Und wenn ich etwas falsch mache, dann sollst du es mir sagen, und ich will dich nie belügen …»
«Nein, Lämmchen, nein, es ist gut.»
«Und wir wollen uns nie, nie streiten. 0 Gott, Junge, was wollen
wir glücklich sein, wir beide allein. Und dann der Dritte, der Murkel.»
«Wenn es aber ein Mädchen wird?»
«Es ist ein Murkel, sage ich dir, ein kleiner süßer Murkel.» –
Nach einer Weile stehen sie auf und treten auf den Balkon.
Ja, der Himmel ist da über den Dächern und seine Sterne in ihm. Sie stehen eine Weile schweigend, jedes die Hand auf der Schulter des andern.
Dann kehren sie zu dieser Erde zurück, mit dem engen Hof, den vielen hellen Fensterquadraten, dem Jazzgequäk.
«Wollen wir uns auch Radio anschaffen?» fragt er plötzlich.
«Ja, natürlich. Weißt du, ich bin dann nicht so mutterseelenallein, wenn du im Geschäf bist. Aber erst später. Wir müssen uns so furchtbar viel anschaffen!»
«Ja»,sagt er.
Stille.
«Junge», fängt Lämmchen sachte an. «Ich muss dich was fragen.»
«Ja?» sagt er unsicher.
«Aber sei nicht böse!»
«Nein», sagt er.
«Hast du was gespart?»
Pause.
«Ein bisschen», sagt er zögernd. «Und du?»
«Auch ein bisschen», und ganz rasch: «Aber nur ein ganz, ganz klein bisschen.»
«Sag du», sagt er.
«Nein, sag du zuerst», sagt sie.
«Ich …» sagt er und bricht ab.
«Sag schon!» bittet sie.
«Es ist wirklich nur ganz wenig, vielleicht noch weniger als du.»
«Sicher nicht.»
«Doch. Sicher.»
Pause. Lange Pause.
«Frag mich», bittet er.
«Also», sagt sie und holt tief Atem. «Ist es mehr als …»
Sie macht eine Pause.
«Als was?» fragt er.
«I wo», lacht sie plötzlich. «Soll ich mich genieren! Hundertdreißig Mark hab ich auf der Kasse.»
Er sagt stolz und langsam: «Vierhundertsiebzig.»
«Au fein!» sagt Lämmchen. «Das wird grade glatt, sechshundert Mark. Junge, was ein Haufen Geld!»
«Na …», sagt er. «Viel finde ich es ja nicht. Aber man lebt schrecklich teuer als Junggeselle.»
«Und ich hab von meinen hundertzwanzig Mark Gehalt siebzig Mark für Kost und Wohnung abgeben müssen.»
«Dauert lange, bis man so viel zusammengespart hat», sagt er.
«Schrecklich lange», sagt sie. «Es wird und wird nicht mehr.»
Pause.
«Ich glaub nicht, dass wir in Ducherow gleich ’ne Wohnung kriegen», sagt er.
«Dann müssen wir ein möbliertes Zimmer nehmen.»
«Da können wir auch für unsere Möbel mehr sparen.»
«Aber ich glaube, möbliert ist schrecklich teuer.»
«Also, lass uns mal rechnen», schlägt er vor.
«Ja. Wir wollen mal sehen, wie wir hinkommen. Wir wollen rechnen, als ob wir nichts auf der Kasse hätten.»
«Ja, das dürfen wir nicht angreifen, das soll ja mehr werden. Also hundertachtzig Mark Gehalt …»
«Als Verheirateter kriegst du noch mehr.»
«Ja, weißt du, ich weiß nicht.» Er ist sehr verlegen. «Nach dem Tarifvertrag vielleicht, aber mein Chef ist so komisch …»
«Darauf würde ich keine Rücksicht nehmen, ob er komisch ist.»
«Lämmchen, lass uns erst mal mit hundertachtzig rechnen. Wenn’s mehr wird, ist es ja nur schön, aber die haben wir doch erst mal sicher.»
«Also schön», stimmt sie zu. «Nun erst mal die Abzüge.»
«Ja», sagt er. «An denen kann man ja nichts ändern. Steuern 6 Mark und Arbeitslosenversicherung 2 Mark 70. Und Angestellten-Versicherung 4 Mark. Und Krankenkasse 5 Mark 40. Und die Gewerkschaf 4 Mark 50 …»
«Na, deine Gewerkschaf, das ist doch überflüssig …»
Pinneberg sagt etwas ungeduldig: «Das lass man erst. Ich hab von deinem Vater genug.»
«Schön», sagt Lämmchen, «macht 22 Mark 60 Abzüge.
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