Ebenso imposant wirkte Johnny Woodgers, der Gärtner, seine Frau und Arthur Fingel, der Kassierer der Bauernbank, mit Martha Dimmock, der Witwe, die als die beste Freundin von Mrs. Elmer galt. Oktober sah sich umsonst nach Sam um.
»Du hast das Blaue ja doch nicht angezogen!« flüsterte Mrs. Elmer. »Das Kleid da sieht viel zu heiter aus -«
»Ich fühle mich auch heiter«, sagte Oktober deutlich. Pfarrer Stevens flüsterte gerade mit Andrew Elmer, worauf Mr. Elmer das Zimmer verließ. Dies war die Gelegenheit, auf die Mr. Stevens gewartet hatte. Er durchquerte das Zimmer auf Zehenspitzen. Er benahm sich wie in Gegenwart eines soeben Verschiedenen.
»Sie sind im Begriff, ein neues Leben Zu beginnen«, sagte er. »Ein Leben, das die Ausübung aller Tugenden erfordert
»Wo bleibt denn nur der Sam?« fragte Oktober. »Ich möchte ihn mir noch einmal gründlich ansehen, bevor ich mich endgültig entschließe.«
»Er wird gleich hier sein.«
Pfarrer Stevens war verärgert. Das war die Wirkung, die Oktober stets auf ihn ausübte. Er selber hatte es auch nötig, seine ganze Tugend aufzuwenden, wenn er mit ihr zusammengebracht wurde. Zu sagen, daß er sie durchaus nicht mochte, ist weniger als die Wahrheit. Er freute sich nur auf den Tag, wo sie aus seinem Kreis verschwinden sollte, um in lutheranische Gewässer überzugehen.
»Sie stehen vor einer neuen -«
Der Klang von Stimmen drang leise von der Straße herein, aber es mußten sehr laute Stimmen sein, daß sie überhaupt so weit dringen konnten. Irgend jemand lachte blöd.
»- ein neues Leben, wie gesagt. Nur einen sicheren Führer gibt es, selbst für die kleinsten Fragen.«
Die Stimmen waren jetzt so laut, daß er innehielt. Die Tür wurde aufgerissen. Mr. Elmer trat rückwärts herein, erregt mit den Händen fuchtelnd. Ihm folgte, taumelnd, Mr. Water junior im Gehrock, mit einem sehr geröteten Gesicht, und schrie so laut er nur konnte.
Die kleine Gruppe, die ihm folgte, brach in das Zimmer ein. Sam Water sah sehr eigenartig aus. An seinem Spazierstock war eine Fahne befestigt, und diese schwenkte er heftig. Ohne Hut und mit den deutlichen Spuren eines Handgemenges an sich sah er nicht anders aus als seine Freunde.
»Hier ist er! Hurra! Schnell, los mit der Trauung! Raus mit dir!« Dieses galt seinem tobenden Vater.
Dann rief er mit einem Triumphgeheul, wobei seine Begleiter getreulich den Chor bildeten: »Ich nehme dich beim Wort, November Jones, Dezember Jones, nehme dich beim Wort, November Jones, September Jones! Du wirst was erleben!«
In diesem Augenblick erblickte Oktober den Strolch. Er wurde von eifrigen Händen vorgeschoben und stand schwankend vor ihr. Seine Augen waren glasig, seine Miene etwas verstört, und irgend jemand hatte seinen Rock so zerrissen, daß nur ein Ärmel übriggeblieben war.
»Verzeihung!« sagte er heiser.
Verzeihung? Sie sah ihn durchdringend an. Ein einziges Wort, aber es bestimmte ihre Handlungsweise.
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