Und so was hat dann auch einmal Liebesglück geheißen. Zu Ebenwald. Also, ich stehe zur Verfügung, Herr Kollega.
OSKAR. Pardon, Papa, kommst du dann noch einmal herauf? Weil sie dich ja so gebeten hat.
BERNHARDI. Ja, ich schau noch einmal her.
KURT ist zu der Etagère gegangen, hat sich dort mit zwei Eprouvetten zu schaffen gemacht.
OSKAR tritt zu ihm hin, sie sprechen miteinander, geben bald darauf wieder ins Krankenzimmer.
SCHWESTER zu Hochroitzpointner. Ich geh jetzt hinüber, Seine Hochwürden holen.
HOCHROITZPOINTNER. Ja gehen S' nur. Wenn S' zu spät kommen, ist's auch kein Malheur.
SCHWESTER ab.
HOCHROITZPOINTNER nimmt sich einige Krankengeschichten aus einem Faszikel und begibt sich in das Krankenzimmer.
Ebenwald, Bernhardi.
EBENWALD der sehr ungeduldig geworden ist. Also, die Sache ist nämlich die, Herr Direktor. Ich habe von Professor Hell aus Graz einen Brief bekommen, er wäre geneigt, eine Wahl als Nachfolger von Tugendvetter anzunehmen.
BERNHARDI. Ah, er wäre geneigt.
EBENWALD. Jawohl, Herr Direktor.
BERNHARDI. Hat ihn wer gefragt?
EBENWALD. Ich war so frei – als alter Freund und Studienkollege.
BERNHARDI. Sie haben aber doch privat an ihn geschrieben?
EBENWALD. Selbstverständlich, Herr Direktor. Da ja vorläufig kein Beschluß vorliegt. Immerhin hielt ich mich für berechtigt, um so mehr, da mir bekannt ist, daß auch Professor Tugendvetter der Kandidatur von Hell mit einiger Sympathie gegenübersteht.
BERNHARDI etwas scharf. Professor Tugendvetter tritt seine neue Stellung am Krankenhaus erst zu Beginn des Sommersemesters an. Unsere Unterhaltung über diesen Gegenstand – und wenn ich mir eine Bemerkung erlauben darf, auch Ihr Briefwechsel, Herr Kollega, mit Professor Hell erscheint mir daher ein wenig verfrüht. Und wir brauchen um so weniger uns in dieser Angelegenheit zu überstürzen, als der bisherige Assistent von Tugendvetter, Doktor Wenger, schon einigemal seine Eignung, die Stelle wenigstens zu supplieren, in vorzüglicher Weise dargetan hat.
EBENWALD. Ich möchte nicht verfehlen, in diesem Zusammenhange meiner prinzipiellen Abneigung gegen Provisorien Ausdruck zu geben.
Prof. Tugendvetter von rechts, etwa fünfzig, grau, Bartkoteletten, im Gehaben etwas Joviales, absichtlich Humoristisches, dabei Unsicheres und
Beifallhaschendes, sieht im ganzen weniger einem Gelehrten als einem Börsenmann ähnlich. Kommt mit dem Hut auf dem Kopf, den er erst nach einigen Sekunden abnimmt. Ebenwald, Bernhardi.
TUGENDVETTER. Guten Morgen. Servus, Bernhardi. Grüß Sie Gott, Ebenwald. Ich hab dich schon oben gesucht, Bernhardi.
EBENWALD. Ich störe vielleicht –
TUGENDVETTER.
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