Dann traten sie in ein enges Zimmer, fuhren aber bald wieder zurück, als ein schrecklicher Geruch, wie ein Dampfnebel, ihnen entgegenschlug. – Als Rinaldo wieder eintrat, fand er zwei Körper auf dem Boden, die in Fäulnis übergingen. Sie waren ganz entkleidet und mit geronnenem Blute bedeckt.
»Hier hausen Mörder!« – sagte er, verließ das Gemach und verschloß die Tür.
Die schreckliche Entdeckung machte ihn unruhig. Er wendete sich zu Rosalien und sagte:
»Hier werden wir schwerlich lange bleiben. Ich meinte, diese Trümmer würden nur ein Aufenthalt der Ottern und Eulen sein, und finde, daß sie von Mördern besucht werden.«
Rosalie schauderte zurück. Rinaldo bedachte sich nicht lange und ging mit dem Mädchen wieder dahin, woher sie gekommen waren. Sie eilten ins Freie und waren kaum auf dem offenen Schloßplatze angekommen, als ein Schuß fiel, dessen Kugel zwischen beiden durchfuhr. Rinaldo bedachte sich nicht lange, legte sein Rohr an, und gab Feuer auf den Busch, aus welchem der Schuß kam.
Er vernahm einen lauten Fluch; ein Geräusch, und im Augenblick stand ein Bewaffneter vor ihm, der ihn donnernd anredete:
»Hier keinen Widerstand, wo Batistello ist, der gefürchtete Anführer einer furchtbaren Truppe von Männern, die der Schrecken der ganzen Gegend sind!«
RINALDO Ha! sehe ich dich endlich, gefürchteter Batistello, von dem ich so viel schon gehört habe. Du bist es selbst?
BATISTELLO Ich bin es.
RINALDO Nun so wisse, daß ich dir um kein Haar breit weiche: denn auch ich bin gefürchtet, wie du. – Ich bin Rinaldini, der Unerschrockene.
BATISTELLO Ha! treffen wir uns hier? – Wisse, daß wir mit Worten nicht auseinander kommen. Ich bin eifersüchtig auf deinen Ruhm. Unser Zusammentreffen kann sich nur mit der Unterwerfung des einen von uns beiden enden. – Daß ich mich dir nicht unterwerfen werde, kannst du denken, also greif zum Säbel und laß sehen, ob du ihn zu führen verstehst.
RINALDO Das sollst du erfahren. – Laß aber deine Leute aus dem Hinterhalt treten.
BATISTELLO Ich bin hier jetzt ganz allein. Wer von uns beiden fällt, ist der Erbe des andern.
RINALDO Der meinige ist dieses Mädchen.
BATISTELLO Das wird sich geben. Sie soll ungehindert abziehen und eine gute Zehrung von mir erhalten. Laß deine Leute vortreten!
RINALDO Sie sind über eine halbe Stunde weit von hier entfernt.
BATISTELLO Nun gut, so zieh!
Rinaldo entledigte sich seines Gewehrs und seiner Jagdtasche. Rosalien traten Tränen in die Augen. Rinaldo sah sie nicht, zog und ging auf Batistello los. Dieser empfing ihn mit Kälte und Mut. Es fiel Hieb gegen Hieb, von beiden pariert und wiederholt. Sie hackten ein paar Minuten aufeinander los. Rinaldo wurde immer hitziger. Batistello blieb kalt und bei Fassung. Rinaldo sah und hörte nicht mehr, stürmte immer wütender auf seinen Gegner los, und dieser zog unbemerkt mit der linken Hand ein Terzerol. Die Hand hinter den Rücken gelegt, schoß er es auf Rinaldo ab, und fehlte ihn.
»Ha! Nichtswürdiger!« – schrie Rinaldo ergrimmt, zog eine Pistole aus dem Gürtel, und schoß ihm eine Kugel durch den Kopf. – Batistello fiel. Rosalie schrie laut auf.
Ohne eine Wort zu sprechen, gab der Bandit seinen Geist auf. Rinaldo packte ihn und warf seinen Körper in den Busch, aus welchem er auf ihn geschossen hatte.
Hier lag ein Päckchen. Er hob es auf und gab es Rosalien.
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