Er war ziemlich selbstsicher und sprach ununterbrochen über sein Lieblingsthema. Oktober hörte mit gesenktem Blick zu. Als er wieder fort war, fragte sie: »Kennt dieser junge Mann irgend jemand außer sich?«
Mr. Elmer verstand sie nicht.
Samuel brachte Blumen und Bonbons, vor allem aber neue Anekdoten, die ihn als Helden darstellten. Er hatte viel Humor und die Gabe der Schlagfertigkeit. Das erzählte er ihr ausführlich. Seine Konversation war angefüllt mit: »Da hab’ ich gesagt …«, und jede seiner Erzählungen endete mit der Versicherung: »Ich dachte, sie würden alle vor Lachen sterben.«
Einmal fragte sie ihn, ob jemals jemand unter diesen glücklichen Umständen tatsächlich gestorben wäre, und er war sprachlos.
»Tja … Ich will sagen … Sie sind natürlich nicht gestorben … Was ich sagen wollte, war … Na, du weißt ja.«
An diesem Abend ging er tief in Zweifel versunken nach Hause.
Einmal, als die beiden in einer heißen Juninacht allein auf der Veranda saßen, wurde er gefühlvoll und versuchte sie zu küssen. Es war ja sein gutes Recht, wie er nachher erklärte. Es gab keinen unziemlichen Kampf oder Widerstand - sie hielt ihn sich einfach mit ihrer kräftigen Hand vom Leibe und bat ihn, kein Narr zu sein.
Für die Hochzeit war kein Datum festgesetzt. Die Erklärung Andrew Elmers, daß Oktober auf Grund einer Klausel im Testament ihrer Mutter vor ihrem einundzwanzigsten Geburtstag verheiratet sein müßte, erstaunte alle, außer Oktober. Als sie davon acht Tage vor ihrem Geburtstag Mitteilung erhielt, sagte sie nichts als: »Oh?«
Sam besprach sich mit seinem Vater und reservierte ein teures Appartement in einem romantisch gelegenen Hotel am Ufer des Oswegatchieflusses.
So standen die Dinge, als Mr. Elmer seine Unterredung mit dem Rechtsanwalt Joe Pfiefer hatte und entdeckte, daß seine schlimmsten Befürchtungen berechtigt waren.
Das alte graue Pferd zottelte, wie es ihm behagte, heimwärts; der Einspänner schwankte hin und her, und Mr. Elmer schwankte mit. Seine verschmitzten Augen beobachteten die Straße. Der alte Water stand vor Waters Warenhaus. Mit seiner haarigen Hand strich er immer wieder durch den Haarwulst auf seinem Kopf. Seine achteckigen Gläser waren zur Nasenspitze heruntergerutscht, und aus seinem vorstehenden Kinn konnte man auf Kampfbereitschaft schließen. Mit seiner freien Hand gestikulierte er, um seine Bemerkungen zu unterstreichen. Sein Zuhörer war Sam, der sehr ernst aussah und jedesmal, wenn die herumfuchtelnde Hand seines Vaters sich senkte, zustimmend mit dem Kopf nickte.
Mr. Elmer schnaufte. Er schnaufte immer heftig und schnell, wenn er verstört war und lenkte sein müdes Roß zum Bürgersteig hinüber.
»… ich sagte gerade Sam, daß es eigentlich niemandem wie ein Hochzeitstag vorkommt. Es ist, als erinnere man sich in der Wildnis so um Sonnenuntergang, daß den ganzen Tag Sonntag gewesen ist. Es kommt mir aber nicht wie ein Sonntag vor - und es kommt mir auch nicht wie Sams Hochzeitstag vor.«
Sam schüttelte den Kopf. Das einzige an dem Tag, was ihn an seinen Hochzeitstag gemahnte, war die Tatsache, daß er sich unbehaglich, nervös und unglücklich fühlte.
»Es müßte - doch anders sein«, sagte Mr. Water senior und schaute den Mann im Einspänner an. »Es müßte eine gewisse Aufregung sein und - jedenfalls anders. Ich bin gar nicht überzeugt …«
Er schüttelte den Kopf. Sam schüttelte auch den Kopf.
»Ich begreife wirklich nicht, was gegen den Tag einzuwenden ist«, fing Elmer an.
»Es ist so eine Ahnung, ein Gefühl hier!« Der alte Water pochte an seine Brust. »Du mußt ein Einsehen haben, Andrew. Du mußt dich an meine Stelle versetzen.
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