zum Dorfschulzen gemacht, Biro bin ich, hab' lauter Ärger davon, das kannst du dir denken. – Das Gespräch stockt, Wasil Wasilu weiß gleichsam nicht, was er erzählen soll; er erhebt sich und hält Juraj die Pranke hin: »Gott helf dir, Juraj; ich muß schon gehen.«

Juraj lächelt und dreht das Glas in den schweren Fingern. Wasil ist nicht mehr so wie früher, ach, Herrgott im Himmel, was hat der saufen können, daß die Fenster klirrten; aber er ist gekommen und hat mich geküßt – der Kamerad. Gott helf dir, Juraj; was hast du denn, steht es mir vielleicht an der Nase geschrieben, daß mir die Heimkehr nicht gelungen ist? Wahrlich nicht gelungen, aber das kommt noch; langsam, langsam werde ich heimkehren, jeden Tag ein Stückchen näher, und sieh da, auf einmal werde ich zu Hause sein. Ich hab' Geld, Wasil; kann mir ein Feld kaufen, und Kühe, zwölf Kühe, wenn ich will; werde sie selber auf die Weide treiben, meinetwegen bis nach Volov Chrbat, mit zwölf Glöckchen werden sie am Abend läuten, und Polana wird flink gelaufen kommen und das Tor aufmachen, wie ein Mädel. – In der Schenke herrscht Stille, der Jude schlummert hinterm Pult, nun, so eine Einsamkeit tut wohl; der Kopf dreht sich, dreht sich, aber das bringt Ordnung in die Gedanken, Kamerad. Im Schritt und langsam heimkehren, wie eine Herde heimkehrt; oder aber wie ein Gespann herantoben, im Sturm in den Hof rasen, daß die Funken stieben – hoch dastehen, hoch die Zügel halten und herunterspringen – da bin ich, Polana, und jetzt laß ich dich nicht los; hoch auf meinen Händen trag' ich dich nach Hause und drücke dich fest an mich, daß dir der Atem vergeht. Zart bist du, Polana. Acht Jahre, acht Jahre habe ich an dich gedacht; und erst jetzt komme ich zu dir. Hordubal beißt die Zähne aufeinander, seine Gesichtsmuskeln schwellen an. Hüh, wilde Rösser, hüh! Polana soll sehen – ihre Knie werden beben vor Schrecken und Freude, sie soll sehen: der Mann kommt zurück.

VII

Betrunken geht Hordubal durch die Mondnacht, betrunken, denn er ist den Branntwein nicht gewohnt, denn er ist solche Gedanken nicht gewohnt, denn er geht zu seiner Frau. Was blickst du so eisig drein, Mond, – geh' ich etwa nicht leise genug, so leichtfüßig, daß ich nicht einmal den Tau von den Grashalmen streifen würde? Heda, Hundevolk im ganzen Ort, hier geht Juraj Hordubal, nach acht Jahren kehrt der Mann heim, die Arme im Bogen ausgebreitet, um sein Weib hineinzunehmen: so, nun hab' ich beide Arme voll von dir, und auch das ist noch zu wenig, in den Mund möcht' ich dich nehmen, dich mit den Knien pressen, zwischen den Fingern möcht ich dich spüren, Polana, Polana! Und was schaust du mich so frostig an, du? Es ist wahr, ich bin betrunken, weil ich mir Kurasche angetrunken habe, weil ich mich kopfüber nach Hause stürzen will; die Augen schließen, die Arme schwenken und kopfüber springen – – hier hast du mich, Polana, da und da und da, überall, wo deine Hände sind, deine Beine, dein Mund; oh, wie groß du bist, wieviel von dir vom Kopf bis zu den Fersen, wann nehme ich dich ganz auf!

Hordubal geht durch die Mondnacht und zittert am ganzen Körper. Nicht rufen würdest du, kein Wort sprechen in dieser Mondnacht, wirst kein Rad schlagen auf dieser glatten Fläche; leise, leise, dieser lichte Schatten bist du, nenne meinen Namen nicht, ich bin's; so stille halte ich dich, so wie ein Baum wächst; und ich schlage kein Rad auf dieser glatten Fläche, ich sage kein Wort, atme nicht aus; ach Polana, man könnte einen Stern fallen hören.

Aber nein, zu uns scheint der Mond nicht herein, bei uns kühlt nicht der Mond; er leuchtet über dem schwarzen Wald, und bei uns ist es dunkel; du mußt im Finstern mit den Händen tasten und findest die Frau, schläft sie – schläft sie nicht, du siehst sie nicht und doch ist's hier voll von ihr, leise lacht sie dich an und macht dir Platz; wie soll so ein Riesenkerl denn hier Platz finden, du bist zu groß, du mußt dich zwischen ihre Arme pressen; und sie flüstert dir etwas ins Ohr, du weißt nicht was – die Worte sind kalt, aber warm ist das Flüstern und dunkel, das Dunkel wird noch dichter davon, so dicht und schwer, daß du es mit den Fingern fühlst, und es ist die Frau, das Haar da, die Schultern da, und sie atmet, zischt durch die Zähne, atmet dir dunkel ins Gesicht – ach, Polana, stammelt Hordubal, o du!

Leise öffnet Juraj die Pforte in den Bauernhof und erbebt. In der Vorlaube sitzt Polana im Mondlicht und wartet. »Du, Polana«, murmelt Hordubal und sein Herz setzt aus. »Warum schläfst du nicht?«

Polana schüttelt sich vor Kälte. »Ich erwarte dich. Wollte dich etwas fragen – im vorigen Jahr haben wir für ein Paar Pferde siebentausend bekommen; also, was – was hältst du davon –«

»Nun ja«, meint Hordubal zögernd. »Gut ist es, warum denn nicht, wollen morgen darüber reden –«

»Ich möchte jetzt«, sagt Polana hart.