Und Ihre Frau, hat sie Ihnen manchmal geschrieben? Geschrieben, nein, geschrieben hat sie nicht. Sie kann nicht schreiben. Aber Sie haben ihr geschrieben? No, sir. Can't write, sir. Seit damals, wie der Michal Bobok gestorben ist, hab' ich ihr nichts geschickt, nur immer das Geld aufgehoben. Aber Sie haben ihr doch wenigstens telegrafiert, daß Sie kommen? Ah was, ah was, schad' ums Geld. Erschrecken würde sie, wenn der Bote käme, aber vor mir wird sie nicht erschrecken. Haha, ach wo! Vielleicht glaubt sie, daß Sie tot sind, Herr Hordubal; bedenken Sie, wenn sie so viele Jahre keine Nachricht von Ihnen bekommen hat – Tot? ein Kerl wie ich, und tot? Juraj Hordubal schaut auf seine knochigen Fäuste. So ein Kerl, was fällt Ihnen ein! Polana ist klug. Polana weiß, ich komme wieder zu ihr. Je nun, wir alle sind sterblich; wie, wenn Polana nicht so lange gelebt hat? Shut up, sir; dreiundzwanzig war sie, wie ich wegfuhr, und stark, Herr, stark wie ein Riemen – da kennen Sie Polana nicht; mit dem Geld, mit den Dollars, die ich ihr geschickt hab', damit sollte sie nicht am Leben sein? No, thank you.
Der aufgeregte Krämer beim Fenster wischt sich mit einem blauen Tuch den Schweiß ab. Vielleicht wird er gleich wieder sagen: Diese Hitze, Herr? Das nennen Sie Hitze? Sie sollten mal auf lowerdeck sein, Herr; oder dort unten im Anthrazitschacht ... Dort schicken sie die Niggers hin, aber ich hab's ausgehalten, yess'r. Für sieben Dollar. Hallo, Hordubal! Hallo, you niggahs! Ach, Herr, viel hält der Mensch aus. Das Pferd nicht. Dort hinunter, da konnten sie schon keine Pferde mehr geben, um die Karren zu ziehen. Zu heiß, Herr. Oder so ein lowerdeck auf dem Schiff... Der Mensch hält viel aus, wenn er sich bloß verständigen könnte. Da wollen sie was von dir, man weiß nicht was; und sie schreien, toben, zucken die Achseln, – bitte schön, wie soll ich in Hamburg erfragen, wie man nach Krivá fährt? Sie können schreien, ich nicht. Nach Amerika, da fährt man wie geschmiert; einer verladet einen auf das Schiff, drüben wartet schon einer – aber zurück, Herr, zurück hilft einem niemand. No sir. Schwer ist der Heimweg, Herr.
Und Juraj Hordubal nickt mit dem Kopf, jetzt nickt der Kopf schon von selber, sinkt schwer und leblos nieder, und Juraj schläft ein. Die dicke Jüdin beim Fenster hat empört die Lippen geschlossen; die Gevatterin mit dem Korb im Schoß und der beleidigte Krämer werfen einander vielsagende Blicke zu: Ja, ja, so sind die Menschen heutzutage. Wie das liebe Vieh.
II
Wer kommt denn da, wer ist der dort drüben an der Tallehne? Sieh' da, ein Herr in Schuhn, vielleicht ein Monteur oder so was, ein schwarzes Köfferchen trägt er und stapft hügelan – wenn er nicht so weit entfernt wäre, würde ich die Hände an den Mund legen und ihn anrufen: Gelobt sei Jesus Christus, Herr, wie spät ist es?
Zwei Uhr mittags, Hirte; wenn ich nicht so weit entfernt wäre, würde ich dir zurufen, wessen Kühe weidest du da, und du würdest vielleicht zeigen: die Kahle, die Schecke, die Sternige, die Himbeerfarbene, die Färse gehört der Polana Hordubal. Ja, ja Junge, schöne Kühe, eine Freude, sie anzusehen; darfst sie bloß nicht hinunter zum Schwarzbach lassen, dort ist das Gras sauer und das Wasser bitter. Sieh mal an, der Polana Hordubal; nun ja, früher, da hatte sie nur zwei Kühe; und hör mal Junge, hat sie nicht auch ein paar Ochsen? Ach Gott, und was für Ochsen, podolische mit Hörnern wie ausgebreitete Arme; zwei Ochsen, Herr. Und Schafe? Auch Widder, auch Schafe, Herr, aber die weiden dort oben auf der Durna Polonina. Klug und reich ist Polona.
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