Awwer mer kann sich nich driwwer wundern! – I nu, 's kann 'm je keener direkt was nachsagen! E tritt je kenn'm zu nahe! – Awwer beliebt is e nich! Das kann ich dir sagen!
PAULINE. Na, was sagen se denn so?
FRAU WEIDENHAMMER. I nu ... Äh, na! Was soll mer driwwer reden! – Hm! – Na, gucke, daß dei Bruder un du damals so ganz leer ausgegangen seid un Franz un die alte Frau alles geerbt hamm, da wundern se sich driwwer un meen', daß das nich so mit rechten Dingen zugegangen is. I na, un daß e sich so aparte hält ... I na, de kannst d'r je denken! – – Ja, un deshalb geht's ooch nich so recht mit der Tischlerei! – Na, dadruff is e je nu ooch nich angewiesen!
PAULINE. Hm! – Hm! – Ja! – Das is e beeser Mensch, Hannchen! E ganz beeser Mensch! Steht auf und stellt sich neben Frau Weidenhammer. Geheimnisvoll. Gucke dir nur mal so seine Oogen an! Als ob der leibhaft'ge Satan rausguckt! – Ach Hannchen, Hannchen!
FRAU WEIDENHAMMER sieht sie an. Hm, hm?
PAULINE hart. Na, awwer seine Stunde soll ooch noch e'mal schlagen! Das erleb ich noch! – Ach Hannchen, Hannchen! – Wenn ich dir alles so sagen könnte, was ... Wenn ich een' Menschen sagen könnte, was ich alles so stille in mich neinwürgen muß! – Siehste! Das ... das ... Verrückt könnte mich das alles manchmal machen! – Wie ... Wie – Gift frißt das in ein'! – Herkrieg'n könnt 'ch manchmal alles un zusammenschmeißen! – Aufbrüll'n, laut aufbrüll'n könnt 'ch, wenn ich manchmal so in der Nacht daliege un krieg keen' Schlaf in de Oogen, un ... un – denk so an alles! – Ach!! – Un ducken muß mer sich ooch noch? Spitzen muß mer sich bieten lassen? Seine Armut muß mer sich vorhalten lassen? – Jeder Bissen wird een' vorm Maule weggezählt? – Un denn mißte mer sich, weeß Gott, ooch noch bedanken, daß mer sich doch e'mal e paar Wochen satt essen kann? Vergessen. Un denn nu ooch noch zu denken ... Huch Gott, huch Gott! Schüttelt zusammenschauernd den Kopf, das Gesicht in den Händen. Dann Fau Weidenhammer ansehend. Ach Hannchen, Hannchen! – Was der Mensch alles so im stillen mit sich rumschleppen muß!
FRAU WEIDENHAMMER nach der Kammer hin. Pauline! Pauline!
PAULINE. Ach Hannchen, wenn ich dich so anseh! Was bist du fer e hibsches muntres Weibchen!
FRAU WEIDENHAMMER. I Gott, liebe Pauline! Jeder hat seine liebe Not!
PAULINE. Jeder! Lächelt, indem sie Frau Weidenhammer mustert. Du! Was sollst du wohl fer Not hamm! – Ihr habt eier hibsches Vermeegen! Du hast gesunde Kinder, hast e guten, fleiß'gen Mann, kennst keine Sorgen? Seufzt. Adi, wenn ich so nehme: was war'n das fer scheene Zeiten, wie wir beede so nebenander uf derselben Schulbank saßen un dem alten Kilian heimlich Streisand in seine Schnupptabaksdose mengten! – Weeßte noch? – Was war'n mer fer e paar unbänd'ge Mächens!
FRAU WEIDENHAMMER verlegen; gerührt. I ja, das is wahr!
PAULINE. Un mer hatte sei scheenes, warmes Zuhause un kannte keine Sorgen! Leise. Un wenn ich an meine gute, selige Mutter denke? – Wer hätte das damals gegloobt, daß das alles so wer'n sollte! Daß die Alte da un ... un ...
1 comment