Stärker als die unsrige.
PETER. Wären die uns vorher über den Hals gekommen, so halte sieh ein sauberes Ungewitter über uns zusammengezogen. – Nun, laßt die Hörner schmettern und ihnen rasch entgegen!
Feldgeschrei, Getümmel, Kriegsmusik hinter der Szene Klaus kommt schnell herbeigehinkt.
KLAUS. Ob ich hier wohl sicher bin? – Ach, wo ist man im Kriege wohl sicher? Auf wie vielen weiten und meilenbreiten Feldern thront jetzt die Sicherheit, und ich Unglückseliger muß mich nun durch ein böses Schicksal grade hier an diesem Orte der Unsicherheit befinden! – Hu! Was das für eine Art ist, miteinander umzugehn! – Ist das nicht lächerlich, daß die Menschen im gewöhnlichen Leben so viele Umstände miteinander machen, und wenn sie nun einmal die rauhe Seite herauskehren, daß sie sich mit denselben Händen totschlagen, mit denen sie sonst so viele Höflichkeitsgebärden veranstalten. – Ach, das gewinnt für meine Herrschaften ein schlimmes Aussehn; so geht's, wenn man sich nicht von einem Narren will raten lassen: Sobald der Verstand bei der Torheit bettelt, erfolgt gewöhnlich ein gutes Almosen, denn die Torheit gibt, ohne die Münzsorten zu besehn; wer aber bei gescheiten Leuten Hilfe besucht, bekommt immer nur Scheidemünze. – Ach, wie sind hier die Sentenzen am rechten Orte! Solange der Mensch nur noch eine Pfeffernuß zu beißen hat, wird er keine Sentenzen sprechen, wenn man aber so, wie ich jetzt, an Leib und Seele bankrott ist, so ist das das einzige Labsal. – Ich will mich hinter diesem Strauch verbergen, aber meine Narrheit scheint ganz gewiß durch wie ein Edelstein; wenn nicht das lahme Bein wäre, würd' ich fortlaufen. – O Himmel, sie kommen schon zurück. Ab.
Peter Berner mit Knechten und Trompeten; Heymon, Konrad, Martin als Gefangene.
PETER. Seht, wie schnell wir mit euch fertig geworden sind; aber jetzt ist mein Arm lahm, nun dürfte kein Dritter kommen. – Ihr habt euch nicht besonders gehalten, das muß ich euch sagen.
HEYMON. Jeder tut, was er kann.
KONRAD. Und das haben wir, hoff' ich, auch getan.
MARTIN. Was unmöglich ist, bleibt unmöglich.
PETER. Jetzt will ich überlegen, was ich mit euch anzufangen habe. Er geht im Hintergrunde auf und ab.
MARTIN. Jetzt hab' ich ihm doch nun endlich ins Gesicht gesehn, ich hab' Euch immer nicht glauben wollen – aber Ihr habt doch recht, er hat einen ganz, blauen Bart.
KONRAD. Nun seht Ihr wohl, ich hab's Euch ja vorhergesagt.
MARTIN. Es gibt ihm ein recht grausames, widerliches Aussehn, und dabei sieht er doch etwas lächerlich aus.
KONRAD. Hat sich was zu lachen! Wir sind jetzt in seiner Gewalt, und es kostet ihn nichts, uns das Leben zu nehmen.
HEYMON. Das wird er gewiß nicht.
MARTIN. Ich traue seinem verwünschten blaubärtigen Gesichte nicht.
KONRAD. Nun hatte der weise Mann, unser Ratgeber, ja doch recht, wenn er uns riet, den ganzen Feldzug zu unterlassen; aber wer nicht hören will, muß fühlen, und das tun wir jetzt. Wir tun weit mehr, wir haben nicht nur den Krieg verloren, wir sind noch dazu gefangen. – Wenn wir nur unsern Ratgeber hier hätten!
HEYMON. Das wünschte ich auch, denn ohne ihn wissen wir doch nicht recht, was wir anfangen sollen.
PETER. Nun, was meint ihr, daß ich tun werde?
HEYMON. Uns gegen Lösegeld freilassen.
MARTIN. Uns auf unser Versprechen nach Hause ziehn lassen.
KONRAD. Wartet einmal! – Ihr werdet uns vielleicht irgendeinen Schimpf antun, um Euch zu rächen.
PETER.
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