Aus meinem Narrenstock läßt sich ein herrlicher Kommandostab machen, man darf nur oben den Eselskopf herunterbrechen; den vermach' ich Euch! – Meine Mütze Eurem Bruder Konrad, die Ohren sind schon ziemlich abgetragen; meinen Witz dem Ratgeber da und meine Krücke demjenigen, der nur mit einem Beine aus dem Felde zurückhinket.

RATGEBER. Deinen Witz magst du selbst behalten, er ist so durchgescheuert, daß man die Fäden zählen kann.

KLAUS. So könnt Ihr immer noch Euren vernünftigen Rat damit flicken, denn ich glaube, daß Verstand kein besseres Unterfutter finden kann als Narrheit. Ich versichere Euch, nichts hält so warm und bewahrt vor Husten und Schnupfen, Sehwindel und dergleichen so gut wie ein Brusttuch von derber Narrheit. Trüget Ihr es nur unter Eurem Panzer, Herr Ritter, Ihr würdet Euch wohl dabei befinden, als bliebet Ihr lieber zu Hause und ergötzet Euch hier bürgerlich mit mir oder dem Ratgeber oder ginget auf die Jagd. – Warum muß es denn gerade Krieg sein? Krieg ist ein gefährliches Spiel. Ich kann schon das bloße Wort nicht leiden; glaubt mir, es liest sich besser davon in Büchern, als dort im Felde zu stehn und zu passen und zu passen – und wenn man nun in der Hinterhand sitzt und der Feind bekommt die Matadore!

HEYMON. Der Narr schwatzt und kann kein Ende finden. Du sollst uns den Marsch verkürzen durch deine Märlein.

KLAUS. Soll ich reiten oder gehn?

KONRAD. Gehn.

KLAUS. Nun, Gott segne Euch, ich werde so auf meine Art gehen müssen.

HEYMON. Kommt, Vetter Martin – kommt, Ritter! Der Sieg winkt uns, wir wollen uns nicht säumig finden lassen.

KONRAD. Wenn wir nur erst die eroberten Fahnen aufhängen! Alle ab.

KLAUS. O über die lumpige Welt! – Wahrhaftig, ich schäme mich jetzt, ich werde dafür bezahlt, um ein rechter wahrer Narr zu sein, und nun bin ich ein Pfuscher gewesen und war offenbar der Verständigste von allen. Sie pfuschen dafür in mein Handwerk, und so ist kein Mensch mit seinem Stande zufrieden. Wollte nur Gott, ich könnte die Klugheit so wacker spielen, wie sie sich in der Narrheit gut ausgenommen haben. – Nun, Schicksal, du Vormund der Verstoßenen, wirst du dich ihrer so sehr annehmen, wie sie fest auf dich vertrauen, so werden sie diesen Feldzug bald geendigt haben. Ab.

 

Zweite Szene

Die Burg Friedheim.

Agnes und Anne, ihre Schwester.

 

AGNES mit einer Laute. Nun höre mir zu, liebe Schwester, ob ich jetzt imstande bin, das Lied recht zu spielen.

ANNE. Du hast kein Talent zur Musik, es wird dir zeitlebens nicht gelingen.

AGNES. Und warum denn nicht so gut wie andern? – Höre nur:

Wie rauschen die Bäume

So winterlich schon;

Es fliegen die Träume

Der Liebe davon!

Und über Gefilde

Ziehn Wolkengebilde,

Die Berge stehn kahl.

 

Es schneidet ein Regen

Dem Wandrer entgegen,

Der Mond sieht ins Tal.

Ein Klagelied schallt

Aus Dämm'rung und Wald:

 

Ach herbstliche Winde

Verwehten den treulosen Schwur,

Wie Blitze geschwinde

Verschüttet vom Glück sich die goldene Spur.

O dunkles Menschenleben,

Muß jeder Traum einst niederschweben?

 

Rosen und Nelken

Bekränzen das Haupt,

Und ach sie verwelken,

Der Baum steht entlaubt;

Der Frühling, er scheidet,

Macht Winter zum Herrn,

Die Liebe, sie meidet

Den Menschen und stehet und bleibet ihm fern.

 

Verworrenes Leben,

Was ist dir gegeben?

Erinnern und Hoffen

Zur Qual und zur Lust. –

Ach! Ihnen bleibt offen

Die zitternde Brust.

ANNE. Besser, als ich gedacht hätte.

AGNES. Aber sage mir einmal, warum in allen diesen Gedichten immer soviel von Liebe die Rede ist? Wissen diese Liedermacher denn keinen ändern Gegenstand?

ANNE. Sie glauben, daß jedermann daran teilnimmt.

AGNES. Ich wahrlich nicht. Mir ist nichts widerwärtiger als diese ewigen Klagen. Ich wünschte, es gäbe so Lieder für alle möglichen Sinnesarten, alles froh und heiter. – Erzähle mir doch, wie ist es denn eigentlich mit deiner Liebe, ich weiß fast kein Wort davon.

ANNE.