Sein braver Herr, dem der Himmel dafür lohnen wolle.

FRANZ. Amen! – Der sonderbare Mann! Also deswegen mußt' ich das Buch hineintragen? Er wollte keinen Zeugen seiner Wohltätigkeit.

GREIS. Auch wollt' er nicht einmal meinen Dank mit sich nehmen. Er war fort, eh' ich noch reden konnte.

FRANZ. Das sieht ihm ähnlich.

GREIS. Nun, Herr, nun will ich gehn, so schnell mich die alten Füße tragen wollen. Ach! ein süßer Gang! – ich gehe meinen Hans loszukaufen. Wie wird der gute Junge sich freuen! – Er hat auch ein Mädchen unten im Dorfe, eine brave Dirne. – Welche Freude! welche Freude! – Gott, wie gütig bist du! Jahrelange Leiden vermögen die Rückerinnerung an ehemalige Freuden nicht auszulöschen, aber ein einziger froher Augenblick tilgt jahrelange Leiden aus unserm Gedächtnis. – Ich gehe; beschreib' Er seinem Herrn meine Freude; das wird ihm lieber sein, als mein Dank. – Im Gehen. Ach! warum kann ich nicht laufen? warum nicht fliegen? – Er steht plötzlich stille. Halt! das war unrecht. Mein alter Gesellschafter muß mit mir gehen. Er hat mit mir gehungert und gewinselt; er soll sich auch mit mir freuen. Er und mein Sohn sind alte gute Freunde. O wie wird der gute Fidel vor uns herspringen!

 

Er geht in die Hütte.

 

FRANZ ihm nachsehend. Warum bin ich nicht reich? oder ein Fürst? Augenblicke, wie diese, sind es, in welchen ich Fürstenreichtum beneide. Er geht ab.

 

 

Achter Auftritt

Ein Zimmer im Schloß.

 

EULALIA tritt auf, mit einem Briefe in der Hand. Das ist mir nicht lieb. Ich hatte mich so gewöhnt an die stille Einsamkeit. Ruhe wohnt freilich nicht immer in der Brust des Einsamen, denn ach! du nimmst dein Gewissen mit in Klöster und Wüsteneien! Aber ich konnte doch weinen, wenn mir der Kummer das Herz nagte, und niemand sah mein rotgeweintes Auge, und niemand fragte: warum haben Sie geweint? Ich konnte durch Tal und Flur umherschweifen und niemand sah, daß mein Gewissen mich jagte. – Nun werden sie mir auf den Hals kommen, werden mich in ihre Gesellschaften ziehen; da werd' ich reden und lachen sollen, an schönen Tagen mit ihnen spazierengehn, und bei Regenwetter wohl gar Karte spielen. – Nimmt man einmal ein Buch in die Hand, so heißt's gleich: was lesen Sie da? erzählen Sie doch! was steht in dem Buche? oder: werfen Sie das einfältige Buch auf die Seite! wer wird immer lesen? – Ach! ich wollte, sie wären in der Stadt geblieben, auf ihren Bällen und Clubs, auf ihren Assembleen und Promenaden, und hätten sich da begafft und verleumdet, und betrogen und verführt. – Und heute schon! – In den Brief sehend. ach! das ist mir gar nicht lieb! und ich kann nicht recht klug aus dem Briefe werden, ob die Reise aufs Land nur so eine Grille war, Laune eines Augenblicks, oder Plan auf längere Dauer. Fast befürcht' ich das letztere: und dann – gute Nacht, Einsamkeit, die du so oft mit deinem magischen Stabe Ruhe in dieses Herz zurückbrachtest! Gute Nacht, Lektüre! Schales Plaudern wird dich verdrängen. Hier, wo die Morgensonne sich nur in meiner Träne spiegelte, hier wird Jagdgetöse und Hundegeheul sie begrüßen. – Ach! alles wollt ich gern ertragen; aber wenn nun die edle Gräfin mir Beweise ihrer Zuneigung, wohl gar ihrer Hochachtung gibt, und ich alle Augenblicke fühlen muß, daß ich das nicht verdiene – o wie wird dann mein Gewissen mich peinigen! – Oder – ich bebe vor dem Gedanken! – wenn dieses Schloß nun ein Tummelplatz von Gesellschaften würde, unter welche das Ohngefähr wohl gar einige meiner ehemaligen Bekannten mischte! – ach! wie elend ist man, wenn auch nur zwei Augen in der Welt sind, deren Blick man scheuen muß.

 

 

Neunter Auftritt

Peter – Eulalia.

 

PETER. Nun, da bin ich.

EULALIA.