Reise um die Erde in 80 Tagen - Arena Kinderbuch-Klassiker

978-3-401-80184-1.tif

ARENA KINDERBUCH-KLASSIKER

Arenaneu.tif

Der Herausgeber


Friedrich Stephan,
geboren 1944, ist Lehrer für Englisch und Latein und
Lehrerausbilder für Englisch im Ruhestand.
Er betreut die von seiner verstorbenen Frau Freya Stephan-Kühn begründete umfangreiche historische Kinderbuchsammlung
Stephan-Kühn, in der sich viele deutsche und internationale Kinderbuchklassiker befinden.
Für die Reihe der ARENA-Kinderbuchklassiker hat er mehrere
englische Texte neu ins Deutsche übersetzt, andere gekürzt und bearbeitet. Darüber hinaus engagiert er sich im
Bundeswettbewerb Fremdsprachen und als Großvater.

Titel

Jules Verne

Reise um die Erde
in 80 Tagen

Aus dem Französischen
von Gisela Geisler

Impressum

Erste Veröffentlichung als E-Book 2012
Lizenzausgabe für den Arena Verlag GmbH, Würzburg, mit Genehmigung der Büchergilde BookishMall.com
© 1968 Büchergilde BookishMall.com, Frankfurt am Main
Titel der Originalausgabe: Le tour du monde en quatre-vingt jours
© der vorliegenden Ausgabe: 1999 Arena Verlag GmbH, Würzburg
Alle Rechte vorbehalten
Aus dem Französischen übersetzt und bearbeitet von Gisela Geisler
Einbandillustration: Klaus Steffens
ISBN 978-3-401-80184-1

www.arena-verlag.de

Vorwort

von Christoph Biemann

Als Jules Verne vor 140 Jahren sein Buch »Reise um die Erde in 80 Tagen« schrieb, war für seine Leser eine Weltumrundung eine Sensation. Und die in nur 80 Tagen zu schaffen, schien einfach unglaublich. Seitdem hat sich viel verändert: Würde man heute versuchen, möglichst schnell um den Globus zu kommen, wäre es mit dem Flugzeug wahrscheinlich an einem Tag zu schaffen.

Aber was hätte man davon? Eigentlich wäre das ziemlicher Quatsch und genauso unsinnig wie die Hetzjagd um die Erde, die Phileas Fogg veranstaltet, weil er seine Wette gewinnen will. Ihm geht es nicht darum, die Welt kennenzulernen. Ihm ist es nicht wichtig, mehr über andere Länder und Völker zu erfahren. Weil Phileas Fogg seine Scheuklappen nicht ablegen will, verliert er am Ende fast seine Wette. Da wäre die Reise wirklich beinahe umsonst gewesen. Sie ist es glücklicherweise jedoch nicht für den Leser dieser Geschichte. Denn der kann viel erfahren von der Welt, Dinge, die Phileas Fogg fast übersieht. Und man erfährt etwas über das Reisen vor 140 Jahren; einer Zeit, in der Reisen ein großes Abenteuer war.

Wer heute reist, hat selten die Möglichkeit, ein richtiges Abenteuer zu erleben. Unsere Reiseabenteuer beschränken sich vielleicht auf eine Einladung, in einem kleinen Fischerboot aufs Meer zu fahren. Vielleicht auch nur auf eine Autopanne, bei der wir hilfsbereite, freundliche Leute treffen – oder einen betrügerischen Taxifahrer. Wer heute verreist, ist oft nicht unterwegs, um unbekannte Gebiete zu entdecken und fremde Völker kennenzulernen. Meist verreisen wir, um uns zu erholen, die Sonne zu genießen und am Strand zu liegen.

Müssen wir traurig darüber sein, dass wir nicht die Abenteuer erleben können, die Phileas Fogg in diesem Buch erlebt? Keineswegs, denn wir können seine Abenteuer am Strand oder vom Sessel aus miterleben, ohne selbst in Gefahr zu geraten. Denn mal ehrlich: Vielen von uns ist eine Fahrt in einem kleinen Fischerboot eigentlich schon gefährlich genug, oder wollten wir wirklich von Räubern oder Terroristen entführt werden?

Ich jedenfalls folge lieber den Reisen, die Jules Verne in diesem Buch so spannend beschreibt. Wenn ich so richtig ins Schmökern komme, ist es so, als wenn ich selbst mit auf der Reise wäre. Lieber fiebere ich mit den Helden der Bücher mit, als selbst in Gefahr zu sein. Und begleitet von den skurrilen Spinnern, die die Bücher von Jules Verne bevölkern und so spannend und lustig machen, liege ich gern in meinem Liegestuhl und schmunzele vor mich hin.

Wer liest, lebt mehr als ein Leben – und viele Abenteuer! In diesem Sinne wünsche ich viel Spaß bei der spannenden Reise um die Welt in 80 Tagen!

Im ersten Kapitel

bekommt Phileas Fogg einen neuen Diener namens Passepartout und Passepartout einen neuen Herrn namens Phileas Fogg

Im Jahre 1872 bewohnte Phileas Fogg die Nr. 7 der Savile Row, Burlington Gardens – dasselbe Haus, in dem Richard B. Sheridan, eines der größten englischen Rednertalente, im Jahre 1816 verschieden war.

Phileas Fogg trachtete danach, durch nichts und niemanden aufzufallen; und doch zählten ihn seine Zeitgenossen zu den eigenwilligsten und berühmtesten Mitgliedern des Londoner Reform Club. Darüber hinaus wusste man so gut wie nichts von ihm, es sei denn, dass er ein vollkommener Gentleman und eine der elegantesten Erscheinungen der englischen Oberschicht war.

Man sagte ihm Ähnlichkeit mit Lord Byron nach – natürlich nur in den Gesichtszügen; denn Mr Foggs Füße waren tadellos geformt. Vom echten Byron unterschieden ihn auch der modische Schnauz- und Backenbart, aber er trug sich mit derselben erhabenen Gelassenheit wie sein Vorbild, dem sogar 1000 Lebensjahre keine Altersspuren aufgedrückt hätten.

Phileas Fogg stammte vielleicht nicht aus London, aber Engländer war er gewiss. Jeder Zweifel an seiner Nationalität war ausgeschlossen. Man traf ihn allerdings nie an der Börse, in der Bank von England oder in einem der Handelskontore in der City. Im Londoner Hafen und in den Docks suchte man vergeblich nach einem Schiff, dessen Reeder Phileas Fogg hieß. Unser Gentleman gehörte nicht einmal irgendeinem Aufsichtsrat an. Niemals erhob er die Stimme in einem Anwaltsgremium, nicht im Temple und auch nicht in Lincoln’s Inn oder Gray’s Inn. Phileas Fogg pflegte weder beim Obersten Gerichtshof noch beim Kanzleigericht, beim Appellationsgericht oder beim Geistlichen Gerichtshof zu plädieren. Er war weder Industrieller noch Kaufherr oder Landwirt.