Vom Teppich her ertönte wie ein begleitendes Trommeln das Schnarchen Sams.

»Ring?«

Sie beugte sich nieder und durchsuchte die Westentaschen des Jünglings.

»Hier ist er.«

Und so wurde sie Mrs. Robin Leslie.

Mrs. Elmer, die Hand über dem Mund, beobachtete sie wie in Trance. Andrew redete wild drauflos, gab aber keinen Laut von sich. Was Robin, den Strolch, anlangte …

»Verzeihung«, sagte er wieder.

Die Menge am anderen Ende des Zimmers stand mit offenem Munde da, als das Brautpaar zur Türe ging.

»Wo gehst du denn hin?« fragte der alte Water heiser.

»Ich gehe mit meinem Mann.«

Sie verschwanden in die schwarze Nacht hinein, und es dauerte geraume Zeit, bis jemand sprach oder sich rührte, und dann stürzte Mrs. Elmer mit einem Schrei zur Tür.

»Oktober! Oktober!«

Es kam keine Antwort außer dem Rascheln der Blätter und dem tiefen Grollen eines heraufziehenden Gewitters.

4

Als Oktober auf die Veranda trat, hörte sie das Donnergrollen. Über der Brüstung hing der alte Mantel, auf dem sie zu liegen pflegte, wenn sie der Schatten der Apfelbäume hinauslockte. Mechanisch ergriff sie ihn.

Robin schritt vor ihr her. Sie sah den weißschimmernden Ärmel seines zerlumpten Hemdes und machte schnellere Schritte, um ihn einzuholen.

»Wo führt die hin?« Er deutete mit zitternden Händen auf die Straße.

»Das ist die Landstraße - sie führt zur Wegkreuzung!«

Er rieb sich die Stirn. »Gibt es einen anderen Weg - quer durch die Felder?«

Sie überlegte. »Sie wünschen nicht durch die Stadt zu gehen? Mich stört das nicht im geringsten.«

»Aber mich … bin ziemlich beschwipst … betrunken. Dieses Lumpenpack! Ich war nicht auf sie gefaßt.«

Er stand unsicher da. Vor ihnen lag das Tor und die Straße. Von hinten hörten sie jemand ihren Namen rufen.

»Hierher!«

Sie faßte ihn am ärmellosen Rock und schleppte ihn zu den Himbeersträuchern, einen Weg entlang, der selbst bei Tageslicht kaum sichtbar war. Einmal flüsterte er und bat um Entschuldigung. Sie sah, daß er tatsächlich beschwipst … betrunken war. Der Weg führte sie durch Wiesen, an Bäumen vorbei und ließ sie zeitweise ein fernes Licht zwischen den Apfelbäumen erblicken. Nach einer Weile hatten sie den Obstgarten durchquert und gingen über eine unebene Strecke Feldes, wo gewöhnlich Mr. Elmers Kühe weideten. Ein großer Stall stand da, dessen Masse sich schwarz gegen den Himmel abhob. Weiterhin wurde der Weg schwierig. Zunächst kam noch ein Teich, an dem die Kühe zu saufen pflegten, und dann nur ödes Land, auf dem nichts wuchs und nichts gedieh.

»Irgendwo gibt’s Sturm«, sagte Robin. Oktober hatte den Blitz schon bemerkt. »Im Tal des St. Lawrence Flusses.«

Sie blieben plötzlich stehen.

»Was sind Sie - ich meine, welche Nation? Amerikaner sind Sie nicht.«

»Engländer.« Nur hier und da war seine Stimme verschleiert. Sie holte tief Atem. »Dann, bin ich jetzt auch britisch.«

Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, aber seine Ausdruckslosigkeit war seinem Tonfall und seinen Bewegungen zu entnehmen. »Wirklich? Sind Sie das? Das ist fein.«

Sie biß sich auf die Lippen.

»Ich bin Amerikanerin - nichts kann je aus mir etwas anderes als eine Amerikanerin machen.«

»Oh …« Er dachte angestrengt nach. »Eben sagten Sie, Sie seien jetzt britisch - ich kann Menschen nicht ausstehen, die nicht wissen, was sie wollen. Wo gehen wir denn hin?«

»Das möchte ich auch wissen.