Ich denke Anfang des zweiten Monats.»
Pinneberg ist ohne Atem. Das war wie ein Schlag. Dann sagt er hastig: «Herr Doktor, es ist doch unmöglich! Wir haben so aufgepasst! Ganz unmöglich ist das. Sag doch selbst, Lämmchen …»
«Junge!» sagt sie. «Junge …»
«Es ist so», sagt der Arzt. «Irrtum ausgeschlossen. Und glauben Sie mir, Herr Pinneberg, ein Kind ist für jede Ehe gut.»
«Herr Doktor», sagt Pinneberg und seine Lippe zittert. «Herr Doktor, ich verdiene im Monat hundertachtzig Mark! Ich bitte Sie, Herr Doktor!»
Doktor Sesam sieht schrecklich müde aus. Was jetzt kommt, das kennt er, das hört er an jedem Tag dreißigmal.
«Nein», sagt er. «Nein. Bitten Sie mich gar nicht erst darum. Kommt überhaupt nicht in Frage. Sie sind beide gesund. Und Ihr Einkommen ist gar nicht schlecht. Gar – nicht – schlecht.»
«Herr Doktor!» sagt Pinneberg fieberhaf.
Hinter ihm steht Lämmchen und streicht ihm über die Haare: «Lass, Junge, lass! Es wird schon gehen.»
«Aber es ist ganz unmöglich …», bricht Pinneberg aus -und wird still. Die Schwester ist hereingekommen.
«Herr Doktor werden am Apparat verlangt.»
«Sie sehen», sagt der Arzt. «Passen Sie auf. Sie freuen sich noch. Und wenn das Kind da ist, kommen Sie sofort zu mir. Dann machen wir das mit der Verhütung. Verlassen Sie sich nicht aufs Nähren. Also denn … Mut, junge Frau!»
Er schüttelt Lämmchen die Hand.
«Ich möchte gleich …» sagt Pinneberg und zieht sein Portemonnaie.
«Ach ja», sagt der Arzt, schon in der Tür, und sieht die beiden noch einmal an, schätzend. «Na, fünfzehn Mark, Schwester.» – «Fünfzehn …», sagt Pinneberg gedehnt und sieht die Tür an. Doktor Sesam ist schon fort. Er holt umständlich einen Zwanzigmarkschein hervor, schaut mit gerunzelter Stirn zu, wie die Quittung ausgeschrieben wird, und nimmt sie in Empfang.
Seine Stirn hellt sich etwas auf: «Ich bekomme das von der Krankenkasse wieder, nicht wahr?»
Die Schwester sieht ihn an, dann Lämmchen. «Schwangerschafsdiagnose, nicht wahr?» Sie wartet gar nicht erst auf die Antwort. «Doch nicht. Das ersetzen die Kassen nicht.»
«Komm, Lämmchen!» sagt er.
Sie steigen langsam die Treppe hinunter. Auf einem Absatz bleibt Lämmchen stehen und nimmt seine Hand zwischen die ihren.
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