In meinem kleinen Zimmer in der Nußdorfer Straße war es, wo du uns dein Stück vorlasest ...
GEORG am Fenster. Ein hübscher Blick.
EDUARD. Ja, das find' ich auch. Darum bin ich so weit herausgezogen. Trotzdem es manchmal seine mißlichen Seiten hat, insbesondere wenn ich spät abends aus der Oper nach Hause fahren muß, bei schlechtem Wetter. Wenn es schön ist, geh' ich manchmal zu Fuß, auch im Winter. Es dauert doch nicht mehr als drei Viertelstunden. Und dafür ist man dann geradezu auf dem Lande. Es ist sogar ein kleiner Garten bei dem Haus; zwar dürfen wir ihn nicht betreten, aber es ist doch für das Kind von Vorteil, wenn es so den Kopf nur zum Küchenfenster hinauszustrecken braucht, um den Duft der Blumen ...
GEORG wendet sich plötzlich nach ihm um. Du bist verheiratet?
EDUARD ein wenig erschrocken, daß er sich zu früh verraten hat. Allerdings bin ich das.
GEORG. Ja, warum sagst du mir denn das nicht gleich?
EDUARD. Ich wollte dich eigentlich überraschen. Ja, hm ... nun ist es heraus.
GEORG. Schon lang?
EDUARD. Nun, wie man's nimmt. Jedenfalls steht es fest, daß meine Frau soeben unsern Buben von der Schule abholt, und unser Bub' ist acht Jahre alt – jawohl.
GEORG. Ah!
EDUARD. Ja. Und ich darf sagen, daß ich glücklich bin – vollkommen glücklich – schattenlos glücklich.
GEORG kopfschüttelnd. Glücklich ... Ich würde nicht wagen, ein solches Wort so kühn hinauszuschmettern. Das ist vielleicht eine Art, Unheil heraufzubeschwören.
EDUARD. Ich fürchte kein Unheil mehr.
GEORG. Du hast dich sehr verändert.
EDUARD vergnügt. Findest du?
GEORG. Wenn ich mich erinnere, was du damals für ein ängstlicher, verschüchterter, ja man kann sagen, armseliger Bursche gewesen bist ...
EDUARD. Oh!
GEORG. Ja, bleiben wir dabei: ein gedrückter, armseliger Bursche.
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