Und in meinen Armen hat sie sich ausgeweint.
ANNA lächelnd. Ja. Und so wurde es auch wieder gut. Es dauerte gar nicht so lang. Es war doch ganz gut, dacht' ich bald, daß er nicht gekommen ist.
EDUARD. Und sie schrieb mir Briefe, als ich drüben in Amerika war. Ah, und was für Briefe! Alle hab' ich aufbewahrt. Wir lesen sie auch zuweilen wieder. In dem Fach dort liegen sie. Und dann, nach einiger Zeit nahm sie ein Billett und ging zu Schiff und kam zu mir nach Boston. Ja, Georg, hier steht ein Wesen, das mir nach Amerika nachgereist ist, so sehr hat sie mich – geliebt. Pause.
GEORG nachdenkend. Und wenn ich damals gekommen wäre, als Sie mich erwarteten?
ANNA. Da wäre wahrscheinlich manches anders geworden.
GEORG. Es ist wohl möglich. Von welchen Gefahren man manchmal bedroht ist, ohne es zu ahnen!
EDUARD. Wieso?
GEORG. Wenn ich bedenke, es hätte mir passieren können, ein geordneter Hausvater zu werden, wie du – unter einer Hängelampe zu sitzen und eine Zofe in Diensten zu haben ... Nein, laßt uns alle froh sein, daß ich damals nicht gekommen bin. Nein, ich bin nicht dazu geboren, an einem weißgedeckten Tisch zu speisen.
EDUARD. Aber heute, Georg, heute wirst du es wohl doch einmal ausnahmsweise tun.
GEORG. Was denn?
EDUARD. Du bleibst bei uns zu Tische.
GEORG. Keineswegs.
EDUARD. Aber sieh doch, Anna hat schon für dich gedeckt.
GEORG. Nein – ich bitte sehr – laßt das. Ich wünsche nicht, in meiner Lebensführung gestört zu werden. Ich bin nicht mehr jung genug, um langjährige Gewohnheiten abzulegen.
EDUARD. Um welche Gewohnheiten handelt es sich da?
GEORG. Ich bin gewöhnt – ob ihr nun darüber lächelt oder nicht – mein Diner, wann es mir beliebt, im Freien, während des Spazierengehens, zu mir zu nehmen – und trage es daher der Bequemlichkeit halber meist in der Tasche bei mir.
DER KLEINE kommt herein.
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