Wo werden Sie noch hinkommen mit Ihrem Mißtrauen?
HOCHROITZPOINTNER. Guten Morgen, Herr Professor.
BERNHARDI. Guten Morgen.
HOCHROITZPOINTNER. Höre eben von Herrn Doktor Oskar, daß wir recht behalten haben.
BERNHARDI. Ja, Herr Kollege. Aber wir haben doch zugleich unrecht behalten? Oder hospitieren Sie nicht mehr bei Professor Ebenwald?
OSKAR. Der Doktor Hochroitzpointner hospitiert ja beinahe auf allen Abteilungen.
BERNHARDI. Da müssen Sie viele Patriotismen auf Lager haben.
HOCHROITZPOINTNER bekommt schmale Lippen.
BERNHARDI ihm die Hand leicht auf die Schulter legend, freundlich. Na, also was gibt's denn Neues?
HOCHROITZPOINTNER. Der Sepsis geht's recht schlecht.
BERNHARDI. So lebt also das arme Mädel noch?
KURT. Die hätten sie sich auch auf der gynäkologischen Abteilung behalten können.
OSKAR. Sie haben vorgestern grad kein Bett freigehabt.
HOCHROITZPOINTNER. Was werden wir denn eigentlich als Todesursache angeben?
OSKAR. Na, Sepsis natürlich.
HOCHROITZPOINTNER. Und Ursache der Sepsis? Weil's ja doch wahrscheinlich ein verbotener Eingriff war –
BERNHARDI der unterdessen am Tisch einige Schriftstücke unterzeichnet bat, du ihm die Schwester vorlegte. Das konnten wir nicht nachweisen. Eine Verletzung war nicht zu konstatieren. Die Anzeige ist erstattet, damit ist für uns die Sache erledigt. Und für die arme Person drin ... war sie's schon früher.
Er steht auf und will ach in den Krankensaal begeben.
Professor Ebenwald kommt, sehr großer; schlanker Mensch, gegen 40, umgehängter Überzieher, kleiner Vollbart, Brille, redet bieder und mit einem zuweilen etwas übertriebenen österreichischen Akzent. Hochroitzpointner, Schwester, Oskar, Prof.
Bernhardi, Kurt.
EBENWALD. Guten Morgen. Ist vielleicht – Ah, da sind Sie ja, Herr Direktor.
BERNHARDI. Guten Tag, Herr Kollege.
EBENWALD. Haben Herr Direktor eine Minute Zeit für mich?
BERNHARDI. Jetzt?
EBENWALD näher zu ihm. Wenn es möglich wäre. Es ist nämlich wegen der Neubesetzung der Abteilung Tugendvetter.
BERNHARDI.
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