Außerdem hab’ ich an dir Geld verloren und überlege, ob ich mich nicht auch lieber in die Privatpraxis zurückziehen soll.«

»Wovon redest du eigentlich?«

»Boy, du machst deine Privatpraxis auf und ich setze auf Operationen, die nicht im VA gemacht werden. Ich erfahre schon, wer unters Messer muß. Dann setze ich auf dich statt gegen dich. Wenn sich das rumspricht, bist du bald der reichste Sohn einer Huah in ganz Maine und ich komme mit dir zu Geld. Ich kann nur verlieren, wenn du jemanden verpfuschst.

»Bleib mir vom Leib, blöder Hund«, sagte Dr. Pierce. »Du hast meine Entlassung auf dem Gewissen. Wenn ich wirklich hier eine Praxis eröffne, brauche ich keinen Spinner wie dich, der mir die Patienten verscheucht. Am Anfang wird es mir schwer genug fallen, mit den ansässigen Quacksalbern zu konkurrieren.«

»Boy, du hast keine Ahnung. Aber es wird dir schon noch ein Licht aufgehen«, sagte Jocko.

Hawkeye war inzwischen bei seinem zweiten Martini angelangt und lachte. Ihm war Jockos unvergleichlicher Auftritt beim Jahrmarkt eingefallen. Jocko und ein zweiter Spitalsgehilfe hatten ein Zelt aufgestellt, sich als Spezialisten des amerikanischen Gesundheitsamtes ausgegeben und kostenlose Rektaluntersuchungen angeboten (Spesenbeitrag für Gummihandschuhe: fünfzig Cents). Dreihundert Dollar hatten sie verdient, bis man sie wegjagte. Daran dachte Hawkeye nun. »Vielleicht hast du recht, Jocko. Wir werden ja sehen.«

»Was wirst du jetzt tun, Hawk?«

»Einen dritten Martini auf meine Entlassung trinken. Anschließend esse ich ein großes Hamburger. Und dann fahre ich nach Port Waldo zu Dr. Ralph Young und will ihn mal fragen, ob mir der alte Gauner Patienten schicken würde, wenn ich in die Privatpraxis ginge.«

»Soll ich dich begleiten?« fragte Jocko.

»Das ist rührend von dir, Jocko, aber ich versuch’s lieber allein. Schließlich kann ich mich ja nicht immer auf dich stützen, wo du schon so viel für mich getan hast.«

»Yeah, das stimmt«, sagte Jocko. »Aber ich behalte dich trotzdem im Auge.«

»Ich werd’s dir nie vergessen. Da kommen die Hamburger.«

Später fuhr Dr. Pierce langsam und etwas schläfrig nach Port Waldo, einem Dorf zwanzig Meilen westlich von Spruce Harbor und sieben Meilen stromaufwärts von seinem Haus in Cravapple Cove. Er wußte, was einen jungen Chirurgen in einer Kleinstadt wie Spruce Harbor erwartete. Die Stadt hatte dreißigtausend Einwohner und zog aus der Umgebung etwa vierzig– bis fünfzigtausend Patienten an. Chirurgische Eingriffe wurden von mehreren praktischen Ärzten vorgenommen, die wenig oder keine Fachausbildung besaßen und ihre bescheidenen Chirurgiekenntnisse nur durch schwere Erfahrungen erworben hatten. Die schweren Erfahrungen machten dabei die Patienten. Der Gedanke, ein junger Mann mit fünf bis sechs Jahren Fachausbildung könnte sich hier niederlassen und sich ausschließlich auf Chirurgie spezialisieren, war den Ärzten unangenehm. Sie fürchteten sich davor und wehrten sich dagegen. Fälle, die ihnen nicht recht geheuer erschienen, schickten sie nach Boston oder Portland.