Du kannst einen ... beinahe ...
MARIANNE in wieder schnell wachsender, steigender Erregung. Schon heute ... ganz früh! ... Ich war einen Augenblick, fröstelnd ... auf den Balkon getreten ... der Garten unter mir wie im Nebel, das große, rote Tulpenbeet noch fast grau ... niemand wach ... Pferdegetrappel. da fühlte ich es bereits und wußte Allerschmerzlichst und schwer. dieser Tag ...
ONKEL LUDWIG erst jetzt wieder ganz zu sich gekommen; ihren qualvollen »beinahe Monolog« unterbrechend; äußerste, teilnehmendste Besorgnis. Aber Kind!! Kindchen! ... Hätte ich vor zirka drei Jahren geahnt ... als ich meine großartge Entdeckung hier machte, was du für ein wunderbarstes Medium bist ... wunderbarer als alle Eusapia Palladinos und wie die Weibsbilder alle heißen mögen, zusammengenommen ... hätte ich damals vorausgesehn, daß das für dein spätres Gemütsleben mal von solchen Folgen begleitet sein würde ... ich glaube ... trotz Afra ... und so wenig ich mir nu ... diesen ... späten Seelentrost aus meinem Leben auch wieder wegdenken möchte ... ich hätte meine Weisheit ... für mich behalten!
MARIANNE die sich inzwischen, wenn auch nur einigermaßen, wieder gefaßt hat. Hättest dus doch!
ONKEL LUDWIG durch diese unverhohlne Zustimmung, die ihm bei all seiner väterlichonkelhaften Liebe zu Marianne doch absolut nicht in den Kram paßt, jetzt fast entrüstet. Waas? Das mutest du mir zu? Eine so kostbarste Gotteskraft, eine Offenbarungsmöglichkeit, wie sie unter Millionen noch nicht einem Einzigen beschert wird, für die jeder, der sie ... wenn vielleicht auch nicht grade empfangen, so doch ... gefunden ... dem Allmächtgen auf Knien danken sollte ... Dunkles Auto: nur ein einziger, langgezogner Laut. eine solche Gabe hätte ich verkümmern lassen sollen? Ich? Der ich nun schon fast drei Menschenalter an meinem »System« arbeite?
MARIANNE trotz ihrer innerlichen Zerquältheit jetzt doch über seinen primitiven Egoismus und seine drollige, ihm völlig unbewußte Naivität, wenn auch trübe, etwas lächelnd.
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