Rosenmontag

Hartleben, Otto Erich

Rosenmontag

 

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Otto Erich Hartleben

Rosenmontag

Eine Offiziers-Tragödie

 

 

Personen

Gertrude Reimann.

 

Hugo von Marschall,

Harold Hofmann,

Peter von Ramberg,

Paul von Ramberg,

Ferdinand von Grobitzsch, , Oberleutnants.

 

Moritz Diesterbeg,

Hans Rudorff,

Benno von Klewitz,

Franz Glahn, , Leutnants.

 

Fritz von der Leyen, Fahnenjunker.

 

Tiedemann, Sergeant und Oberordonnanz.

 

Drewes, Ordonnanz.

 

Heinrich Nettelbusch, Bursche von Rudorff.

 

Joseph Wachowiock, Bursche von Glahn.

 

Dr. Friedrich Meitzen, Stabsarzt.

 

August Schmitz, Kommerzienrat.

 

Offiziere, Fähnriche, Fahnenjunker und Ordonnanzen.

 

Die Handlung spielt in einer rheinischen Garnison.

 

 

Erster Akt

 

Das Offizierkasino im Parterre der Kaserne. In der Mitte des Zimmers großer hufeisenförmiger Tisch, gegen das Publikum zu geöffnet, an dem gegen dreißig Offiziere sitzen. Im Hintergrunde zwei Fenster, zwischen denen das lebensgroße Ölbild des früheren Regimentschefs hängt. Durch die Fenster sieht man auf den Exerzierplatz. – Links – vom Publikum – zwei Türen, von denen die eine in die Küche, die andere in das Spielzimmer führt. Zwischen den Türen steht ein großes Büfett von Eichenholz, darauf Weinkühler, Bowlen usw. Links in der Ecke eine Staffelei mit dem Regimentsalbum. – Rechts vorn eine Doppeltür, die zum Korridor führt; die Wand dahinter ist mit zahllosen eingerahmten Photographien in den verschiedensten Größen bedeckt, von denen einige mit Lorbeerkränzen und Flor geschmückt sind. – Von der Decke herab hängt in der Mitte des Zimmers ein großer Kronleuchter mit Kerzen. Rechts und links vom Büfett zwei Wandarmleuchter mit sechs Kerzen. Die Stühle um den Tisch herum sind handfeste eichene Rohrstühle.

Wenn der Vorhang aufgeht, sitzen die Offiziere an der gemeinschaftlichen Mittagstafel und unterhalten sich lebhaft, in Gruppen ziemlich laut durcheinander sprechend. Es ist kurz vor Ende der Mahlzeit, die

Ordonnanzen tragen hier und da ab. In der Mitte der hinteren Tafel sitzt der rangälteste Hauptmann, zwei andere Hauptleute neben ihm. Der Tischvorstand, Oberleutnant von Marschall, sitzt an der hinteren Tafel an der linken Ecke, mit dem Gesicht zum Publikum. Vorn an der rechtsseitigen Tafel sitzen die Fähnriche und die Fahnenjunker. Vorn an der linksseitigen Tafel sind einige Gedecke leer geblieben. Im übrigen gruppieren sich die Offiziere mehr oder weniger der Anciennität nach um die Tafel.

 

Erste Szene

DER RANGÄLTESTE HAUPTMANN klopft, ohne sich zu erheben, mit dem Messer ans Glas. Die Unterhaltung verstummt sehr schnell. Meine Herren, Herr Leutnant von Marschall bittet einen Augenblick um Gehör.

VON MARSCHALL erhebt sich, indem er den Klemmer abnimmt. Ja, meine Herrn ... also ... wie Sie wissen, soll auf unserem diesjährigen Fastnachtsball, den wir auf den kommenden Rosenmontag angesetzt haben, ein ... wie soll ich sagen ... ein kleines Bühnenweihfestspiel stattfinden. Der »Handschuh« von Schiller! Es haben sich bereits einige Herrn in der liebenswürdigsten Weise bereit erklärt, ihre Kunst in den Dienst der Sache zu stellen. Die Rollen der Tiere sind in den besten Händen – Er liest von einem Zettel. Zwei Leoparden – die beiden Herrn von Ramberg.

 

Peter und Paul von Ramberg die hinten an der rechtsseitigen Tafel sitzen, erheben sich gleichzeitig ein wenig von den Sitzen und verbeugen sich gegen von Marschall. Beifälliges Gelächter.

 

VON MARSCHALL fortfahrend. Das Tigertier – Herr von Grobitzsch.

VON GROBITZSCH er neben ihm sitzt, will sich ebenfalls erheben.

VON MARSCHALL drückt ihn sanft nieder.