Diese erschreckliche Virtuosität der Wirklichkeitsnachbildung in winzigen Ausschnitten, nur am Tragisch-Banalen geübt, macht den Leser auf die Dauer ganz nervös.
G.M. Conrad in der »Gesellsch.«
... Abgesehen, sagen wir, von dem Krassen solcher Motive, ist auch die stilistische Methode, durch welche Holmsen seine Effekte zu erreichen bemüht ist, eine höchst widerliche ... Man ist oft viele Sätze hindurch ganz im unklaren über den Ort der Handlung, über Personen und ihre Verhältnisse. Die Lektüre des Buches läßt daher einen sehr unbehaglichen Eindruck zurück!
»Berner Bund«
Aber für das Beste, für eine Errungenschaft, aus der sich noch ein Kardinalgrundsatz des epischen Verismus entwickeln kann, halte ich die Art der Darstellungsweise selbst! »Holmsen« beschreibt nämlich die Dinge von innen nach außen, d.h., er konzentriert sie so in die Lebensäußerungen, daß sie sich dem Leser durch dichterische Schlüsse von selbst erzählen ... Ich werde mich wohl hüten, eine solche Darstellungsweise im Prinzip neu zu nennen, denn sie wird bereits von vielen Realisten, hie und da angewandt, aber »Holmsen« ist der erste, der sie konsequent durchgeführt, und in diesem Sinne der Einheitlichkeit ist sein Stil, den die glücklichste Wirkung rechtfertigt, mit ganzem Recht relativ neu zu nennen. Es ist wohl möglich, daß durch die dichte Folge der die Situation fortrückenden Momente hie und da die Darstellung hüpft und dadurch Unklarheiten entstehen, aber dafür reizt dieser Stil, ja zwingt die Phantasie geradezu die entstehenden Lücken durch Mitdichten auszufüllen, wodurch der Leser in die angenehmste Spannung gerät!
»Magazin«
Holmsen valt om zoo te zeggen – met de deur in het huis, en hij laat zijne personen, alsof het reeds oude bekenden waren, zelfs zoo vlug, d.i. zonder nadere aanwijzing, met elkander spreken, dat het vaak moeilijk is, hem te volgen. En toch trekt die vreemde behandeling van zijne stof aan, vooral daar zij ook komisch is.
»De Leeswijzer«
Die Natürlichkeit wird hier zur Affektion und – unabweisliche Folge – überschlägt sich in Inhalt und Form derart, daß an die Stelle des auch nur mäßigsten Kunstgenusses eine mit Ekel gemischte Betäubung tritt!
»Frankf. Ztg.«
Es würde nichts nützen, den Gang der Erzählungen hier in Hauptumrissen wiederzugeben. Das würde auch leicht genug sein, denn nicht um sonderbare Verknotungen und fremdartige, unerwartete Geschicke handelt es sich, sondern um alltägliches Menschenelend, aber mit Dichteraugen geschaut und im Dichterherzen nachgefühlt.
»Leipziger Tageblatt«
Grade wir ... grade wir haben im höchsten Grade die Pflicht, uns gegen unreife Knaben zu wenden, welche den Realismus diskreditieren, indem sie seinen Namen benutzen, um ihre ganz gewöhnliche Unfähigkeit zu bemänteln, die sich hinter Grotesksprüngen à la Hanswurst versteckt. Der Realismus ist eine ernste, heilige Sache, aber keine Löwenhaut, hinter der sich Esel verstecken dürfen ... – Wir müssen auch Herrn Holmsen von unseren Rockschößen abschütteln!
C. Alberti in der »Gesellsch.«
Es hat schon mehr als einmal eine Zeit des Realismus gegeben, und immer war sie eine Übergangszeit. Sie geht der Blüte der Literatur vorauf oder sie folgt ihr, und es kann uns nicht irre machen, daß dem Realismus eine wüste Schar von Unfähigkeiten lärmend sich aufdrängt. Dieser Haufe zerstiebt verdientermaßen wie Spreu, und wenn er sich für eine Schule hält, weil er sich schülerhaft gebärdet, so wird sein Lärmen doch mit dem Tage vergessen. Aus Sturm und Drang ist Großes hervorgegangen, nicht weil Sturm und Drang groß waren, sondern weil unter den Stürmern und Drängern sich Große befanden. Auch jetzt stehen wir mitten in solchem Sturm und Drang, aber zum ersten Mal sehen wir in dem Gewimmel, das bisher nur die Laufgräben der Literaturfestung mit schlechter Makulatur füllte, ein starkes Talent, und dieses Talent hat mit diesem Gewimmel nichts gemein. Bjarne P. Holmsen wird wohl von den Realisten als einer der Ihren reklamiert, doch er weiß von ihnen so wenig wie die Nachtigall von einer Gesangsschule.
»Berl. Börsencourir«
Eine merkwürdige Künstlerindividualität, wenn auch kein Realist in unserem Sinne, ist Holmsen unter allen Umständen.
G.M. Conrad, ebenfalls in der »Gesellschaft«
Allen, die sich die Menschheit und die Poesie verekeln wollen, sei dieses Buch bestens empfohlen!
Otto v. Leixner in der »Deutschen Romanztg.«
... es gehört zu jener schlechten Gattung von literarischen Neuigkeiten, welche durch einen originellen Titel Erwartungen zu erregen suchen, welche der Inhalt nicht befriedigt!
»Die Post«
... In der Tat ein seltsames Buch, welches sehr verschiedene Aufnahme finden wird ... Wann kommen Bücher wie »Papa Hamlet« dahin, wohin sie gehören: ins Volk?
»Züricher Post«
Und unsere eigene Meinung?
»Der eine betracht's,
Der andere beacht's,
Der dritte verlacht's –
Was macht's?«
Berlin, 24. Dezember 1889.
Arno Holz
Johannes Schlaf
Einleitung des Übersetzers
Bei dem in jüngster Zeit namentlich auch durch die Erfolge Ibsens noch so gesteigerten Interesse, das man seit ungefähr einem Jahrzehnt der jungen, kräftig aufstrebenden norwegischen Literatur in fast allen Kulturländern entgegenbringt, habe ich es für eine nicht undankbare Aufgabe gehalten, meinen deutschen Landsleuten endlich auch einen Autor zugänglich zu machen, dessen Schöpfungen, obwohl zur Zeit auch in ihrer norwegischen Heimat noch lange nicht nach Gebühr gewürdigt, doch sicher danach angetan sind, in naher Zukunft die allgemeine Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken.
Dieser Autor ist Bjarne Peter Holmsen.
Am 19. Dezember 1860 als der dritte Sohn eines streng orthodoxen Landpfarrers in Hedemarken geboren, verlebte er seine Kindheit in der alten Handelsstadt Bergen. Ein Onkel von ihm, ein Bruder seiner Mutter, der dort als Rechtsanwalt tätig war, hatte ihn, um seinen Eltern, deren Nachwuchs sich unterdes noch vergrößert hatte, eine Last abzunehmen, zu sich genommen.
Aber die Fortschritte des kleinen Bjarne auf der Lateinschule waren sehr mittelmäßige.
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