Na, vielleicht sehn mer uns nachher noch! – Die krumm'n grade un die graden krumm ...

 

Lacht. Ab.

 

FRAU WEIDENHAMMER lacht. Gott, die Rese! Immer hat se gleich widder gute Laune! – Die is nicht tot zu kriegen!

PAULINE seufzt. Ja, grade so wie du, Hannchen!

FRAU WEIDENHAMMER. I na weeßte, wo sollte mer sonst ooch hin! – Da wirde eener nich fert'g!

PAULINE. Ja, ja! Wer so sagen kann?

 

Kleine Pause.

 

FRAU WEIDENHAMMER. Mit der alten Frau, das is doch enne rechte Plage! – Weeßte, das laß 'ch mer nich nehm'n: das hat se sich damals zu Gemiete gezogen, wie dei Vater so mit eenem Male wegstarb! – Hm! – 's war je ooch zu sonderbar! Grade wie e zu deiner Hochzeit reisen wollte! Du lieber Gott, so e gesunder alter Mann! – Wer hätte das nur gedacht, daß den der Schlag riehr'n sollte!

PAULINE ohne von ihrer Näherei aufzusehen. Wenn ich nur dagewesen wäre damals!

FRAU WEIDENHAMMER. Ja eben! – Nu hast 'n nich noch e'mal zu sehen gekriegt!

PAULINE. Öff'en hätt 'ch 'n lassen vom Kreisphiesikus!

FRAU WEIDENHAMMER erschrocken. Öff'en?! – Na nu Gott bewahre mich!

PAULINE über ihre Arbeit. Der sah eben schlagfliß'g aus! – He! – Ach ja! Sieht auf. Ach Hannchen, Hannchen!

FRAU WEIDENHAMMER betreten. Hm! Ja, 's muß dir doch recht eigen zumute sin, jetzt, wo de nu nach Jahr'n widder mal zu Hause bist.

PAULINE. Zu Hause! – Ach Gott, zu Hause!

 

Lacht bitter.

 

FRAU WEIDENHAMMER. Seid 'r denn noch immer wie Hund un Katze zusamm', du un Franz?

PAULINE. Wir?! Schauernd. Huch Gott, sprich mer nich davon!

FRAU WEIDENHAMMER sieht sie an, schüttelt den Kopf. Ach Gott nee, das is doch awwer gar nich scheene!

PAULINE. Wir! – Huch Gott nee! – Siehste Hannchen! Jahrelang hat mer sich in Not un Armut hinkrepeln missen un ... un – nu kömmt mer hierher un – muß sehn, wie das alles sozusagen fremde Leite hamm, wo mer kleene gewesen is, wo mer aufgewachsen is! Alles, was doch eegentlich von Rechts wegen mein'm Bruder un mir geheert! Was der dem guten, alten Manne abgeschwindelt hat, schändlich abgeschwindelt! Das ganze, ganze scheene Vermeegen! – Wie die hier im Fette sitzen und ... Na! Das möchte je awwer noch alles sin!

FRAU WEIDENHAMMER. Ja, gut hamm se am Ende nich gegen dich gehandelt.

PAULINE. Ich seh immer noch, wie se damals alle beede da reinkam'n! Die Alte un der spitzköpp'ge, schwindsicht'ge Duckmaiser! Das sollte nu meine neie Mutter un mei neier Bruder sin! – Schon damals lief mersch eiskalt iwwer un iwwer, wie ich die kleen', boshaften Zwinkeroogen sah!

FRAU WEIDENHAMMER. Ja, e zu merkwird'ger Mensch is der Oelze! – Du, ich möchte doch eegentlich wissen, was der so vom Leben hat! Immer is e krank? Nischt derf e sich gönn'? E derf keene Zigarre roochen? E derf keen Seidel Bier trinken? 's zehnte derf e nich essen? Un denn hat e ooch gar keen' Verkehr? Immer huckt e so fer sich alleene! – Merkwird'g! Grade als wenn e sich ver 'n Leiten fercht'te!

PAULINE. Der?! Sich ferchten?! – Hach, da kennst 'n schlecht, Hannchen! Der fercht sich weder vor e Gott noch vor e Teifel, geschweige denn vor e Menschen! – Was der vom Leben hat? Daß e alle Menschen veracht't un iwwer alles spott't: das is seine Freide! – Bei dem is alles dumm!

FRAU WEIDENHAMMER. Du, sprich nich so laut!

 

Kleine Pause.

 

FRAU WEIDENHAMMER. E sollte sich nich so zurückehalten! – Gloobste, daß de Leite alles meegliche iwwer 'n sprechen?

PAULINE interessiert. I gar! – So! – Sprechen se iwwer 'n? – Was denn?!

FRAU WEIDENHAMMER. I nu, 's is je am Ende nur so e dummes Gerede.